Topographia Franconiae: Altorff

Topographia Germaniae
Altorff (heute: Altdorf bei Nürnberg)
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Alt-Sittenbach
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 20–21.
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Altorff.

Diese kleine Stadt sol so viel als ein altes Dorff heissen / dahin auch noch der Zeit viel Bauren gepfarret seyn / und die Marggräffische Bürgthannische (so eines unter den viel Haupt-Aemptern im Burggraffthumb Nürnberg / und welches Schloß Burgthann / ein halbe Meil ungefehrlich von Altorff gelegen / an die Burggraffen / von einem Edelmann / der Thanner genannt / kommen / und vorzeiten ein Pfältzisch nach Altorff gehöriges Lehen gewesen ist) Unterthanen / ihr Pfarrecht / und Kirchhof / oder Begräbnuß / allhie haben. Es ist Altorff vor diesem / wie allbereit angedeutet / ein Fürstlich Ober-Pfältzisch Ampt gewesen / darzu die beyde Dörffer / Bettenhofen / und Schwartzenbach gehören. Anno 1504. in dem Bayer-Pfältzischen Krieg / haben die von Nürnberg / dem Pfaltz-Graven / die Städte Altorff / Lauffen / und Herßbrug / eingenommen: und Anno 1521. hernach / einen Vertrag / mit beyden Herrn Brüdern / Pfaltz-Graff Ludwigen Churfürsten / und Pfaltz-Graff Friederichen / geschlossen: wie in einer geschriebenen Verzeichnuß / und dabey auch dieses stehet / daß eltiche vermeynen / weiln besagter Pfaltz-Graff Friederich / damals zu Nürnberg / an Geld gantz entblöst / er solchen Vertrag / daß der Stadt Nürnberg die eingenommene Oerter zu ewigen Tagen verbleiben solten / bey seinem Herrn Brudern befördert hätte. Folgends / haben die Herren von Nürnberg An. 1575. ein vornehme Schul / oder Gymnasium, allhie angerichtet / deren erster Rector Valentinus Erythraeus gewesen: Darauß Anno 1578. auff Zulaß- und Befreyung Käysers Rudolphi II. ein Academia, und endlich Anno 1622. auß sonderbarer Käyserlichen Gnad / Käysers Ferdinandi II. ein Universität worden / also / daß heutigs Tags in allen Facultäten (ausser der Theologia) Doctores, Licentiati, Magistri, Baccalaurei, und Poëtae, gemacht werden: und ward solche Universität den 29. Junii Anno 1623. mit grosser Solennität allda eingeführt: wie hiervon der Actus Publicationis Privilegiorum Doctoralium, etc. allhie / An. 24. im Druck außgangen / weitläufftig zu lesen: und darinn auch die Privilegia von Höchstgedachten beyden Käysern ertheilet / zu finden seyn. Es haben bey dieser hohen Schul / neben andern / gelehret / Edo Hildericus de Varel, Christianus Matthias, Georgius König / Johann Hartmann der H. Schrifft Doctores: Hugo Donellus, Obertus Cyphanius, Petrus Wesembecius, Scipio Gentilis, Conradus Rittershusius, Matthias Hubnerus, Andreas Dinnerus, Aegidius Agricola, Erasmus Vngepaur, Johann-Gerhardus Frauenburgus, Wilhelmus Ludvvell, Nicolaus Rittershusius,

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[21] in der Juristen Facultät: Nicolaus Taurelus, Philippus Scherbius, Ernestus Sonerus, Caspar Hofman, Georgius Naeslerus, in der Medicinischen: Georgius Glacianus, Joan Praetorius, Michaël Piccartus, Arnoldus Clapmarius, Daniel Schwenter / Georgius Queccius, Michaël Virdungus, Johannes Kobius, in der Philosophischen / etc. Facultät. Es seyn nicht allein von allen Orten deß Hoch- und Nidern-Teutschlandes / sondern auch Engeländer / Dännemärcker / Frantzosen / Irrländer / Schotten / Italianer / Lieffländer / Lotharinger / Poln / Reussen / Savojer / Schweden / Siebenbürger / Ungarn / etc. studirens halber / und darunter auch viel Hohen- und Mittelmässigen Standes / hieher kommen; weilen die Herrn Professores fleissig und fundamentaliter, docieren: und daselbst / wann es ein wenig friedliche Zeiten gibt / umb ein gar leydentliches zu zehren ist; und man die übrige Nothdurfft von Nürnberg / so nur 3. Meylen davon gelegen / haben kan. Sonsten ist / ausser der Kirchen / deß Collegii, deß Schlosses / und deß der Hohen Schul gehörigen Gartens / wenig allda zu sehen. Man findet / daß in dem alten Nürnbergischen Krieg / mit Marg-Graff Alberto, Chur-Fürsten zu Brandenburg / Anno 1449. geführet / dieser Ort von den Nürnbergern / hart belagert / und wol halb außgebrannt / aber nicht erobert worden. In dem jüngeren Nürnbergischen Krieg / mit Marg-Graf Albrechten von Brandenburg / zun Zeiten Käysers Caroli V. solle Altorff von den Marg-Graffen abgebrannt worden seyn. Siehe unten Lauffen: und ein mehrers bey Beschreibung der Stadt Nürnberg. Anno 1632. im Hornung / ist dieser Ort / vom Generaln Graffen von Tilli eingenommen / und mit Soldaten besetzt / aber wieder verlassen worden.

Die absonderliche Lateinische Stadt-Schuhl / so vor diesem daselbst gewesen / ist / als man Anno 1531. das Gymnasium zu Nürnberg aufgerichtet / dahin transferirt worden. Es hat dieses Altorff etwan zu der Nürnbergischen Reichs-Vogthey gehört / ist hernach umbs Jahr 1291. und folgende Nassauisch gewesen / biß aufs Jahr 1352. und ferners: Aber Anno 1361. war dieses Ampt allbereit Burgg. Nürnbergisch; Kam aber An. 1376. durch Heyrath an Schwantiborn / Hertzogen zu Pommern-Stettin / welcher mit seiner Gemahlin Anna / Anno 1393. Pfaltz-Graffen Ruperto, hernach Käysern / dieses Ampt um 12000. Gulden verkaufft / und ist ferner Altorf bey den Pfaltz-Grafen biß auffs Jahr 1504. verblieben / da es in dem Pfaltz-Bayerischem Krieg / wie abgedacht / an die Stadt Nürnberg kommen / deren auch dieser Ort frey-eygenthümlich zu gehört.