Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Martialis Freund des Dichters Martial
Band X,1 (1918) S. 672674
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343) Iulius Martialis (so Martial. IV 64, 1. VII 17, 12; nur Iulius I 15, 1. III 5, 4. IX 97, 1. XII 34, 2; nur Martialis V 20, 1. VI 1, 2. X 47, 2. XI 80, 5; doch ist es an allen diesen Stellen höchst wahrscheinlich, daß I. M. gemeint ist; dieser wird also mit Ausnahme des 2. und 8. in allen Büchern der großen Epigrammensammlung genannt), einer der vertrautesten Freunde des Dichters Martial (ohne Grund bezeichnet ihn Lindsay Class. Rev. XVII [1903] 49 a Anm. 1 als seinen cousin), mit dem er womhrend der ganzen 34 Jahre seines Aufenthaltes in Rom (vom J. 64–98) und auch noch späterhin aufs innigste verbunden blieb (vgl XII 34). Nach I 15, 3 war er im J. 85/6 beinahe 60 Jahre alt, also geboren 25/6 (somit 13-16 Jahre älter ab der Dichter). [673] Da er ferner noch in dem Dezember 101 herausgegebenen 12. Buche angeredet wird, so muß er das Ende dieses Jahres erlebt und daher mindestens das Alter von 75–76 Jahren erreicht haben. – Er besaß einen kleinen, aber reizenden Landsitz auf dem Mons Ianiculus (IV 64: vgl. v. 1. 31ff.; 10. VII 17, 1), und zwar nicht auf dem Gianicolo, sondern auf dessen nördlichem Vorberge, dem Monte Mario, gegenüber der Porta del popolo und der Villa Borghese (Richter Topographie d. Stadt Rom² 269. Assmann Rh. Mus. LX [1905] 637); ebendort war auch seine Bibliothek (VII 17). In der Stadt wohnte er (III 5, 5) am Anfang der Via Tecta auf dem Marsfelde (über diese vgl. Richter 257). – Nach V 20 scheint er nicht sehr begütert gewesen zu sein, wenn auch ohne Zweifel mehr als der Dichter (wofür u. a. auch XI 80 spricht, vgl. unten). Seinen Lebensunterhalt gewann er, wie aus V 20, 6f. hervorgeht, als Sachwalter und auch als Klient; wenigstens zeigt v. 11 dieses Gedichtes (nunc vivit necuter sibi), daß v. 1f. tecum mihi securis liceat frui diebus nicht bedeutet ,sorglose Tage genießen, wie du es tust‘, sondern ,wenn wir beide genießen könnten‘, dann aber bezieht sich das nos in v. 5 auf die beiden Freunde, und da wir von dem Dichter nicht sagen können, daß er einen Versuch in der Laufbahn des Sachwalters gemacht habe (so mit Recht Schanz Röm. Lit.-Gesch. II 2³, 178, 3 gegen Ribbeck Gesch. d. röm. Dichtung III 252), so kann sich der Vers nec lites tetricas forumque triste wohl nur auf I. M. beziehen – und auf ihn gehen dann auch die Worte nec imagines superbas. (Daß I. M. sehr wohl Klient gewesen sein kann, obschon er ein Landhaus mitsamt einer Bibliothek sein eigen nannte, bemerkt schon Friedländer Sittengesch. III⁵ 451.) – Schon das dritte, in Forum Corneli fertiggestellte Buch schickt Martial (III 5) dem Freunde und seiner ihm ebenfalls sehr gewogenen Gattin (vgl. v. 7ff.). Das sechste legt er ihm zur Beurteilung vor, ehe er es wagt, es dem Kaiser zu überreichen (VI 1). Tatsächlich unterblieb in der Folge die Widmung
– ob auf Grund einer abfälligen Kritik des I. M.?
– Die sämtlichen Bücher I–VII, mit eigener Hand verbessert – und nicht etwa eine für das Publikum bestimmte Gesamtausgabe dieser Bücher in zweiter Auflage; vgl. zuletzt Birt Kritik und Hermeneutik 350 – sendet ihm Martial für seine Bibliothek (VII 17). – Wie IV 64, 26ff. sein gastfreundlicher Sinn gegen jedermann gerühmt wird, so lädt er XI 80 durch Vermittlung des Flaccus den Dichter ein, ihn in Baiae zu besuchen. (So erklärt Friedländer das Epigramm. Wenn Lindsay [a. a. O.] meint, das Gedicht enthalte eine verblümte Aufforderung an Flaccus, außer dem Dichter auch noch seinen Freund I. M. nach Baiae einzuladen, so spricht dagegen [wenn anders mit tibi in v. 7, wie doch wohl anzunehmen, der Dichter sich selbst anredet] der Schlußvers quid gaudiorumst Martialis et Baiae! Hier müßte doch vor allem Flaccus genannt werden. – Noch andere Cartault Mélanges Boissier 106.) – Zweimal (V 20 und X 47) zählt ihm Martial seine höchsten Lebenswünsche auf; er tadelt ihn (I 15, 4), daß er den Augenblick nicht zu genießen verstehe; er klagt ihm (IX 97) sein [674] Leid, wie ihn ein Mißgünstiger um seinen kleinen Besitz wie auch um seinen Dichterruhm beneidet.

[Lieben. ]