Guraioi, Arrian. anab. IV 25, 7. Indischer Clan in den Alpen des nördlichen Kabulistan, der zur Zeit Alexanders sein Weidegebiet wesentlich am gleichnamigen Flusse hatte; der Hauptort hieß Gorya. Neben dem großen Stamm der Assakenoi, der vom Suastos bis zum Indus Täler und Almen im Besitz hatte, erscheinen die G. damals unbedeutend, wahrscheinlich waren sie
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jenem unterworfen. Später müssen sie aber an die Stelle der Assakenoi getreten sein und die Vorherrschaft im nördlichen Kabulistan errungen haben; denn bei Ptolem. VII 1, 42f. führt das ganze Bergland zwischen Suastos und den Lambagai westlich vom heutigen Alingarfluß den Namen Goryaia, während die Assakenoi gar nicht verzeichnet werden. Namentlich gehören nunmehr zu G. der mittlere Talkessel des Kabul mit dem Hauptort Nagara oder Dionysopolis (die Stromschnellen und die Enge beim heutigen Gelalabad mögen die Grenze gegen die Lambagai und die Parapanisaden gebildet haben) und zumindest der Unterlauf des größten Flusses Kabulistans nach dem Kabul, des Choaspes. Die Zugehörigkeit des letzteren spiegelt sich auch in der irrigen Ansetzung der Hauptstadt der G. am Choaspes wieder (bei Strab. 697; s. den Art. Gorya). Außer den erwähnten Städten macht Ptolemaios noch drei andere namhaft. Wenn unter diesen Drastoka und Barborana nur irrtümlich durch Ptolemaios von den beiden gleichnamigen Orten der Parapanisaden unterschieden worden sind, wie wahrscheinlich, so muß sich die Herrschaft der G. sogar einmal bis in den Talkessel der Stadt Kabul erstreckt haben. Dasselbe scheint mir auch aus einer etwas rätselhaften Angabe bei Ptolem. VI 18 hervorzugehen, wonach im Land der Parapanisaden ein Fluß entspringt, der ohne Namennennung nur bezeichnet wird als ὁ πρὸς τῇ Γωρυαίᾳ τῷ Κώνᾳ συμβάλλων. Der Konas ist der nördliche Quellfluß des Kabul, der Panğšir: so kann der mit ihm sich vereinigende Wasserlauf nur der Fluß von Kabul sein. Es ist deutlich, daß Ptolemaios zwei zeitlich verschiedene Quellen benützt und vereinigt hat. S. auch den Art. Gandaritis.