RE:Melantho
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Dienerin der Penelope | |||
Band XV,1 (1931) S. 432–434 | |||
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Melantho (Μελανθώ), so heißt in der Odyssee XVIII 321. XIX 65; vgl. Diog. Laert. II 8 (p. 52 Didot) eine Dienerin der Penelope; sie findet sich dann auf dem Gemälde des Polygnot in der delphischen Lesche wieder, Paus. X 25, 1. Eine andere Magd dieses Namens in dem Roman des Achill. Tat. 6, 1. Die Kalenderheilige, wie wir heute sagen würden, der der Name verdankt wurde, kommt genau in dieser Form nur bei Ovid. met. VI 120 vor und bei Tzetz. Lykophr. 208. Mit knappen Worten berührt der Dichter unter den Liebschaften Poseidons eine sonst wenig bekannte Sage, wo der Meergott der M. in Gestalt eines Delphins naht. Tzetzes nennt die M. eine Tochter Deukalions, und läßt aus jener Liebesverbindung den Delphos entspringen, den Eponymen von Delphi. Eine ähnliche Nachricht liegt Schol. Eur. Or. 1094 zugrunde; nur heißt die Heroine dort Melantheia, und Delphos wird, anstatt von ihr direkt, von ihrer Tochter Melainis geboren. Eine durchsichtige Verdoppelung, einer der Fälle, wo mehrere Parallelversionen auf verschiedene Generationen verteilt werden. Auch hier ist die Heroine Deukalions Tochter. Die Sage ist also, wie die des Deukalion selbst, am Parnaß lokalisiert. Hieraus ergab sich dann die Metamorphose in den Delphin. Diese nunmehr Hand in Hand gehend mit der klassischen und hellenistischen Kunst, die an Stelle des unscheinbaren Attributs des Fisches oder allenfalls des Thunfisches [433] den stattlicheren, formenschöneren und geschmeidigeren Delphin einführt, den die archaische Kunst bei Poseidon noch kaum kennt (Ausnahme Myth. Lex. II 2, 2857). Allerdings haben die Delphinlegenden aus anderen Kreisen, Phalanthos-Taras, Arion, mit herübergewirkt und der Metamorphose den Boden vorbereitet. Man hat hier recht Gelegenheit, denjenigen Dingen auf den Grund zu sehen, die beim Apollon Delphinios undurchsichtig geworden sind, gleichwohl aber, da Apollon mit dem Fisch von Hause aus nichts zu tun hat, nach Delphi zurückweisen.
Der Nebenform Melantheia begegnet man noch einmal, wieder in Verbindung mit Poseidon (Aristoteles; s. Gruppe 1145; während im Schol. Eur. Or. ihr Gatte Hyas hieß). Sie ist des Alpheios Tochter und wird Mutter der Eirene. Vgl. Melaina, Tochter des Kephisos, Paus. X 6, 5. Weit bekannter, jedoch offenbar mit M. ursprünglich identisch, ist die Göttin Melainis (o. S. 385), manchmal Μελανίς. Das ist ein Beiname der Aphrodite in Korinth, Mantinea, Thespiai; wobei zu berücksichtigen ist, daß Aphrodite von jeher manchmal mit Poseidon gepaart auftritt; besonders im nördlichen Peloponnes, aber auch auf einer sf. attischen Vase, wo man anfangs eine Verschreibung für Amphitrite annehmen wollte. Auch bei Plut. conviv. 7 sap., Mor. 402 erwartet man statt Amphitrite entschieden Aphrodite mit v. Wilamowitz Herm. XXV 225. Beispiele dieser Verbindung oder Nachbarschaft: das Temenion zwischen Lerna und Nauplia, Paus. II 38, 1, das arkadische Orchomenos, Paus. VIII 13, 2. Korinth, Aigina, Patras, das Kilikische Aigai (Gruppe Gr. Myth. 1145), Byzanz (Preller-Robert 365, 3), beide als Eltern der Rhodos, des Demetrios Poliorketes (ebd.), des Eryx (Gruppe).
Von den drei nannten Kultstätten der Aphrodite Melainis bleibt Thespiai Paus. IX 27, 5 unergiebig. Dahingegen will es bemerkt sein, daß in Mantinea (Paus. III 6, 4) der Kult zu einer Quelle gehört, wie auch indirekt zu dem nahen Gewässer und der Lokalität Μελαγγεῖα. Nicht minder bedeutsam liegt in Korinth (Paus. II 2, 4; vgl. Athen. XIII 588c) ihr Tempel im Κράνειον, dem schattigen, wasserreichen Lieblingsbezirk der Korinther. Man hat den Namen seltsamerweise auf κράνον, Kornelkirsche, bezogen (Curtius Peloponn. II 592; Hitzig-Blümner Paus. I 2, 492), anstatt einfach auf κρήνη (Göttling Arch. Ztg. 1844, 326), wobei sich die Nymphen Κρηνιάδες und gewisse Ortsnamen Κρηνίδες vergleichen ließen. Übrigens s. o. Bd. XI S. 1571. — In Mantinea steht der Kult in Verbindung mit Dionysos, dieser selbst mit der gleichen Quelle. Wir werden an den sehr alten Dionysoskult im spartanischen Βρυσέαι (Paus. III 20, 3) erinnert und an, meistens mit Dionysos verbundene, Elemente der Reihe βρησαγενής usw., deren deutlichster Exponent die Nymphen Brisai von Lesbos sind (s. Preller-Robert 678); neugriech. βρίσσυ = Quelle lebendigen Wassers, im Unterschied von πηγάδι, stehendes; s. Musen § P.
Bechtel (Histor. griech. Personen, Vorwort S. VIII) bemerkt, daß die Feminine auf ώ keine entsprechende Maskuline neben sich haben, als hätte er an Melantho nicht gedacht, führt aber selber Melanthos und Melanthios an; das ist ein [434] häufiger Name. Nur gerade gegen den einen Fall, der uns hier interesieren würde, die Angabe des Tzetz. Lycophr. 767, wonach Poseidon bei den Athenern Μέλανθος heiße, vermag ich gewisse Bedenken nicht zu unterdrücken und würde eher geneigt sein, dabei an Dionysos zu denken; vgl. Gruppe Gr. Myth. 47. Andrerseits hat E. Maass Gött. Gel. Anz. 1889, 803ff., der den Dionysos μελαναιγίς als Seegottheit behandelt, in der Methode mich nicht überzeugt.
Will man über die Frage, worauf sich eigentlich der Name der schwarzen Göttin bezog, Vermutungen wagen, so wird von dem Charakter der Aphrodite, der fremdländischen sowohl wie der hellenischen, die manche daneben aufstellen wollen, kein Aufschluß zu erwarten sein, nur von ihrer Verwechslung und Vermischung mit einer der düsteren Erdgöttinnen, und zwar weniger der Gaia von Delphi, welche das Beiwort μέλαινα (Hom. hymn. [2]. Apoll. Pyth. 19l) nur als Epitheton ornans führt (anders Gruppe Gr. Myth. 101, 8), als der Demeter von Phigaleia, Thelpusa und Phencos, sowie etwa der Eurynome von Phigaleia, im Vergleich mit dem schwarzen Dämon Eurynomos in der polygnotischen Nekyia (Paus. X 25, 7) und dem von Temesa, Arch. Jahrb. XL (i925) 49. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die schwarze Kultmaske (Mayer Apulien Taf. I 2; VIII 4 p. 402 und 134), wiewohl die Möglichkeit, solche Gestalten der Daunia zu benennen, noch in einiger Ferne liegt. Die Erklärungsversuche der Alten (s. bei Preller-Robert 379, 2. Myth. Lex. s. Melainis) überzeugen nicht; so auch nicht die verwandte Erklärung des Beiworts Σκοτία in Phaistos, Etym. M. s. Κυθέρεια, welches aus Sikyon stammen mag. Die Orphiker haben es mit Nyx versucht; das würde auf ein Nachtgestirn führen können.
Auch Melainis, wie M.‚ hat als profaner Personenname dienen müssen, so auf Aigina (Bechtel 570), bei Plaut. Cist. 17l für eine Kupplerin; dies verzeihlich, da die Aphrodite Melainis selber in Korinth, zufolge Athen. XIII a. O., ähnliche Dienste leistete.