Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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L.f. Fab(ia) Marinus Caecilius Simplex, L. cos. um 102 n. Chr.
Band X,1 (1918) S. 670672
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342) L. Iulius L. f. Fab(ia) Marinus Caecilius Simplex (so lautet der Name CIL IX 4965; ebenso, nur ohne Vatersnamen und Tribus, in den Arvalakten; Λούκιος Ἰούλιος Φαβίᾳ Μαρεῖνος Καικίλιος Σίμπλεξ IGR III 554. 470 [Σίνπλικα]; L. Iulius Marinus CIL VI 1492 = Dessau II 6106; Ἰούλιος Μαρεῖνος IGR III 562), wohl Sohn des Vorausgehenden und einer Tochter des Caecilius Simplex (s. Nr. 341). Seinen Cursus honorum bis zum Consulate überliefert in chronologischer Ordnung eine Ehreninschrift, die ihm [671] wahrscheinlich nach seinem Consulatsantritt (Okt. 102, s. u.) in oder bei Cures errichtet wurde (CIL IX 4965 = Dessau I 1026); die Ämter bis zur lykischen Statthalterschaft verzeichneten auch Inschriften aus Balbura (IGR III 470) und Tlos (ebd. 554), die jedoch nicht vollständig erhalten sind. Marinus begann seine Laufbahn als IIIIvir viarum curandarum, diente als Militärtribun in der (in Syrien liegenden) legio IIII Scythica (χειλίαρχος πλατύσημος; in den griechischen Texten) und wurde nachher q(uaestor) pro pr(aetore) provinciae Macedoniae, aedilis pleb(is), praetor, leg(atus) pro pr(aetore) provinciae Cypri, leg(atus) pro pr(aetore) proviciae Ponti et Bithyniae proconsulatu patris sui (spätestens 89/90 n. Chr., s. u.), curator viae Tiburtinae (vgl. Cantarelli Bull. com. 1891, 124). Auf die Straßenkuratel folgt in der lateinischen Inschrift das Priesteramt eines frater Arvalis. In den Protokollen dieses Kollegiums erscheint I. zum erstenmal bei der Maifeier des J. 91 (CIL VI 2068); nicht lange vorher dürfte er aufgenommen worden sein (vielleicht in der zweiten Hälfte des J. 89 oder in der Zeit zwischen 7. Januar und 19. Mai 91, sicher nicht im J. 90). Er übernahm hierauf (noch unter Domitian, dessen Name in der Inschrift verschwiegen wird) das Kommando der legio XI C(laudia) p(ia) f(idelis), die damals in Germania superior (Vindonissa) ihr Hauptquartier hatte. Weiter hat er von dem dritten Flavier kein Amt mehr erhalten; dies könnte dafür sprechen, daß er zu den Senatoren gehörte, deren politische Haltung dem Kaiser seit seinem völligen Bruche mit der ,republikanischen‘ Partei (98 n. Chr.) verdächtig geworden war. Vielleicht gerade darum ernannte ihn Traian sehr bald nach seinem Regierungsantritt (27. Januar 98, s. u.) zum Statthalter einer kaiserlichen Provinz, Lykiens und Pamphyliens. Aus der Zeit seiner Verwaltung haben sich Inschriften von Denkmälern erhalten, die ihm und seiner Gemahlin von den Bürgern von Balbura und Tlos errichtet wurden (Heberdey-Kalinka Denkschr Akad. Wien XLV 1897. 39 = Cagnat IGR III 470. CIG III 4237 = IGR III 562 [hier führt er den in Lykien gebräuchlichen Titel δικαιοδότης]. CIG III 4238 c = IGR III 554). Er erloste sodann den Proconsulat von Achaia und gelangte endlich – nach langer praetorischer Dienstzeit – zum Consulat. Aus dem Patronatsdekret CIL VI 1492 (= Dessau II 6106) erfahren wir, daß I. und L. Arruntius Stella (der bekannte Dichter) unter Traian an einem 19. Oktober als Consuln fungierten; das Jahr ist strittig. Borghesi (Bull. d. inst. 1844, 127) und Stobbe (Philol. XXVI 1867, 76f. und bei Friedländer S. G. III 657f.) entschieden sich für 102, das letzte in Betracht kommende Jahr (Traian führt weder CIL VI 1492 noch IX 4965 den Titel Dacicus, den er Ende 102 annahm, s. o. Bd. IV S. 1976); Mommsen (Ges. Schr. IV 455ff.), Friedländer (in der Ausg. des Martial I S. 66) und Asbach (Rhein. Jahrb. LXXII 1882, 29f.) sprechen sich mit Rücksicht auf die Chronologie Martials (der epigr. XII 3 Stella als Consul feiert) für 101 aus (ebenso v. Rohden o Bd. II S. 1265). Marinus hat unter Traian vor dem Consulat die – wohl zumindest zweijährige – Statthalterschaft von Lykien und den einjährigen [672] Proconsulat von Achaia verwaltet und war in den Monaten Januar bis März 101 in Rom, wie die Arvalakten (CIL VI 2074, vgl. 32 371) bezeugen. Da ferner aus der ersten Zeit Traians bereits zwei Proconsuln von Achaia (Herennius Saturninus und Caristanius Iulianus) bekannt sind, bleibt nach alledem für seinen Proconsulat nur das J. 101/2 und man müßte, wenn Mommsens Ansatz richtig wäre, annehmen, daß er als Proconsul den Consulat abwesend bekleidet habe, was kaum glaublich erscheint. Mommsens Datierung beruht aber keineswegs auf zwingenden Gründen (das Epigramm XII 3, das wohl in die Zukunft weist, braucht nicht nach dem Januar 102, in dem Stella zum Consul designiert wurde, geschrieben zu sein; abweichend Friedländer a. a. O.). Demnach dürfte der Suffektconsulat des Stella und Marinus eher in das J. 102 (Oktober bis Dezember oder September bis Oktober) als 101 zu setzen sein. Marinus muß damals bereits im Alter von über 40 Jahren gestanden haben (er hatte, wie der Cursus honorum lehrt, zur Zeit seiner Aufnahme in das Arvalkolleg, spätestens im J. 91, schon das dritte praetorische Amt übernommen; die Praetur setzt das 30. Lebensjahr voraus).

Ob Traian ihn auch weiterhin im Staatsdienste verwendet und mit einem consularischen Armeekommando betraut hat, erfahren wir nicht. Vielleicht erklärt sich durch ein Amt dieser Art. daß Marinus im J. 105 nicht an den religiösen Handlungen der Arvalbruderschaft teilnahm (die Fragmente der Acta Arv. CIL VI 2073. 2077, in denen er genannt wird, lassen sich bestimmten Jahren nicht zuweisen). Er wird noch unter Traian gestorben sein, da sein Name in den ziemlich vollständig erhaltenen Arvalakten der J. 117, 118 und 120 nicht mehr begegnet.

Marinus war mit Iulia Tertulla vermählt ) (CIG III 4237 = IGR III 562), vielleicht einer Tochter des C. Iulius Cornutus Tertullus, Consuls im J. 100 (der Zeitunterschied zwischen den Consulaten der beiden Männer ist zwar sehr gering, aber Cornutus Tertullus muß doch wesentlich älter gewesen sein, s. Nr. 196). Von Mutterseite war er anscheinend mit den Iulii Candidi verwandt, von denen einer gleichfalls die Namen Caecilius Simplex führt (Nr. 165). Ein im British Museum aufbewahrtes Bronzesiegel mit der Aufschrift L. Iuli Marini wird I. oder seinem Vater gehört haben (CIL XV 8282 und dazu Bormann).

[Groag. ]

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Band R (1980) S. 137
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342) S XII, s. [341]).