Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Insel an der Küste der Hermionis
Band VII,2 (1912) S. 22712273
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Haliussa (Ἁλιοῦσσα Paus. II 34, 8; Ἁλιοῦσα codd.), eine Insel an der Küste der Hermionis; ihre Identifizierung wird erschwert durch die Verwirrung, die in Pausanias’ Darstellung herrscht. Pausanias erreicht 34, 6 von Trozen kommend nicht weit östlich von Hermione das Meer, erwähnt das im äußersten Osten der Halbinsel gelegene Kap Skyllaion und läßt nun eine Reihe von Inseln und Vorgebirgen folgen, die zwischen Skyllaion und Hermione liegen sollen, tatsächlich aber zwischen der Stadt und einem weiter westlich gelegenen Punkte in west-östlicher Abfolge liegen (Heberdey 46). Die Verwirrung hat Schell erkannt, dann Bursian besprochen; endlich hat Lolling durch Vergleichung der Pausaniasstelle mit den wirklichen Verhältnissen die Sachlage im wesentlichen geklärt. Die literarische Seite der Frage ist vielfach erörtert, die topographische hat nur noch Miliarakis behandelt [2272] (vgl. die Karte zum Artikel Halieis). Geht man von dem Endpunkt der Route bei Pausanias aus, so ist die ἀκτὴ ἐπὶ Ποσείδιον die Landzunge Bistis, der αἰγιαλὸς μηνοειδής die Bucht Hag. Anargyri, Hydrea = Hydra, Aperopia = Dokós, Buporthmos = Kap Musáki, Trikrana = Tríkeri, Kolyergia = Kap Milianós (auf der französischen Karte fälschlich Mylonas, Lolling 108), Aristera = Spetsopúla, das auch Rasteri genannt wird (Miliarakis 255) oder Arasteri (Lolling 112), Pityussa = Spetsai (die ältere Form Petsai, Miliarakis 256f.). Es folgt die Insel H.; es scheint das nächstliegende, in ihr die Insel Chinítsa zu erkennen, die südlich vor der Einfahrt in den Hafen von Chéli liegt. Lolling (111) hielt sie offenbar für zu unbedeutend; deshalb erklärt er: die Halbinsel westlich von Chéli, ,welche jetzt durch den Salzsee von Ververonda sowie einen schmalen nur aus Humus bestehenden niedrigen Isthmus mit dem Lande zusammenhängt, bildete eine Insel und ist H.‘ (ebenso Heberdey auf seiner Karte und Hitzig-Blümner). Ob die beiden Isthmen wirklich so jungen Ursprungs sein können, darüber gewinnt man auch aus Philippsons knapper Bemerkung (Pelop. 50) keine Gewißheit. Die englischen Seekarten zeigen zwischen Chéli und dem Salzsee Erhebungen, die für Dünenbildungen zu beträchtlich sind. Nun paßt aber die Charakteristik, die Pausanias von H. gibt, ausgezeichnet auf Chinitsa: παρέχεται δὲ αὔτη λιμένα ἐνορμίσασθαι νανσὶν ἐπιτήδειον. Nach der englischen Seekarte 1502 besteht die Insel aus zwei Flügeln, die durch einen kurzen, schmalen Isthmos verbunden sind; so entstehen zwei kleine Häfen; der nördliche ist etwa 60 m breit und greift 100 m tief ins Land ein. Bei südlichen Winden mochte es den Küstenfahrern allerdings willkommen sein, hier Schutz zu finden (ἐνορμίσασθαι). Lollings Erklärung: ,Der bequeme Hafen bei H. ist Porto Cheli‘ ist sprachlich und sachlich unmöglich. Ein etymologischer Zusammenhang zwischen dem Namen der Insel und dem Namen der Stadt Halieis (s. d.), die mit großer Wahrscheinlichkeit an dem Hafen von Chéli gelegen hat, ist jedenfalls nicht herzustellen (s. Dittenberger Herm. XLII 5, 1). Ist also H. die Insel Chinitsa, so ist das Vorgebirge Bukephala = Kap Korakiá, und Kap Thynní ist das (westliche) Vorgebirge Skyllaion. Schon Heberdey (48) sah sich zu dem Schluß gedrängt, daß ein Vorgebirge im Westen ,durch Namensähnlichkeit (oder Gleichheit?) Anlaß zu der Verwechslung mit dem Skyllaion gab‘. Vorsichtiger wird man sagen, daß es Periploi gab, die das Skyllaion falsch auf die Westseite von Hermione verlegten; von zwei Vorgebirgen des Namens ist nirgends die Rede. Artemidor. bei Strab. VIII 368: ὁ μὲν (ὁ Ἄργολικὸς κόλπος) μέχρι τoῦ Σκυλλαίου ..., ὁ δὲ (ὁ Ἑρμιονικὸς) μέχρι πρὸς Αἴγιναν κτλ.; Plin. n. h. IV 18 nennt Hermione zwischen Skyllaion und Isthmos. Pausanias selbst setzt das Skyllaion östlich von Hermione an (34, 7. Heberdey 46; Roberts gegenteilige Auffassung (229) ist mir unverständlich). Deshalb ist es allerdings wahrscheinlich, daß er den behandelten Abschnitt einem Periplus entnahm, wie zuerst Lolling behauptete, [2273] dem sich Kalkmann und Reitz und besonders nachdrücklich Heberdey angeschlossen haben. Bursian und Gurlitt nehmen an, Pausanias habe sich bei der Bearbeitung seiner eigenen Notizen geirrt (s. dagegen Heberdey 47, 54), und ähnlich denkt sich Robert die Sache. Wie der Irrtum möglich war, wird damit nicht erklärt. Schell De agro Troezenis 11. Bursian Geogr. II 86, 3. 100ff. Lolling Athen. Mitt. IV 1879, 105ff. Kalkmann Paus. d. Perieget 181. Reitz De praep. ὑπὲρ ap. Paus. usu locali, Diss. Freiburg 1891, 20. Gurlitt Über Paus. 439f. Heberdey Die Reisen des Paus. 46ff. Robert Paus. als Schriftsteller 228. Miliarakis Γεωγραφία Ἀργολίδος καὶ Κορινθίας. Frazer Paus. III 291f. Hitzig-Blümner Paus. I 2, 644. Karten: Carte de la Grèce. Admiralty Charts 1525. 1502. Miliarakis.

[Bölte. ]