73) (Iulius) Apellas, Großvater des vornehmen pergamenischen Knaben Apellas, dessen Geburtstag die Rede Ἀπελλᾷ γενεθλιακός feiert (Arist. or. X Dind. = XXX K., s. Nr. 74), aus einer seit alters in Pergamon ansässigen Familie (ebd. 6f.). Der Redner sagt von ihm: τῶν μὲν ἄλλων οὐδὲν εἴποιμ’ ἂν τῶν ᾀδωμένων εἰς μέσον, οὐκ ἀνδρείαν, οὐ μεγαλοψυχίαν, οὐχ ὅσων ἐθνῶν ἐπῆρξεν, οὐδ’ ὅσας τιμὰς ἐκ βασιλέων ἐκαρπώσατο (Arist. ed. Keil vol. II p. 205f. § 12). Apellas, der sich zur Zeit der Rede nicht mehr am Leben befand, war also römischer Keichsbeamter senatorischen Standes und höheren, vermutlich consularischen Ranges gewesen (vgl. noch § 28: τιμὰς ἅσπερ οἱ τούτου πρόγονοι παρὰ τῶν ἐκείνου [des Kaisers] προγόνων ἐκαρποῦντο und in der προθεωρία zur Hede: Ἀπελλᾶς εἰς ἐτύγχανεν ὢν τῶν ἐκ τῆς ἀρχούσης βουλῆς, εὐπατρίδης = patricius?) und hatte als kaiserlicher Legat oder als Proconsul Reichsprovinzen verwaltet. Sein Sohn hieß Fronto (Nr. 247); der Gentilname des Geschlechtes war vermutlich Iulius (dies wird durch die Namen des C. Iulius Fronto [Nr. 250], M. Iulius Apellas [s. u.] und Iulius Apellas [Nr. 75] nahegelegt; die von mir o. Bd. VIII S. 665 Nr. 17 vorgeschlagene Identifizierung des Apellas mit Herennius [A]pella[s][?], Consul im J. 119, ist nicht haltbar). Welcher Art seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem vielgenannten Consular C. Antius A. Iulius Quadratus, dem Begründer der Größe dieser Familie, waren (vgl. § 7ff), geht aus der Rede nicht klar hervor. Man hielt ihn bisher zumeist für einen Sohn desselben (so o. Bd I S. 2686 Nr. 5. VII S. 111 Nr. 5. Pros. imp R. I 109 n. 725. Stech Klio Beih. X 80 n. 1006); Ippel (Athen. Mitt. XXXVII 1912, 299f.) sieht in ihm Quadratus’ Schwiegersohn, den Gatten der Iulia Polla (s. d.). Dagegen spricht jedoch, daß – wie Keil a. a. O. p. 204f. hervorhebt – nach dem ausdrücklichen Zeugnis der Rede (§ 10) I. von Quadratus durch διὰ μέσου πρόγονοι getrennt war und auch sonst eine Reihe von Indizien auf eine längere Zwischenzeit zwischen dem Archegeten des Hauses und diesen Pergamenern hinweist (s. Nr. 74). Einem größeren Intervall würde z. B. die Annahme (die übrigens nur eine Möglichkeit hervorheben will) gerecht werden, daß I. ein Urenkel des Quadratus, etwa ein Sohn des C. Iulius Fronto (Nr. 250), gewesen sei; aber es wird sich empfehlen, die Frage vorläufig in Schwebe zu lassen, bis uns vielleicht Inschriften aus Pergamon – deren Versagen gerade bei der ersten Familie der Stadt auffällt – nähere Aufklärung bringen. Ob der Ἀπελᾶς, der zu Beginn der Regierung des Marcus und Verus in Rom mit Galen, bekanntlich selbst einem Pergamener, verkehrte und zu den Bewunderern des Arztes gehörte (Galen. VIII 362 K.; vgl. Ilberg N. Jahrb. VIII 1905, 286), eine Person mit unserem ist, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen.
Der Verfasser des γενεθλιακός berichtet, daß Apellas, der in seiner Heimat wohl als Erbpriester des Asklepios fungierte (vgl. § 22. 24. 25), ein besonderer Schützling dieses Gottes gewesen sei: πρότερονμὲν γὰρ τὸν Ἀπελλᾶν ἐκεῖνον οὕτω σφόδρ’ ἐποιήσω φίλον ὥστ οὔτ’ ἀναπαυομένου σύ γε καὶ καθεύδοντος ἠμέλεις οὔτ’ ἐγρηγορότος καὶ πονοῦντος ἀφίστασο, ἀλλ’ ἡμέρα τε καὶ νὺξ ἐποίει ταὐτό πάντα τρόπον ἐκ μέσου , φασί, πυρὀς τὸν ἄνδρα σῴζειν
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§ 14 p. 106 K.). Nun wissen wir durch eine große Inschrift aus dem Asklepieion von Epidauros (IG IV 955 = Dittenberger Syll. II 804), wie in frühestens hadrianischer Zeit Μ. Ἱούλιος Ἀπελλᾶς Ἰδριεὺς Μυλασεύς, ein studierter and kränklicher, offenbar den höheren Ständen angehöriger Herr, von Asklepios in das Hieron beschieden und durch welche Kuren und Traumgesichte er von dem Gotte geheilt wurde (vgl. v. Wilamowitz Isyllos v. Epid. 116ff.). Derselbe Mann begegnet (wie Wilamowitz bemerkte) als attischer Bürger und Archon des Eumolpidengeschlechtes auf einer eleusinischen Inschrift, derzufolge M. Iulius Damianus aus Mylasa und Flavia Polla,, Tochter des Flavius Apellas aus Hypaipa, seine Eltern gewesen sind (IG III 1, 731; die Namen Damianus und Apellas waren auch in der Familie des Sophisten Flavius Damianus aus Ephesos, eines Schülers des Aristides, üblich, s. o. Bd. VI S. 2541 Nr. 72). Der Mylasener ist mit unserem Apellas nicht identisch, gehörte aber vielleicht demselben Verwandtschaftskreise an (daß die (Iulii) Apellae nicht allein in Pergamon, sondern in ganz Asia eine hervorragende Rolle spielten, lehrt γενεθλ.. § 1ff., vgl. auch Nr. 75).