Gerunda, Stadt der Ausetaner im Küstenland des nordöstlichen Hispanien, das heutige Gerona. Wenn die Münzen mit den iberischen Aufschriften krsa und thruthru-ate, deren Gepräge und Schriftart in jene Gegend paßt, mit einiger Wahrscheinlichkeit G. zugeteilt worden sind – obgleich sich nur kr mit Ger deckt, unda könnte lateinische Endung sein mit volksetymologischer Umdeutung des einheimischen den Römern unverständlichen Namens der Stadt quae gerunda est; die andere Aufschrift enthält den Namen des Volksstammes (Mon. ling. Iber. nr. 16), so sind sie die ältesten Zeugnisse für die nach ihrer hohen Lage gewiß alte iberische Stadt in
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dem reichen Hügelland zwischen den Flüssen Ter und Oña. Die Liste des Agrippa nannte unter den oppida civium Latinorum die Gerundenses (Plin. n. h. III 23, bei Mela fehlt der Name). Außerdem erscheint die Stadt als Station der großen römischen Straße vom Gebirge (ad Pyrenaeum) nach Barcino und Tarraco (Itin. von Vicarello, auf der Peutingerschen Tafel Cerunda. Itin. Ant. 390, 4. Geogr. Rav. 303, 4. 341, 13) und bei Ptolemaios (II 6, 69 Γεροῦνδα, der sie vielleicht willkürlich den Ausetanern zuteilt, deren Gebiet ihre Lage kaum entspricht). Die Inschriften der res publica Gerundensis (CIL II 4620.[1] 4621; vgl. 4626) zeigen die üblichen Magistrate; einer ihrer Beamten kommt als Flamen der Provinz in Tarraco vor (CIL II 4229).[2] G. vermittelte einst den Verkehr von Emporion (s. d.), das als ihr Hafen galt, mit dem Inneren und hat seine Bedeutung durch das Mittelalter hindurch (wiederholt erwähnt in den Chroniken und Konzilienunterschriften, Holder Altkelt. Sprachsch. I 2015) bis heute bewahrt (CIL II p. 614.[3] 987). Prudentius preist seinen Märtyrer Felix (peristeph. IV 29 parva Felicis decus exhibebit artubus sanctis locuples Gerunda, das zu den ältesten Bischofssitzen gehört). Auch fehlt es nicht an christlichen Inschriften (Inscr. Hisp. christ, nr. 192 u. a) , und die westgotischen Könige schlugen hier zahlreiche Goldmünzen (Heiss Monn. Wisigot. 53 mit Gerunda und Gironda).