[8]

Inhalt

I. Die Schrift 9
II. Das Schrifttum 24
II. Die Hilfsmittel
1. Allgemeines / Verfassungs-, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte / Münz- und Geldwesen / Maß und Gewicht 37
2. Die 27 Schrifttafeln / Ratschläge aus der Praxis / Uebersicht der Tafeln 41
Tafel I-XXVII 48

[9]

I. Die Schrift.

Heutzutage wird in der Schule nach sorgfältig ausgedachtem und vielerprobtem Verfahren das Schreiben auf Grund einheitlicher zweckmäßiger Vorschriften gelehrt. Aber noch ehe die Kinder die Schule verlassen, zeigen sich Unterschiede in ihrer Schrift, die auf Verschiedenheiten des Charakters und der Geschicklichkeit zurückzuführen sind. Wie große Unterschiede später die Handschriften der Erwachsenen zeigen, ist bekannt. In früheren Jahrhunderten bestand keine solche einheitliche Schreibvorschrift, wie wir sie noch gar nicht so lange besitzen. Die Schriften unterscheiden sich zunächst nach ihrer Zweckbestimmung. Die Inschrift auf Stein erfordert klare in die Ferne wirkende Formen. Die Buchschrift bewahrt den Charakter strenger Regelmäßigkeit, um leichter lesbar zu sein. Die Verkehrsschrift soll schnell zu schreiben sein und braucht weder Schönheit noch Regelmäßigkeit. Alle Schriften sind in besonderem Maß von der Art des Schreibstoffs abhängig. Auf Wachs schreibt man anders als auf Papyrus, Pergament, das seit dem 4. Jahrh. n. Chr. an die Stelle des Papyrus tritt, läßt auch kräftigere Züge zu und das Papier, das bei uns nicht vor dem 14. Jahrhundert nachzuweisen ist, fördert letzten Endes die Vielschreiberei, die der Lesbarkeit nicht günstig ist. Jede Schreibstube pflegt die Schrift nach ihrer besonderen Manier, die kaiserliche, die päpstliche Kanzlei, seit dem 8. und 9. Jahrh. besonders die Klöster, neben ihnen später die Kanzleien geistlicher und weltlicher Fürsten, die Städte, und früh private Schreiber und öffentliche Notare, auch öffentliche und private Schulen, seit dem 16. Jahrh. bei uns besonders die Modisten (die den modus scribendi lehren) als vielseitige Schreibkünstler. Der ganze Stil der Schrift ändert sich mehrfach im Laufe der Jahrhunderte mit geschichtlichen Ereignissen und Umwälzungen und unter dem Einfluß wechselnder Kunstrichtungen. Der Uebergang von der Majuskel zur Minuskel, von der nur aus Großbuchstaben bestehenden Schrift zu der aus Kleinbuchstaben, schließlich zur Kursive, wie wir sie haben, aus Groß- und Kleinbuchstaben sinnvoll

Gebhard Mehring: Schrift und Schrifttum
Seite {{{SEITE}}}
<< Zurück Vorwärts >>
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.