Hydruntum (so Livius, Itin. Ant.), häufiger Hydrus (Scylax. Cic. Mela. Lucan. Plin. u. a.), vereinzelt Δρυοῦς (Prokop.) und Odranto (Itin. Hieros.) genannt, heute Otranto, Hafen an der calabrischen Küste (Mela II 66. Ptolem. III 1, 12; λιμὴν Ὑδροῦς in Iapygien Scylax 14. 27) ἐπὶ τῷ τοῦ Ἁδρίου ἢ τῷ τοῦ Ἰωνίου κόλπου στόματι, Scylax a. O., ad discrimen Ionii et Hadriatici maris, wie Plin. n. h. III 100 die Straße von Otranto bezeichnet. Soweit auf die Nachricht bei Steph Byz. s. Βίεννος (vgl. zur Stelle Maass Österr. Jahresh. 1906, 139f.) Verlaß ist, war H. eine kretische Gründung; auch sonst knüpfen sich an Calabrien kretische Reminiszenzen, Strab. VI 281. Die erste Erwähnung der Stadt begegnet freilich erst bei Scylax. H. lag unter den unteritalischen Städten der Küste der europäischen Südosthalbinsel am nächsten (in Graeciam brevissimus transitus Plin. III 101), ein Umstand, der den Hafen nicht hinter Brundisium zurückstehen ließ. Zwar nennt ihn Lucan. V 375 avius, doch bezeugen zahlreiche Nachrichten einen bedeutenden Verkehr über H. nach Osten (Liv. XXXVI 21. Cic. ad Att. XVI 9, 2. Strab. a. O. Procop. b. Got. IV 34; b. Vand. I 1. Itin. Ant. marit. 489. 521). So reist auch der Pilger aus Bordeaux (p. 609) von Aulona trans mare stadia mille, quod facit milia centum; et venis Odronto. Verus dürfte von H. aus in den Orient gereist sein, worauf die ihm 162 gesetzten Ehreninschriften CIL IX 15.[1] 16 weisen. H. war Municipium (CIL X 1795[2] municipi Hudrentinor.). Von historischen Ereignissen ist die Besetzung der Stadt durch Caesar im J. 49, Appian. bell. civ. II 40, und die Rolle, die sie in den Gotenkriegen Iustinians spielte (Procop. b. Got. II 5. III 9. 10. 18. 23. 26. 27. 30. ΙV 26, vgl. Hartmann Geschichte Italiens I 310ff.), bekannt. Bedeutende Purpurfärbereien, denen die conchylia Hydrontini maris das Material lieferten, werden in gotischer Zeit erwähnt Cassiod. var. I 2. H. war Sitz eines Bischofs (Gregor. I. reg. IX 169. 200), dem die kirchliche Aufsicht über Brundisium, Lippia und Callipolis übertragen war (Gregor. a. O. VI 21), an der Spitze der Zivil- und Militärverwaltung in byzantinischer Zeit stand ein Tribunus (Gregor. a. O. IX 200. 205). Über die weiteren Schicksale der Stadt vgl. Ch. Diehl Études sur l'administration Byzantine dans l'exarchat de Ravenne (Paris 1888) 74f. Gay L'Italie méridionale et l’empire Byzantin (Paris 1904) 5. 14. Sonstige Erwähnungen: Cic. ad Att. XV 21, 3. XVI 5, 3. Feldmesser 262. Paus. V 19, 9. Itin. Ant. 118. 119. 120. Tab. Peut. Rav. IV 31. V 1. Steph. Byz. s. v. Lib. Pont. XC. Paul. hist. Langob. II 21 u. a., vgl. noch Nissen Ital. Landesk. II 882.