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Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang

Denn anderes in Fülle zu besitzen, ist nicht möglich. Da er aber keines Dinges bedürftig ist, befiehlt er, ihm sein Eigentum darzubringen im Übermaß seiner Wohltätigkeit für unser Geschlecht; denn wenn wir uns bemühen, gegen ihn dankbar und ehrfürchtig zu sein, werden wir rein bleiben, entsühnt von den Sünden, die das Leben beschmutzen in Worten, Gedanken und Taten. 8 Wäre es doch töricht, nicht , zu gestatten, die Heiligtümer [274 M.] zu betreten, ohne sich vorher gewaschen zu haben und am Körper sauber zu sein, sich aber zum Beten und Opfern anzuschicken mit noch beflecktem und besudeltem Geiste. Und die Heiligtümer sind doch aus unbeseeltem Stoffe, aus Stein und Holz erbaut, und auch der Körper an sich ist etwas Unbeseeltes. Aber wenn er auch seelenlos ist, soll er mit den unbeseelten Dingen nicht in Berührung kommen, ohne Waschungen und heiligende Reinigungen vorgenommen zu haben; wer aber wollte sich unterfangen, unrein an seiner Seele mit Gott, dem Reinsten, zusammenzukommen, zumal ohne reuige Absicht? 9 Wer sich aber nicht nur neuer Sünden enthält, sondern auch von den Sünden der Vergangenheit zu läutern entschlossen hat, der komme fröhlich herbei; wem solche (Gesinnung) fehlt, der ist unrein und bleibe fern; denn er wird niemals dem verborgen bleiben, der das in den Falten der Seele (Versteckte) schaut und in ihren innersten Gemächern einherwandelt. [3] 10 Der Gottgeliebtheit einer Seele deutlichster Beweis jedoch ist der Lobgesang, in dem (die Worte) vorkommen: „Die Starre gebar sieben, die aber reich an Kindern war, ermattete“ (1 Sam. 2, 5), obwohl die Sprecherin doch die Mutter nur eines einzigen, nämlich des Samuel, ist. 11 Wie könnte sie nun sagen, daß sie sieben geboren habe, wenn sie nicht ganz im Einklang mit der Wissenschaft meinte, daß die Eins und die Sieben dasselbe seien, nicht nur in der Zahlenlehre, sondern auch in der Harmonie des Weltalls und in den Gedanken der tugendsamen Seele?[1] Denn der Gott allein zugeordnete Samuel, der überhaupt mit nichts anderem Gemeinschaft hat, ist dem Einen und der Einheit, dem wahren Sein, entsprechend beschaffen. 12 Diese Beschaffenheit aber ist die der Sieben, da seine Seele in Gott ruht und sich um keines der sterblichen Werke mehr abmüht;

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Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang. H. & M. Marcus, Breslau 1923, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloDeusGermanLeisegang.djvu/3&oldid=- (Version vom 3.2.2022)
  1. Vgl. Über die Weltschöpfung § 99f., wo Philo die Sieben noch über die Eins stellt; Allegor. Erkl. I § 15 und Über den Dekalog § 102–105, wo die Sieben mit der Eins als nahe verwandt bezeichnet wird; Über die Nachkommen Kains § 64. Zu dem im folgenden erwähnten Verhältnis der Sechszahl zur Sieben vgl. Über die Einzelges. II § 56–64.