Topographia Circuli Burgundici: Delft
[126] Delft / Delphi. Diese ist die dritte unter den Holländischen Haupt-Städten / und hat den Namen entweder von dem Graben / den Albertus Bavarus, den Burgern allhie / auß dem Fluß Scia in die Maas zu führen / erlaubt; wie dann deluen, oder diluen, den Holländern Graben bedeutet; oder daß das Dorff / an statt dessen die Stadt erbauet worden / schon zuvor Delft geheissen / ohne zweiffel von deß Corbulonis Graben / zwischen der Maas und Rhein / von 23. Welscher Meilen gemacht / von welchem Tacitus lib. 11. Annal. fol. 105. zu lesen. Und sagt Cluverius cap. 6. de Rheni alveis: Es ist noch übrig der Graben / so von der Stadt Leyden / unter dem gemeinen Namen de Vliet, nach Delft / und von dannen zum Dorff Maesland gehet / und endlich bey dem benachbarten Dorff Sluiis zu der Maas kompt: und diesen halte ich vor deß Corbulonis Graben / etc. Es sey dann / daß dieser Stadt Delfft / vielleicht das vornehme Geschlecht und Delf den Namen geben hat / wie Zuerius, in Theatro Hollandiae, erinnert: der auch auß einem alten Scribenten meldet / daß es allhie vorhin zwo schöne Pfarrkirchen / die alte und neue / ein Minoriten- und viel Nonnen Clöster / und ausser der Stadt derselben drey / und darunter ein Carthauß / von einem Graffen von Ostervant gestifftet / gehabt habe. So ist zu dieser Stadt allezeit gerechnet worden ein prächtiger Pallast / deß Connincx-Uythoff ins gemein genannt / den / wie es das Ansehen / Wilhelmus II. Graff zu Holland / Römischer König / erbauet hat; neben welchem ein Praemonstratenser Closter / so Connincx-velt geheissen / gestanden. Es soll diese Stadt Anno 1071. oder 75. erbaut / oder / wie theils wollen / von Hertzog Gotfriden auß Lothringen / dem buckelten (so Holl- und Frießland ein weil unbillich inn gehabt) nur vermehrt worden seyn. Sie ist in die Länge erbaut / und wasserreich / da das Wasser fast durch alle Gassen / in grossen tieffen Canälen laufft: ausser daß sie auch den obbesagten Haven / oder Port / oder Graben. Hat auch schöne offentliche und privat Häuser / einen grossen und sehr weiten Marckt / auff welchem das schöne und prächtige Rahthauß / mit einem herrlichen Thurn / darinn ein Glocken-Music stehet; an welchem vornen her geschrieben:
Haec domus odit, amat, punit, conservat, honorat,
Neqitiam, pacem, crimina, jura, probos,
[127] Bey solchem ist nahend die neue / oder S. Hipolyti Kirch / darinn deß Printz Wilhelms von Oranien / Grafens zu Nassau (so Anno 1584. von einem Burgunder / allhie in dem Engelländischen Hause / allda noch Warzeichen dessen zu sehen seyn sollen / mörderischer Weise ist erschossen worden /) prächtiges Monument zu sehen. Die Grabschrifft lautet also: D. O. M. et aeternae memoriae Gulielmi NassovI, supremi Aurasionensium Princ. Patris Patriae, qui Belgii fortunis suas posthabuit, et suorum: validissimos Exercitus aere plurimum privato bis conscripsit, bis induxit Ordinum auspiciis: Hispaniae tyrannidem propulit: verae Religionis cultum, Avitas Patriae leges revocavit, restituit: Ipsam denique libertatem tantum non assertam Mauritio Principi Paternae virtutis Heredi Filio stabiliendam reliquit: Herois verè pii, prudentis, in victi: Quem Philippus II. Hispan. Rex, ille Europae Timor, timuit, non domuit, non terruit, sed empto Percuflore fraude nefanda sustulit, Foederat. Belg. Provinc. perenni meritor. monum. P. C. C. Es ruhet unter solchem Stein auch seine Wittib / und sein Sohn / Printz Moritz von Oranien / so Anno 1625. den 23. Apr. gestorben. Theils nennen den oberwehnten Meuchelmörder Balthaser Gerardi / theils Balthasar Serack: Strada Baldassarem Girardum, von Villafans / auß der Grafschafft Burgund. Sihe Meteranum im 12. Buch seiner Niederländischen Historien. Als Anno 1647. Printz Friderich Henrich von Oranien / Graf von Nassau / nach hochgedachtem seinem Herren Brudern Printz Moritzen / ein lange Zeit der Herren Staaten General / der groß Glück gehabt / und treffliche Thaten verbracht / den 13. Martij / ins Grafen Hag gestorben / so hat man ihn hieher / allda er auch Anno 1584. den 29. Januarij / Abends zwischen 8. und 9. Uhren gebohren worden / ingleichem geführet. In der andern Kirchen / so theils für die Hauptkirchen dieser Stadt halten / und zu S. Ursula / oder die alte Kirch nennen / so ein herrlicher Bau ist / und einen hohen Thurn hat / ruhet deß berühmten Philippi von Marnix / Herren zu S. Aldegonda / Tochter / Elisabeta Marnixia, deß Ritters Caroli Morgans Gemahlin / bey deren Monument neben andern Worten / diese Vers stehen:
Illustri serie longaeque ab origine gentis
Morgani hic conjux Elisabetha tegor.
MarnixI soboles, quod non nescitur in orbe
Nomen, et invito tempore semper erit.
Virtutum satis est uni placuisse marito,
Quod pro me loquitur tam preciosus amor.
Bey dieser Kirch ligt das vorhin sehr ansehenlich / und reiche S. Agathae Kloster / in welchem jetzt die Fürsten einzukehren pflegen. Es gibt grosse Handthierung und sehr reiche Leuth allhie: allda herrliche Tücher in grosser Anzahl gewircket werden. So wird das Bier / so allda gebrauet / vor allen andern in Holland / wegen deß Hopffens Güte / und daß es an leichte / und gutem Geschmack / gar nahe dem Londinischen und Hamburgischen kompt / gelobet. Man hält sie vor die schönste und sauberste Stadt in Holland; wie sie dann auch in einem gar schönen lustigen ebnem Lande liget / zimblich vest ist / und tieffe Wassergräben herumb / aber nichts von Bollwercken hat. Der Burgundische Historicus, Pontus Heuterus, so Anno 1602. gestorben / ist allhie gebohren worden. So wollen auch etliche diese Stadt für deß Ketzers David Georgij Vatterland halten / der Anno 1501. auff diese Welt kommen / hernach Anno 1556. zu Basel gestorben / nach dreyen Jahren aber wider außgegraben / und mit den Büchern / verbrant worden ist. Sein Vatter war ein sehr lustiger / und in der Niederländischen Poeterey berühmter Mann / und deßwegen jedermännisch angenehm. Anno tausend sechs und achtzig / 3. Mäyen / ist diese Stadt fast gantz auß gebronnen: Da dann die [128] Storchen ihre Jungen hinweg geflehnet / welche sie aber / schwerheit halber / nicht tragen können / sie mit ihren Flügeln bedeckt / und sich endlich mit ihnen verbrennen sollen haben lassen. Theils zwar setzen diese Geschicht erst nach dem 1389. und vor dem 1448. Jahr; Theils referiren solche erst zum 1536. und sagen: Als die alten Storchen gesehen / daß das Feur sich ihren Nestern nahen wolle / daß sie ihre Jungen auß denselben zu werffen versucht; dieweil aber die Jungen zu schwer gewesen / man augenscheinlich gesehen habe / daß die Alten sie mit außgebreiten Flügeln bedeckt / als ob sie dieselbe entweders beschirmen / oder ja sie nit überleben wolten / und seyen also mit ihnen verbronnen. Und kan wol seyn weilen in gedachtem 1536. Jahr diese Stadt wieder meistentheils in die Aschen gelegt worden / daß sich ein dergleichen Geschicht mit den Storchen zweymal allhie begeben. Der vortrefflich gelehrte Mann Hadrianus Junius hat weyland diese Vers hievon gemacht:
Candida et obstreperis in visa Ciconia ranis,
Pignora ab ardenti viderat igne premi.
Excipiatne suos, et aperta pericula tentet?
Hinc suadet pietas, vitae amor inde vetat.
Hunc luctum pietas generosa diremit, et urna
Esse eadem, et sobolis vult Libitina suae.
Jam minor Assyrium Phoenicem fama loquatur,
Vivere quae busto quaerit, at ista mori.
Sihe von dieser Stadt obgedachten Zuerium, in Theatro Hollandiae, Hegenitium in Itin. Frisio-Holland. G. Braun in seinem Städtbuch / und C. Ens in delic. apodem. p. 153. seqq.
Es ligen umb Delfft herumb 1. Loßdum / davon unten 2. Hunds Larden / weyland Printz Friderich Henrich von Oranien gehörig / so allda ein Königl. Gebäu auffführen / und solchen Orth noch stetigs zieren lassen. 3. Ouvverscie, oder Overscia, ein berühmt Dorff und Uberfahrt über den Fluß Scia. 4. S. Gravesanda / davon unten; und 5. Voorburg / davon auch unten an seinem Ort gesagt wird.