78) L. Furius Philus. Die Handschriften der Autoren, namentlich Ciceros, der diesen F. am häufigsten erwähnt, gehen hinsichtlieh seines Vornamens auseinander, indem sie ihn teils P., teils L. nennen; aber schon ihre Vergleichung ergibt, daß die bessere Beglaubigung für L. vorliegt (vgl. CIL I2 p. 35[1] zum J. 618 = 136); dazu kommt, daß der einzige jüngere Philus Nr. 79, der doch wohl nur Sohn dieses Mannes sein kann, sich L. f. nennt. Beziehungen des F. zu dem 595 = 159 gestorbenen Terenz bezeugt Porcius Licinus in dem von Suet. Vita Terent. p. 27 Reiffersch. erhaltenen Fragment v. 3 und 8; ferner soll F. 599 = 155 die athenische Philosophengesandtschaft gehört haben (Cic. de or. II 154f.). Von seinen niederen Ämtern ist nichts bekannt. 618 = 136 wurde er Consul mit Sex. Atilius Sarranus (Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Obseq. 25. Cassiod. Cic. off. III 109; ad Att. XII 5, 3) und erhielt Spanien als Provinz. Auf den Antrag der Consuln wurde damals beschlossen, ihren Amtsvorgänger C. Hostilius Mancinus den Numantinern auszuliefern (Cic. rep. III 28; off. III 109), und F. hatte dies auszuführen (Appian. Ib. 83); als seine Legaten führte er mit sich die Consulare Q. Metellus Macedonicus und Q. Pompeius, die seine persönlichen Feinde waren, auch schon in Spanien kommandiert hatten und nun von ihm unschädlich gemacht wurden (Val. Max. III 7, 5. Dio frg. 82; über das Verhältnis zu Pompeius vgl. auch Cic. a. O., zur Sache Mommsen St.-R. II 679); im Kriege selbst erreichte er anscheinend nichts (vgl. Obseq.: a Vaccaeis exercitus Romanus caesus). F. gehörte zu den hervorragendsten Mitgliedern des Freundeskreises des Scipio Aemilianus und wird deshalb von Cicero als ein Hauptteilnehmer an dem ins J. 625 = 129 verlegten Gespräch de rep. (I 17 u. ö., vgl. ad Att. IV 16, 2, auch II 19, 5. 20, 5) eingeführt und überhaupt oft erwähnt. Die politische Übereinstimmung beweist das Verhältnis zu Metellus und Pompeius, den Gegnern Scipios, den gleichen Geschmack für Poesie das zu Terenz. Cic. Brut. 108 weiß aber nur: L. Furius Philus perbene Latine loqui putabatur litteratiusque quam ceteri, hatte also keine eigene Kenntnis von Reden oder Schriften des F.; auch seine Äußerungen leg. agr. II 64; Arch. 16; Mur. 66; de or. II 154 sind ganz allgemein gehalten. Es ist daher für die historische Persönlichkeit ziemlich belanglos, wenn F. von Cic. de rep. III zum Hauptvertreter der Staatslehre des Karneades gemacht wird (vgl. die Inhaltsangaben und Fragmente); über seine persönlichen Verhältnisse dürfte nur aus III 17 zu entnehmen sein, daß sie bescheiden waren (so schon Apul. apol. 20) und daß er eine Tochter hatte. Dagegen dürfte trotz der Bedenken Engelbrechts (Wien. Stud. XXIV 478) auf diesen F. zurückgehen, was Serenus Sammonicus nach Macrob. Sat. III 9, 6 in cuiusdum Furii vetustissimo libro gefunden hat, die ebd. 7–11 wiedergegebenen Devotionsformeln; da sie nämlich beide hier auf Karthago gestellt sind, rühren sie zweifellos von dem Zeitgenossen und Freunde des Zerstörers Karthagos her (vgl. auch Bremer Iurisprud. Antehadr. I 29f.).