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der vollen Mittelwasserhöhe, und sanken dann im November und Dezember auf Kleinmittelwasser herab. Durch Treibeis war die Schifffahrt vom 14–18. Januar und vom 25–31. Dezember gehemmt.

1861. Die Wasserstände waren der Schifffahrt minder günstig, indem dieselben sich nur im Januar und März über volles Mittelwasser erhoben; die Monate Februar, April und Juli führten Mittelwasser, die Monate Mai, Juni, August und Dezember Kleinmittelwasser und die übrigen Monate Kleinwasser. Die Schifffahrt war durch Treibeis und Eisgang vom 1. Januar bis 2. Februar und vom 27–31 Dezember unterbrochen.

Außer dem der Eisenbahn gehörigen Bassin bei Homberg gibt es im hiesigen Kreise zwei Rheinhäfen, nämlich denjenigen zu Orsoy und den alten Rhein bei Rheinberg. Durch eine Aktiengesellschaft im Jahre 1840 mit einem Aufwand von 4250 Thalern hergestellt, hat der erstere die Form eines Fünfecks mit einem einspringendem Winkel, besitzt eine Tiefe von 2 Fuß unter dem Nullpunkt des Weseler Pegels und ist auf vier Seiten von dem Banndeiche der Deichschau Orsoy umschlossen. Auf der fünften (nördlichen) Seite befindet sich der Ausladeplatz. Der Zustand des Hafens wäre gut, wenn nicht der Hafenmund zu häufig verlandete; bereits im Jahre 1853 wurde derselbe mit einem Kostenaufwande von 153 Thlrn. ausgebaggert: in neuerer Zeit hat aber die Verlandung durch den Einfluß einer oberhalb angelegten Kribbe wieder zugenommen. Aus diesem Grunde hat sich die Frequenz des Hafens verringert, und sind bereits Unterhandlungen gepflogen worden, um denselben an den Staat abzutreten, welche indeß bis jetzt keinen Erfolg gehabt haben. Die Zahl der Schiffe, welche in den letzten drei Jahren daselbst überwintert haben, beträgt

pro 1859/60       12
" 1860/61       12
" 1861/62       10

Der alte Rhein bei Rheinberg hat nur nebenbei die Bestimmung als Hafen, indem er hauptsächlich als Schifffahrtskanal dient. Nachdem der Rhein von Rheinberg theils sich zurückgezogen hatte, theils verlegt worden, und nur der gegenwärtige alte Rhein zurückgeblieben war, ging der Handelsverkehr der Stadt immer mehr zurück. Es entstand daher der Plan, den genannten ehemaligen Rheinarm schiffbar zu machen. Eine zu diesem Behufe gebildete Aktiengesellschaft brachte ein Capital von 11850 Thalern auf, dessen Zinsen die Stadt mit 5% garantirte. Nachdem auch der Staat ein zinsfreies von 1850 an mit jährlich 100 Thlr. zu amortisirendes Darlehn gewährt hatte, begannen im Jahre 1842 die Arbeiten und wurden so schleunig gefördert, daß bereits im folgenden Jahre der Kanal mit kleineren Schiffen befahren werden konnte. 1846 wurde derselbe auch größeren Schiffen zugänglich gemacht. Während des Baues stieß man auf große Schwierigkeiten, weshalb der Anschlag überschritten und weitere Anleihen im Betrage von 9000 Thlr. aufgenommen werden mußten. Obgleich bis Ende 1861 an Kanalgefällen 18100 Thlr. erhoben wurden, so reichte diese Summe zur Zahlung der Zinsen, Abtragung der Schuldenraten, und Ausführung der zur Befestigung der Ufer nothwendig gewordenen Reparaturarbeiten nicht aus, weshalb die Stadt genöthigt war, nach und nach die Summe von 7643 Thlr. zuzuschießen. Mit der Amortisation des Aktienkapitals hat noch nicht begonnen werden können. An Canalgefällen werden erhoben

1. von Ziegelsteinen, Hausteinen, Platten, Traß, Schiefern, Dachziegeln, Sand, Erde, Basalt, Steingut und Topfwaaren, Reifen, Korbmacherwaaren und leeren Fässern für den Centner 1/2 Pf.
2. von anderen und gemischten Ladungen für den Centner 2 Pf.

In den letzten drei Jahren betrug die Einnahme

1859       1140 Thlr.
1860       1508 "
1861       1315 "

Der überwiegende Theil der in Rheinberg ausgeladenen Güter besteht in Ruhrkohlen. Ein Canalaufseher, welcher die Ordnung auf dem etwa 900 Ruthen langen Kanal zu handhaben hat, bezieht hierfür 4% der Gefälle; der mit der Vereinnahmung derselben betraute Gemeindeeinnehmer bezieht 1%. –

Zur Verbindung der beiden Rheinufer bestehen mehrere Fähranstalten, welche mit Ausnahme dreier dem Fiskus gehören und verpachtet sind. Die fiskalischen Fähren sind folgende: