Hesperium promunturium (Ἓσπέρου κέρας [ἄκρον]) Vorgebirge an der Westküste Afrikas. Ptolem. IV 6, 2. Plin. n. h. V 10. VI 197. 199. 201 (vgl. II 237). Mela III 96. 99. Sol. 56, 10ff. Mart. Cap. VI 702. Die Vorstellungen des Ptolemaios von diesem südlichsten Teil der libyschen Westküste sind aber so unklare, die Distanzangaben des Plinius (Agrippa. Sebosus) so verworrene und widerspruchsvolle – er selbst empfindet dies (VI 201) –, daß eine sichere Identifikation unmöglich ist. Nur aus allgemeinen Erwägungen heraus denkt man zumeist an das
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westlichste Vorgebirge Afrikas, Cap Vert. In dessen Gegend führt uns aber auch der einzige zuverlässige, auf Autopsie beruhende Bericht über diese Küstenstrecke, der Periplus Hannos. Hanno nennt freilich (§ 14) Ἑσπέρου κέρας nicht ein Vorgebirge, sondern eine große Meerbucht, in der eine eigentümlich gestaltete Doppelinsel lag. Alle Versuche, diese Meeresbucht mit ihrer Doppelinsel wiederzuerkennen, haben zu einem befriedigenden Ergebnis nicht geführt; gewöhnlich denkt man an die weiten Mündungen des Gambia, Rio Geba (Insel Orango), des Cestos-(Cess-)flusses (Coffininsel): vgl. Müller zu Ptol. I p. 734. Kan Tijdschr. Nederl. Aardrijksk. Genootsch. ser. II 8, 637. Fischer De Hannonis periplo 36ff. Ruge Peterm. Mitt. 1894, 187. Illing Der Periplus des Hanno 33ff. Hannos – mißverstandener und mißhandelter – Bericht ist in letzter Linie die Quelle für alle oben erwähnten Notizen bei den späteren Geographen; auf ihn gehen auch zurück die Angaben über einen Ἑσπέριος κόλπος, der sich in weiter Erstreckung nördlich an das Ἓσπέρου κέρας ἄκρον anschließt (Ptol. IV 6, 1. 2), über die Hesperidum insulae (Plin. n. h. VI 201. Mela III 100. Sol. 56, 13. Mart. Cap. VI 702) und die fälschlich vom Νότου κέρας an das Ἓσπέρου κέρας verlegten Gorgades insulae (s. d.). Die anwohnenden Äthiopen heißen Aethiopes Hesperii; vgl. außer den angeführten Stellen noch Agath. II 7 (Geogr. gr. min. II 473). Nonn. XIII 347. Isid. orig. IX 2, 128.