Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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gotisches Volk
Band VII,2 (1912) S. 18721873
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Greuthungi, gotisches Volk, zuerst erwähnt Hist. aug. Claud. 6, 2 unter Scytharum diversi populi neben Peuci, Austrogoti, Tervingi u. a. (überliefert Trutungi; Grutungi Salmasius, vgl. Müllenhoff Deutsche Altertumskunde V 538f.); Prob. 18, 2 cum et ex aliis gentibus plerosque pariter transtulisset (auf römisches Gebiet), id est ex Gipedis, Grauthungis et Vandulis. Auch Claudian. in Eutrop. II 153 scheidet Ostrogothi und Gruthungi. Wie aber Zeuss (Die Deutschen 406ff.) ausführt, bezeichnen Austrogothi und Greuthungi dieselbe Abteilung des Gotenvolkes, die östliche, während die Tervingi (= Wisigothi) die westliche repräsentieren. Die Wohnsitze des Volkes gibt nur Ammian genauer an; darnach reichten sie im Osten bis an die Anwohner des Dons, die Alanen (XXXI 3, 1 Huni pervasis Halanorum regionibus, quos Greuthungis confines Tanaitas consuetudo nominavit). Sonst wird das Volk selten erwähnt. Ammian. Marc. XXVII 5, 6 (J. 367) (Valens) Greuthungos bellicosam gentem adgressus est postque leviora certamina Athanaricum ea tempestate iudicem potentissimum ... coegit in fugam. XXXI 3, 5 Greuthungorum vallem. 4, 12 Vithericus Greuthungorum rex. 5, 3 Greuthungi. Unter der Regierung des Theodosius (386) erscheinen sie an den Donaumündungen, um überzusetzen, werden aber durch eine blutige Niederlage zurückgewiesen. Hydat. chron. 385 (Chron. min. II 15) Greothingorum gens a Theodosio superatur; vgl. Consul. Const. Chron. min. I 244 victi atque expugnati et in Romania captivi adducti gens Greothyngiorum a nostris Theodosio et Arcadio. Zosim. IV 35 (der hier nur ihren Anführer Oidotheus nennt, während IV 38 der Name des Volks [ἔθνος τι Σκυθικόν in Προθίγγους entstellt ist, s. Zeuss 407. 422. Müllenhoff Deutsche Altertumsk. V 539). Claudian. de IV cons. Honor. 623ff. schildert dasselbe Treffen (ausi Danuvium quondam transnare Gruthungi, so lautet der Name bei ihm auch sonst, in Eutrop. II 153. 196. 399. 576. Als skythisches Volk auch bei Suidas (s. σκήψας) καὶ σκηψαμένων τινῶν προδοσίαν ὁμογλώσσων τοῖς Σκύθαις τοῖς καλουμένοις Γρουθίγγοις. Der Name ist bei Ammian noch am richtigsten überliefert (Greuthungi); genauer lautet er Griutingi, Griutungi und bedeutet nach Zeuss 407 ,Bewohner der Sandgegenden, Steppen‘, während die Tervingi die [1873] ,Bewohner der (westlichen) Waldgegenden‘ sind. Man vermutet, daß die G. sich auch an der Besiedlung Skandinaviens beteiligt haben, was z. B. O. Bremer Ethnographie der german. Stämme § 85. 96 als sicher annimmt. Es kommt darauf an, wie bei Iord. Get. III 22 zu lesen ist, wo unter den Völkern von Scandza nach den Gauthigoth (s. Gautae) angeführt werden dehinc Mixi (var. mixti), Evagre (var. evagrae), Otingis. Müllenhoff (im Index der Mommsenschen Ausgabe p. 163 s. Otingi) liest dehinc mixti Evagreotingis, wobei freilich der erste Bestandteil des Namens rätselhaft bleibt (anders Zeuss 505).

[Ihm. ]