Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
König der Vandalen 406-428 n. Chr.
Band VII,2 (1912) S. 19361937
Gunderich in der Wikipedia
GND: 141682361
Gunderich in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register VII,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|VII,2|1936|1937|Gundericus|[[REAutor]]|RE:Gundericus}}        

Gundericus (Γόνθαρις Procop. bell. Vand. I 3, 23. 32; nach Wrede über die Sprache der Vandalen 53: Guntharix), König der Vandalen 406–428. Legitimer Sohn des Königs Godigiselus, Halbbruder des Bastards Geisericus, der ihm in der Regierung folgte (Procop. bell. Vand. I 3, 23), obgleich G. Söhne hinterließ, die in Africa mit ihrer Mutter durch Geisericus getötet wurden (Vict. Vit. II 5, 14). Nachdem sein Volk durch die Franken eine schwere Niederlage erlitten hatte und sein Vater gestorben war, vereinigte er seine Scharen mit denen des Alanenkönigs Respendial (Renatus Profuturus Frigeridus bei Greg. Tur. II 9); gemeinsam besiegten sie die Franken (Oros. VII 40, 3) und brachen am 31. Dez. 406 über den Rhein in Gallien ein (Mommsen Chron. min. I 299, 535. 465, 1230. Zosim. VI 3, 1. Anon. de provid. 33 = Migne L. 51, 618. Andere Zeitbestimmung Oros. VII 40, 3). Suebische Horden, vielleicht ein Rest von dem vernichteten Heere des Radagais, der um dieselbe Zeit aus Italien über die Alpenpässe gekommen war, schlossen sich den Vandalen und Alanen an und verwüsteten mit ihnen Gallien (Zosim. VI 3, 1. Oros. VII 38, 3. 40, 3. Sozom. IX 12, 3. Greg. Tur. II 2) bis an die Pyrenäen, an denen sie einstweilen umkehrten (Oros. VII 40, 3), um sich nordwestlich nach dem Kanal zu wenden. Die Furcht, daß sie nach Britannien übersetzen könnten, bewog die dortigen Heere, schnell nacheinander erst den Marcus, dann den Gratianus, endlich Constantin III. zu Kaisern auszurufen. Dieser landete 407 in Gallien und brachte den Barbaren eine so schwere Niederlage bei, daß sie nur durch die mangelhafte Verfolgung der völligen Vernichtung entgingen. Doch gelang es ihnen, sich wieder zu sammeln und ihre Raubzüge fortzusetzen (Zosim. VI 3). Durch den Verrat der barbarischen Hilfstruppen, denen der Schutz der Pyrenäenpässe anvertraut war (Oros. VII 40, 9. Sozom. IX 12, 2. 3), konnten sie am 28. September oder 12. Oktober 409 in Spanien einrücken (Mommsen II 17, 42; vgl. I 246. 465, 1237. Greg. Tur. II 2. August. ep. 111, 1 = Migne L. 33, 422). Nachdem sie über ein Jahr das Land plündernd durchzogen hatten (Mommsen II 17, 46. 48. Oros. VII 40, 10. 41, 2), das außerdem durch Pest und Hungersnot furchtbar heimgesucht wurde (Mommsen II 17, 47. 48), teilten sie es 411 durch das Los unter sich, und den Vandalen des G. fiel gemeinsam mit den Sueben Gallaecia zu (Mommsen II 18, 49. Oros. VII 40, 10). Indem sie den Kaiser Honorius als Oberherrn anerkannten (Oros. VII 43, 14), begannen sie, sich mit der romanischen Bevölkerung zu vertragen und an friedlichen Ackerbau zu gewöhnen (Oros. VII 41, 7). Auch die Siege des Westgotenkönigs Valia in Spanien schadeten dem G. nicht, sondern vermehrten nur seine Macht. Denn bis dahin hatten die Alanen in dem Völkerbündnis die führende Stelle behauptet; in jenen Kämpfen aber litten sie so schwer, daß sie 418 nach dem Falle ihres Königs Addax keinen neuen mehr wählten, sondern sich dem. G. unterwarfen (Mommsen II 19, 68). Seitdem führten er und seine Nachfolger [1937] den Titel rex Vandalorum et Alanorum (Vict. Vit. II 13, 39. III 2, 3; vgl. Procop. bell. Vand. I 5, 18. 19. 21. Apoll. Sid. carm. II 379. Possid. vit. S. August. 28 = Migne L. 32. 57). So verstärkt, bekriegte er 419 den König der Sueben, Hermericus, drängte ihn in die Berge zurück und hielt ihn dort eingeschlossen. Doch durch die römischen Magistrate bewogen, ließ er 420 von ihm ab und siedelte mit seinen Völkern nach Baetica über (Mommsen II 20, 71. 74; vgl. Greg. Tur. II 2), wo die silingischen Vandalen, denen diese Landschaft durch das Los zugefallen war (Mommsen II 18, 49), durch König Valia völlig ausgerottet waren (Mommsen II 19, 67). Im J. 422 brach zwischen G. und den Römern Krieg aus. Der Magister Militum Castinus wurde mit einem großen Heer und westgotischen Hilfstruppen gegen ihn geschickt, wußte ihn einzuschließen und beinahe durch Hunger zur Übergabe zu zwingen, wagte aber überflüssiger Weise eine Feldschlacht, wurde durch den Verrat seiner Hilfstruppen besiegt und mußte nach Tarraco fliehen (Mommsen II 20, 77; vgl. I 469, 1278. Salv. de gub. dei VII 11, 45). Im J. 425 wagten sich die Vandalen auch aufs Meer hinaus und plünderten die Balearen. Karthagena und Sevilla wurden von ihnen erobert (Mommsen II 21, 86). G. starb wahrscheinlich im J. 428 (s. o. Bd. VII S. 936). Papencordt Geschichte der vandalischen Herrschaft in Africa, Berlin 1837, 10. 341. Dahn Die Könige der Germanen I 143. Schmidt Geschichte der Vandalen, Leipzig 1901.

[Seeck. ]