Statistische Darstellung des Kreises Moers/XIV. Land- und Wasserstraßen

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XIV. Land- und Wasserstraßen.

Die für den allgemeinen Verkehr bestimmten öffentlichen Wege des Kreises Moers zerfallen in folgende Klassen: Staatsstraßen, Bezirksstraßen, Actienstraßen und Communalwege. Die Staats- und Bezirksstraßen stehen unter der Aufsicht der Königlichen Kreisbaumeister. Der Kreisbaumeister von Crefeld hat die Cöln-Nymweger Staatsstraße von der südlichen Kreisgränze bis Moers, und die Bezirksstraßen von Moers nach Aldekerk und von Vluyn nach Vinnbrück, derjenige zu Xanten die Cöln-Nymweger Bezirksstraße von Moers bis Xanten, die Wesel-Venloer Staatsstraße, die Xanten-Geldern’sche und die Rheinberg-Geldern’sche Bezirksstraße, der Kreisbaumeister zu Cleve endlich die Cöln-Nymweger Staatsstraße von Xanten bis zur nördlichen Kreisgränze unter sich. Über die einzelnen Staats- und Bezirksstraßen ist folgendes mitzutheilen.

1. Die Cöln-Nymweger Staatsstraße führt von Süden nach Norden der Länge nach durch unsern Kreis und berührt die Städte Moers, Rheinberg und Xanten, sowie die Dörfer Caldenhausen und Marienbaum. Sie hat eine Breite von 32 Fuß und in unserem Kreise eine Länge von 12262 Ruthen. Da sie parallel mit dem Rheine und der rechtsrheinischen Eisenbahn läuft, so ist der Frachtverkehr auf ihr unbedeutend. Sie wird täglich durch eine von Crefeld nach Cleve und von Cleve nach Crefeld gehende Post befahren, ferner durch eine Lokalpost zwischen Rheinberg und Moers zum Anschluß nach Homberg und eine solche von Xanten nach Grünthal zum Anschluß nach Wesel. Die Straße vermittelt demnach hauptsächlich den Verkehr der drei Städte unter sich, und die Communikation der Kreiseingesessenen mit Cleve einerseits und Crefeld andererseits. Die direkte Verbindung zwischen den letzteren beiden Städten bewirkte bisher die über Geldern führende Post und wird in Zukunft die neue Eisenbahn vermitteln, welche auch für einen großen Theil unseres Kreises die nächste Verbindung mit Cleve und zum Theil auch mit Crefeld gewähren wird. Hierdurch wird die Cöln-Nymweger Staatsstraße noch mehr vereinsamen. Dieselbe hat im hiesigen Kreise vier Barrieren, zu Trompett, Bornheim, Grünthal und Marienbaum, welche folgendes aufbrachten:

|
Die Barriere zu: erhebt für
Meilen
brachte auf die Barriere ist:
1859 1860 1861
Thlr. Thlr. Thlr.
Trompett      1,5 230 244 251 administrirt
Bornheim      1,5 480 480 426 verpachtet
Grünthal      4 900 900 900 "
Marienbaum      2 490 460 460 "

</center|>

Hierzu ist zu bemerken, daß die Hebestelle Grünthal die Chausseegelder sowohl für die Cöln-Nymweger, als für die Wesel-Venloer Straße und zwar für eine Strecke von je 2 Meilen erhebt und daß in der vorstehend aufgeführten Pachtsumme von 900 Thlrn. der Chausseegeldertrag der letzteren Straße mitenthalten ist.

Auf der Cöln-Nymweger Staatsstraße sind vier Aufseher angestellt, einer für die Strecke zwischen der südlichen Kreisgränze und Moers, ein Zweiter für die Strecke zwischen Moers und Grünthal, der Dritte für diejenige zwischen Grünthal und Xanten, und der Vierte für den übrigen Theil der Staatsstraße. Sie erhalten 192, 216, 252 und 240 Thlr. Gehalt.

Zur Unterhaltung werden jährlich, wie auch auf der folgenden Straße, in der Regel etwa 900 Thlr. pro Meile verwandt. Doch haben die Kosten im Jahre 1861 bedeutend mehr betragen, weil in Moers die über den Stadtgraben führende steinerne Brücke, und bei Grünthal die große hölzerne Fluthbrücke umgebaut resp. reparirt werden mußten.

2. Die Wesel-Venloer Staatsstraße, unter der Fremdherrschaft angelegt, sollte ursprünglich die Communication zwischen Paris und Hamburg vermitteln. Natürlich hat sie diese Bedeutung längst eingebüßt. Sie ist 32 Fuß breit und im hiesigen Kreise 3308 Ruthen lang. Sie berührt die Flecken Alpen und Büderich, und bewirkt die Verbindung des mittleren und nördlichen Theiles des Kreises mit Wesel. Der Verkehr auf derselben ist nicht sehr bedeutend, zumal um nach Wesel zu gelangen die Rheinbrücke passirt werden muß, die Einwohner des bezeichneten Kreistheiles ihre Bedürfnisse daher lieber in Rheinberg und Xanten holen, beziehungsweise ihre Produkte nach letzterem Orte liefern. Doch werden auch Getraide und andere Erzeugnisse an die Eisenbahn nach Wesel geliefert, und Kohlen etc. mit zurückgenommen. Die Straße wird durch eine täglich zwischen Geldern und Wesel hin und hergehende Post befahren.[1] In unserem Kreise befindet sich eine Barriere auf derselben, nämlich in Grünthal, über deren Einnahme bereits oben sub 1 berichtet worden ist.

Es sind zwei Aufseher für diese Straße angestellt; der eine hat die Strecke vom Rheine bis Grünthal und zugleich die Staatsstraße zwischen Grünthal und Xanten, der andere diejenige zwischen Grünthal und Geldern zu beaufsichtigen; jener bezieht, wie bereits angegeben, ein Gehalt von 228, dieser von 204 Thlr.

3. Die Moers-Aldekerker Bezirksstraße. Sie setzt sich über Aldekerk nach Kempen und über Moers nach Homberg fort, ist 24 Fuß breit und im Kreise Moers 3363 Ruthen lang. Ursprünglich von den Gemeinden erbaut, ist sie zur Unterhaltung auf den Bezirksstraßenfonds übernommen worden. Da sie den südlichen Theil des Kreises Moers und die benachbarten Gemeinden der Kreise Geldern und Kempen mit der Eisenbahnstation und den Kohlenniederlagen zu Homberg verbindet, so ist der Verkehr auf derselben nicht unbedeutend. In Zukunft wird sie eine erhöhte Bedeutung gewinnen, da sie den südlichen Theil des Kreises Moers mit der Eisenbahnstation Aldekerk verbindet. Sie wird durch eine täglich zwischen Moers und Aldekerk hin und hergehende Post befahren und berührt im hiesigen Kreise die Dörfer Schaephuysen und Vluyn und die Stadt Moers. Es befinden sich auf ihr zwei Barrieren, die eine zu Hülsdonk, die andere zu Saalhuysen, welche das Barriergeld für die ganze Strecke von Moers bis Aldekerk (4066 Ruthen) erheben. Diese Barrieren sind verpachtet und haben aufgebracht

überhaupt       für die Strecke
in unserem Kreise
1859 437 Thlr.
361
Thlr.
1860 470 "
388
"
1861 470 "
388
"
| Zur Unterhaltung der Straße in unserem Kreise wurden ausgegeben
1859   1661 Thlr.
1860   1456   "  
1861   1526   "  

Für diese und die folgende Straße ist ein Aufseher mit 216 Thlr. Gehalt angestellt.

4. Die Vluyn-Vinnbrücker Bezirksstraße, von den Gemeinden erbaut und seit dem 1. Februar 1862 auf den Bezirksstraßenfonds übernommen, verbindet die Gegend von Vluyn mit der Cleve-Crefelder Bezirksstraße bei Vinnbrück, und demnächst mit Hüls und Crefeld. Sie ist 24 Fuß breit, im hiesigen Kreise 480 Ruthen lang und hat nur eine lokale Bedeutung. Eine Barriere befindet sich in Tönisberg. Über den Ertrag und die Unterhaltungskosten liegen selbstredend noch keine Angaben vor.

5. Die Rheinberg-Geldern’sche Bezirksstraße war bis vor kurzem ein in gutem Zustande befindlicher Communalweg, der schon seit mehreren Jahren von einer täglich zwischen Geldern und Rheinberg hin und hergehenden Post befahren wurde. Inzwischen haben die Gemeinden dieselbe mit Hülfe einer Staatsprämie von 3000 Thlr. pro Meile chausseemäßig ausgebaut, worauf dieselbe durch den Bezirksstraßenfonds übernommen worden ist. Sie ist 26 Fuß breit und im Kreise 3345 Ruthen lang. Aus folgender Übersicht geht der Betrag der von den diesseitigen Gemeinden aufgewendeten Kosten hervor.

Gemeinden Länge in Ruthen Die Kosten wurden gedeckt durch Summa der Kosten
Thlr.
Naturaldienste
im Werthe von
Thlr.
baare Zuschüsse
der Gemeindekasse
Thlr.
eine
Staatsprämie
Thlr.
einem Zuschuß aus dem
Bezirksstraßenfonds
Thlr.
Rheinberg   518   387   957   777 600   2721
Repelen   517   147 1585   776   2508
Vierquartieren   855 2378 1655 1283   5316
Camp 1060 1573   372 1590   3535
Hörstgen   395   722   858   593   2173
Summa
3345 5207 5427 5019 600 16253

Der Verkehr auf dieser Straße, welche im hiesigen Kreise die Dörfer Camp und Hörstgen berührt, verspricht ein bedeutender zu werden, einestheils wegen der Verbindung der Gegend von Camp, Repelen etc. mit Rheinberg, von wo Kohlen, Kalk etc. geholt werden, andrerseits wegen der Verbindung der Mitte unseres Kreises mit den Eisenbahnstationen Geldern und Aldekerk. Die Straße hat im hiesigen Kreise zwei Barrieren, nämlich zu Camperbruch und Camperbrück.

6. Die Xanten-Geldern’sche Bezirksstraße, welche über Xanten hinaus bis zum Rhein bei Beek führt, und den Flecken Sonsbeck und die Stadt Xanten durchschneidet, ist 24 Fuß breit und im Kreise 4050 Ruthen lang. Sie ist ebenfalls von den Gemeinden erbaut und auf den Bezirksstraßenfonds übernommen worden. Sie wird von einer täglich zwischen Xanten und Geldern hin und hergehenden Post befahren. Der Verkehr ist nicht unerheblich, da an der Beek Kohlen etc. geholt und Landesprodukte dorthin geliefert werden. Als Verbindung zwischen Xanten und den Eisenbahnstationen Geldern und Kevelaer erhält sie nunmehr eine noch erhöhte Wichtigkeit. Die Unterhaltungskosten betragen jährlich circa 700 Thlr. pro Meile. Ein für die ganze Strecke angestellter Aufseher erhält 252 Thlr. Gehalt. Es befinden sich im hiesigen Kreise zwei Barrieren auf der Straße, nämlich zu Beek und bei Rösken in Ursel; die erstere brachte vom 1. September 1858 bis dahin 1861 eine jährliche Pacht von 400 Thlr. auf; vom 1. September 1861 ab wird sie administrirt; die letztere war bis 1861 zu 400 Thlr. und ist von da ab zu 425 Thlr. verpachtet.

An die Staats- und Bezirksstraßen reihen sich noch zwei mit Barrieregerechtigkeit versehene Straßen an, nämlich:

7. Die Moers-Homberger Aktienstraße. Sie ist 26 Fuß breit und 1700 Ruthen lang, und wird täglich durchs sechs zwischen Moers und Homberg hin und hergehende Posten und durch zahlreiche andere Fuhrwerke befahren. Sie ist die bei Weitem verkehrreichste des Kreises. Es befinden sich auf ihr 2 Barrieren, die eine zu Moers, die andre zu Homberg. Dieselben brachte brutto auf|
1859       1266 Thlr.
1860       1410   "  
1861       1492   "  

Die Barriereempfänger erhalten 12% der Brutto-Einnahme. Die Ausgaben betrugen, die Besoldung der Barriereempfänger miteingerechnet,

1859       1004 Thlr.
1860         838   "  
1861       1020   "  

Das Aktienkapital beläuft sich auf 21450 Thlr.

8. Die Gemeindechaussee von Moers nach Crefeld, 24 Fuß breit und im hiesigen Kreise 2985 Ruthen lang, ist der nächste Verbindungsweg zwischen beiden Städten und über 1/4 Meile näher, als die Straße über Uerdingen. Der Verkehr auf derselben ist mäßig. Bei der Barriere zu Bettenkamp wurden erzielt

1859       282 Thlr.
1860       288   "  
1861       296   "  

Die Unterhaltungskosten betrugen

1859       93 Thlr.
1860       47   "  
1861       50   "  

Für die im hiesigen Kreise befindliche Strecke ist ein Wegewärter mit 140 Thlr. Gehalt angestellt.

Die zahlreichen Wege, deren Unterhaltung den Gemeinden obliegt, zerfallen in solche, welche mit gereinigtem Kies ausgebaut sind, resp. werden sollen, solche, welche mit ungereinigtem Kies ausgebaut sind, und solche, welche nur durch Spurenschlichten und ähnliche Arbeiten unterhalten werden. Der Kies findet sich theils im Rheine, theils in der Erde, und muß mühsam ausgehurdet werden. In den meisten Gemeinden geschehen die Wegearbeiten soviel als möglich durch Hand- und Spanndienste; andere haben es vorgezogen, dieselben mit Geld ausführen zu lassen. Im Allgemeinen ist der Zustand der Wege ein befriedigender: viele Gemeinden und ihre Vorsteher zeichnen sich im Wegebau rühmlichst aus, andere lassen es noch an dem nöthigen Eifer ermangeln. Am Schlusse des Jahres 1861 waren – von den bereits aufgeführten abgesehen – Wege in der Gesammtlänge von 52913 Ruthen oder 26,45 Meilen zum Ausbau mit gereinigtem Kiese in Aussicht genommen; ausgebaut waren davon bereits 43913 Ruthen oder 21,95 Meilen. Zum Ausbau mit ungereinigtem Kiese waren bestimmt 61653 Ruthen oder 30,83 Meilen, und wirklich ausgebaut davon bereits 37570 Ruthen oder 18,79 Meilen. Von den noch nicht ausgebauten Strecken war ein großer Theil in der Erdarbeit vollendet. Über die in jedem Jahre auszuführenden Wegebauten wird für jede Gemeinde ein Etat angefertigt; diejenigen Gemeinden, deren wichtigere Wege noch nicht ausgebaut sind, vollenden regelmäßig in jedem Jahre einen Theil derselben. Die Communalwege sind in mehreren Dörfern gepflastert und auch wo dies nicht der Fall ist, befinden sich die Dorfstraßen in einem theils guten, theils genügenden Zustande. Baumpflanzungen befinden sich nur auf den Chausseen. Da die Aufführung sämmtlicher Communalwege zu weitläufig werden würde, so begnügen wir uns, die wichtigsten derselben herauszuheben.

1. Die Straße von Sevelen über Rheurdt und Schaephuysen nach Tönisberg. Sie ist 24 Fuß breit, im hiesigen Kreise 2095 Ruthen lang, und verbindet die Rheinberg-Geldern’sche mit der Vluyn-Vinnbrücker Bezirksstraße, ist demnach hauptsächlich für den Verkehr des südwestlichen Theiles unseres Kreises mit Crefeld bestimmt. Obwohl sie sich jetzt in einem recht guten Zustande befindet, so haben doch die Gemeinden den chausseemäßigen Ausbau derselben unter der Voraussetzung der Bewilligung einer Staatsprämie beschlossen, und ist für diesen Fall bereits die Übernahme auf den Bezirksstraßenfonds in Aussicht gestellt.

2. Die Straße von Rheurdt nach Aldekerk, 24 Fuß breit und im Kreise 828 Ruthen lang, ist kürzlich mit Hülfe einer Staatsunterstützung von 400 Thlrn. ausgebaut worden. Sie wird durch die Errichtung einer Eisenbahnstation in Aldekerk eine große Wichtigkeit erlangen, namentlich wenn der in Aussicht genommene Ausbau des Weges von Rheurdt nach Camp vollendet sein wird. Die Straße wird alsdann für die Gegend zwischen Rheinberg und Rheurdt der nächste Verbindungsweg zur Crefeld-Clever Eisenbahn sein.

| 3. Die Straße von Rheurdt über Rayen nach Moers, welche 24 Fuß breit und 2487 Ruthen lang, in Rheurdt an der Straße von Sevelen nach Tönisberg beginnt und bei Hülsdonk in die Moers-Aldekerker Bezirksstraße einmündet, befindet sich in gutem Zustande. Sie war seither, obwohl von keiner Post befahren, der nächste Weg zwischen Moers und Geldern. Nach Inbetriebsetzung der Crefeld-Clever Eisenbahn wird sie indessen als Verbindungsweg mit Geldern von keiner Bedeutung mehr sein, da die Eisenbahnstation Aldekerk uns bedeutend näher liegt; dagegen behält sie ihren Werth für die Gegend von Rheurdt als gerader Weg nach Moers und Homberg.

4. Die Straße von Uerdingen nach Werthausen, 21 Fuß breit und 1913 Ruthen lang, vermittelt durch die Fähre zu Werthausen die Communikation der Städte Uerdingen und Duisburg und ist im Ausbau begriffen.

5. Die Straße von Moers über Repelen nach Orsoy, 24 Fuß breit und 2998 Ruthen lang, befindet sich in gutem Zustande und wird von einer täglich zwischen den genannten Orten hin und hergehenden Post befahren.

6. Die in den letzten Jahren ausgebaute Camperstraße, bei Camp an der Rheinberg-Gelderner Bezirksstraße beginnend und in die vorstehend genannten Straße ausmündend, ist der nächste Verbindungsweg zwischen der Gegend von Hörstgen, Camp und Vierquartieren mit Moers und Homberg. Sie ist 20–24 Fuß breit und 1982 Ruthen lang, und wird wahrscheinlich eine sich in Camp an die Rheinberg-Geldern’sche Post anschließende Post erhalten.

7. Die Straße von Rheinberg nach Orsoy, 24 Fuß breit und 1596 Ruthen lang, verbindet diese beiden Städte, und mittelst der Orsoyer Fähre den mittleren Theil unseres Kreises mit der Gegend von Essen und Oberhausen, wo Getreide, Kartoffeln, Weißkohl etc. hingeliefert und Kohlen geholt werden. Der Zustand der Straße ist befriedigend.

8. Die Straße von Büderich über Ginderich bis zur Cöln-Nymweger Staatsstraße, 20–22 Fuß breit, 1931 Ruthen lang und ebenfalls gut unterhalten, ist die nächste Verbindung zwischen Wesel und den genannten Orten einerseits und Xanten andrerseits.

9. Die Straße von Sonsbeck nach Winnekendonk im Kreise Geldern, 24 Fuß breit und in unserem Kreise 812 Ruthen lang, ist in den letzten Jahren ausgebaut worden und ist von Wichtigkeit als Verbindungsweg der Gegend von Winnekendonk und Kevelaer mit Xanten und dem Rhein an der Beek, sowie umgekehrt des nordwestlichen Theiles unseres Kreises mit der Eisenbahnstation Kevelaer.

10. Die Straße von Uedem im Kreise Cleve über Marienbaum bis zum Vinnschen Gatt am Rhein, 24 Fuß breit, 951 Ruthen lang, ist ebenfalls unlängst ausgebaut worden und vermittelt die Verbindung von Marienbaum und den benachbarten Theilen des Kreises Cleve mit dem Rheine.

Die übrigen Communikationswege des Kreises haben keine Wichtigkeit für den allgemeinen Verkehr, sondern nur den Zweck, einzelne Ortschaften unter sich, mit den Städten, den Hauptstraßen, der Eisenbahn oder dem Rhein zu verbinden. Die meisten der bedeutenderen Ortschaften haben gute mit gereinigtem Kiese ausgebaute Verbindungswege.

Die nachfolgende Übersicht (Seite 99) zeigt die Leistungen der Gemeinden für den Wegebau in den Jahren 1859–61. Die Werthe der Hand- und Spanndienste sind in den einzelnen Gemeinden sehr verschieden angenommen: sie schwanken zwischen 5 und 10, beziehungsweise zwischen 15 und 40 Sgr.|
Bürgermeistereien. Verwendungen zum Wegebau in den Jahren 1859, 1860 und 1861.
Handdienste Spanndienste Der Geldwerth
der Hand-
und
Spanndienste
beträgt
Thlr.
Außerdem
in
baarem
Gelde
Thlr.
Summa
Thlr.
Moers Stadt
721 721
Orsoy Stadt
645 645
Rheinberg Stadt
1186 607 802 2388 3190
Xanten
410 410
Alpen
1740 1467 1638 313 1951
Baerl
1617 1294 2214 381 2595
Budberg
353 168 184 1024 1208
Büderich
1985 1985
Camp
1465 846 1334 1946 3280
Capellen
1040 1482 937 1046 1983
Emmerich
1169 1299 1689 738 2427
Friemersheim
1907 1242 1688 1067 2755
Hörstgen
855 645 846 757 1603
Homberg
785 939 1201 462 1663
Labbeck
4820 1985 3189 918 4107
Marienbaum
1271 1271
Moers Land
1284 1284
Neukirchen
298 760 753 768 1521
Orsoy Land
137 137
Ossenberg
1907 980 1560 1166 2726
Repelen
1500 900 1299 1445 2744
Rheinberg Land
207 178 198 64 262
Rheurdt
3938 1522 2803 2414 5217
Schaephuysen
880 215 435 1165 1600
Sonsbeck
3346 1493 2335 473 2808
Veen
902 644 709 2622 3331
Vierquartieren
2509 1840 2646 2965 5611
Vluyn
130 638 546 564 1110
Wardt
1205 1205
Summa 32554 21144 29006 32344 61350
| Mit Eisenbahnen ist der Kreis leider weniger gut versehen, als mit Straßen. Nur etwa 11/2 Meilen der Aachen-Ruhrorter Eisenbahn führen durch den sudöstlichen Theil des Kreises; von den beiden Stationen Trompett und Homberg ist die letztere mit ihren großen Bassinanlagen und Hebevorrichtungen, mit welchen beladene und unbeladene Waggons auf die zum Übersetzen derselben bestimmten Dampfschiffe geladen und von letzteren wieder auf die Schienen der Bahn gehoben werden, die weitaus bedeutendere. – Durch den jüngst erfolgten Bau einer Eisenbahn von Crefeld über Geldern nach Cleve ist der Kreis der Hoffnung, eine ihn der Länge nach durchschneidende Eisenbahn zu erhalten, vorläufig beraubt. Ob vielleicht später eine Querbahn gebaut werden wird, hängt entweder von den Resultaten der etwanigen Kohlenförderung in unserer Gegend oder davon ab, ob das Projekt einer Eisenbahnverbindung von Venlo nach Hamburg zur Ausführung gelangt. Den Kreis begränzt auf eine Länge von 9 Meilen die Wasserstraße des Rheines. Zur Verbesserung der Schifffahrt durch Kribbwerke etc. ist durch den Staat im letzten Jahrzehnt viel geschehen.| Zur Unterhaltung der vorhandenen und zu neuen Rheinbauten werden jährlich auf die Meile etwa 1000 Thlr. verwandt. Die Rheinbauten stehen unter der königlichen Strombaudirektion zu Coblenz, welcher die Wasserbauinspektionen zu Düsseldorf und zu Rees untergeben sind; der Bezirk der ersteren geht bis zum Hafenmunde bei Orsoy, wo der Bezirk der letzteren beginnt.

Das Verhalten des Rheinstromes war in den letzten drei Jahren folgendes.

1859. Die Wasserstände waren nur im Vorsommer der Schifffahrt günstig. Während nämlich in den ersten drei Monaten Kleinmittelwasser bis zur Pegelhöhe von 6 Fuß vorherrschte, hob sich im Monat April der Wasserstand auf die volle Mittelwasserhöhe von 9 Fuß und verblieb stetig auf derselben bis Anfangs Juli; die Monate Juli und August brachten dagegen wieder Kleinmittelwasser, der September und Oktober aber nur Kleinwasser von 4 Fuß, welches sich im November und Dezember wieder auf Kleinmittelwasser hob. Durch Treibeis war die Schifffahrt vom 9–17. Januar und vom 15–27. Dezember unterbrochen.

1860. Die Wasserstände dieses Jahres waren für die Schifffahrt sehr günstig. Sie hielten sich mit Ausnahme der letzten Hälften des Februar und Juli von Januar bis Oktober stetig 2–3 Fuß über| der vollen Mittelwasserhöhe, und sanken dann im November und Dezember auf Kleinmittelwasser herab. Durch Treibeis war die Schifffahrt vom 14–18. Januar und vom 25–31. Dezember gehemmt.

1861. Die Wasserstände waren der Schifffahrt minder günstig, indem dieselben sich nur im Januar und März über volles Mittelwasser erhoben; die Monate Februar, April und Juli führten Mittelwasser, die Monate Mai, Juni, August und Dezember Kleinmittelwasser und die übrigen Monate Kleinwasser. Die Schifffahrt war durch Treibeis und Eisgang vom 1. Januar bis 2. Februar und vom 27–31 Dezember unterbrochen.

Außer dem der Eisenbahn gehörigen Bassin bei Homberg gibt es im hiesigen Kreise zwei Rheinhäfen, nämlich denjenigen zu Orsoy und den alten Rhein bei Rheinberg. Durch eine Aktiengesellschaft im Jahre 1840 mit einem Aufwand von 4250 Thalern hergestellt, hat der erstere die Form eines Fünfecks mit einem einspringendem Winkel, besitzt eine Tiefe von 2 Fuß unter dem Nullpunkt des Weseler Pegels und ist auf vier Seiten von dem Banndeiche der Deichschau Orsoy umschlossen. Auf der fünften (nördlichen) Seite befindet sich der Ausladeplatz. Der Zustand des Hafens wäre gut, wenn nicht der Hafenmund zu häufig verlandete; bereits im Jahre 1853 wurde derselbe mit einem Kostenaufwande von 153 Thlrn. ausgebaggert: in neuerer Zeit hat aber die Verlandung durch den Einfluß einer oberhalb angelegten Kribbe wieder zugenommen. Aus diesem Grunde hat sich die Frequenz des Hafens verringert, und sind bereits Unterhandlungen gepflogen worden, um denselben an den Staat abzutreten, welche indeß bis jetzt keinen Erfolg gehabt haben. Die Zahl der Schiffe, welche in den letzten drei Jahren daselbst überwintert haben, beträgt

pro 1859/60       12
" 1860/61       12
" 1861/62       10

Der alte Rhein bei Rheinberg hat nur nebenbei die Bestimmung als Hafen, indem er hauptsächlich als Schifffahrtskanal dient. Nachdem der Rhein von Rheinberg theils sich zurückgezogen hatte, theils verlegt worden, und nur der gegenwärtige alte Rhein zurückgeblieben war, ging der Handelsverkehr der Stadt immer mehr zurück. Es entstand daher der Plan, den genannten ehemaligen Rheinarm schiffbar zu machen. Eine zu diesem Behufe gebildete Aktiengesellschaft brachte ein Capital von 11850 Thalern auf, dessen Zinsen die Stadt mit 5% garantirte. Nachdem auch der Staat ein zinsfreies von 1850 an mit jährlich 100 Thlr. zu amortisirendes Darlehn gewährt hatte, begannen im Jahre 1842 die Arbeiten und wurden so schleunig gefördert, daß bereits im folgenden Jahre der Kanal mit kleineren Schiffen befahren werden konnte. 1846 wurde derselbe auch größeren Schiffen zugänglich gemacht. Während des Baues stieß man auf große Schwierigkeiten, weshalb der Anschlag überschritten und weitere Anleihen im Betrage von 9000 Thlr. aufgenommen werden mußten. Obgleich bis Ende 1861 an Kanalgefällen 18100 Thlr. erhoben wurden, so reichte diese Summe zur Zahlung der Zinsen, Abtragung der Schuldenraten, und Ausführung der zur Befestigung der Ufer nothwendig gewordenen Reparaturarbeiten nicht aus, weshalb die Stadt genöthigt war, nach und nach die Summe von 7643 Thlr. zuzuschießen. Mit der Amortisation des Aktienkapitals hat noch nicht begonnen werden können. An Canalgefällen werden erhoben

1. von Ziegelsteinen, Hausteinen, Platten, Traß, Schiefern, Dachziegeln, Sand, Erde, Basalt, Steingut und Topfwaaren, Reifen, Korbmacherwaaren und leeren Fässern für den Centner 1/2 Pf.
2. von anderen und gemischten Ladungen für den Centner 2 Pf.

In den letzten drei Jahren betrug die Einnahme

1859       1140 Thlr.
1860       1508 "
1861       1315 "

Der überwiegende Theil der in Rheinberg ausgeladenen Güter besteht in Ruhrkohlen. Ein Canalaufseher, welcher die Ordnung auf dem etwa 900 Ruthen langen Kanal zu handhaben hat, bezieht hierfür 4% der Gefälle; der mit der Vereinnahmung derselben betraute Gemeindeeinnehmer bezieht 1%. –

Zur Verbindung der beiden Rheinufer bestehen mehrere Fähranstalten, welche mit Ausnahme dreier dem Fiskus gehören und verpachtet sind. Die fiskalischen Fähren sind folgende:

|
Fähranstalten Pachtsumme
1859
Thlr.
1860
Thlr.
1861
Thlr.
1. Pferdeüberfahrt am Roßkatt bei Ehinger
2 2 2
2. Fähre an der Herk
5 5 5
3. Fähre zu Essenberg
100 100 100
4. Dampffähranstalt zu Homberg
265 270 275
5. Fähre zu Orsoy
235 235 235
6. Fähre zu Götterswickerham
2 2 1
7. Fähre zu Rheinberg
8 8 5
8. Fähre zu Ork
4 4 4
9. Fähre zu an der Beek bei Xanten
60 60 60
10. Fähren am Vahnum und Galdgräber
1
ferner
11. die Fähre zum Übersetzen über den alten Rhein an der Beek
5 5 5


Bei den Rheinfähren zu Essenberg, Orsoy und Beek befinden sich Gierponten.

Außerdem gibt es im Kreise drei Privatfähren, nämlich:

1. Die Fähre bei Werthausen. Ursprunglich nur zum Übersetzen mit Nachen und Schalden bestimmt, wurde sie den Inhabern, deren Vorbesitzer sie bereits vor der Fremdherrschaft inne gehabt hatten, im Jahre 1821 gegen einen Canon von 6 Thlr. 13 Sgr. vererbpachtet. Später wurde denselben die Concession zur Anlegung einer Gierponte ertheilt.
2. Die unbedeutenden Privatfähren bei Grunland und an der Momm.

Von allen Fähren ist die frequenteste für den Personenverkehr diejenige zu Homberg, für den Fuhrwerksverkehr diejenige zu Orsoy.



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Fußnoten der Vorlage

  1. Diese und ähnliche Angaben bei den vier folgenden Straßen beziehen sich auf die Zeit vor Eröffnung der Eisenbahn von Crefeld nach Cleve.