Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Rufus, L. Gardekommandant unter Nero, Pisonianischer Verschwörer 65 n. Chr.
Band VI,2 (1909) S. 19631964
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Faenius. 1) L. Faenius Rufus (der volle Name CIL XV 1136;[1] ohne den Vornamen ebd. 1137 und bei Tacitus, bei Dio nur Rufus), Gardekommandant unter Nero. Zuerst wurde er im J. 55 n. Chr. Praefect der Annona, Tac. ann. [1964] XIII 22. XIV 51. Dieses Amt bekleidete er sieben Jahre lang mit größter Rechtlichkeit; als dann, im J. 62, der Gardepraefect Sex. Afranius Burrus starb, erhob Kaiser Nero zwei Männer zu dieser Stellung, F. und den Ofonius Tigellinus, Tac. XIV 51; auch CIL XV 1136[1] ist F. als pr(aefectus) pr(aetorio) genannt; derselbe ist gemeint ebd. 1137. Von Anfang an war er in einer schwierigen Lage gegenüber seinem Kollegen, dem es leicht gelang, ihn aus der Gunst des Kaisers zu verdrängen. So wie F. früher durch seine unparteiische und tadellose Verwaltung der Annona die Gunst des Volkes erworben hatte, so wurde er bald auch bei den Praetorianern beliebt und daher beim Kaiser verdächtig. Dazu kam, daß Nero sich mehr zu dem skrupellosen, genußsüchtigen Tigellinus hingezogen fühlte, der in allen Ausschweifungen Meister war, als zu dem gewissenhaften und wohl auch pedantischen Schwächling F. Vollends haltlos wurde dessen Stellung nach dem Rücktritt Senecas; immer geringschätziger wurde er von seinem Amtsgenossen behandelt, der ihm schließlich auch Freundschaft, ja verbrecherischen Umgang mit Agrippina vorwarf und dadurch den friedliebenden, ängstlichen Mann in die größte Furcht versetzte, Tac. XIV 57. XV 50. Dio ep. LXII 13, 3. Diese Umstände veranlaßten F., sich der Pisonianischen Verschwörung im J. 65 anzuschließen. Auf ihn rechneten die Verschwörer als eine Hauptstütze; er sollte Piso nach der geplanten Ermordung Neros ins Lager führen und zum Kaiser ausrufen lassen. Aber wie die Verschwörung bei der lang dauernden Unschlüssigkeit der Teilnehmer schließlich entdeckt wurde, so verabsäumte auch F. durch sein kraftloses Zaudern und die zweideutige Rolle, die er spielte, die letzte Gelegenheit, ihr zu einem Erfolge zu verhelfen, ja er führte dadurch auch seinen eigenen Sturz herbei. Als schon der ganze Plan verraten war und die Untersuchung gegen einzelne Verschwörer eingeleitet wurde, da mußte F., gegen den noch kein Verdacht vorlag, neben Nero und Tigellinus die Verhöre leiten und tat dies mit gesuchter Strenge, um ja nicht den Gedanken an seine Schuld aufkommen zu lassen. Einer der Praetorianertribunen, der auch an der Verschwörung beteiligt war, wartete nur auf ein Zeichen von ihm, um den Kaiser niederzumachen. Aber F. konnte sich zu diesem Entschluß nicht aufraffen. Ebenso zaghaft blieb er (nach der Erzählung des Fabius Rusticus) einem andern Tribunen gegenüber, der, mit der Tötung Senecas betraut, vorerst F. um einen Befehl gebeten haben soll. Als F. das doppelzüngige Spiel gegen seine Mitverschworenen fortsetzte, verriet ihn endlich einer der Angeklagten während der Untersuchung. Er wurde hierauf auch von anderen seiner Schuld überführt und auf Befehl des Kaisers in Haft genommen. Auch den Tod erlitt er nicht mit der Festigkeit, die seine Untergebenen bei dieser Gelegenheit zierte. Er gab sich unmännlichen Klagen hin, die er auch in seinem Testament niederlegte, Tac. ann. XV 50. 53. 58. 61. 66. 68. Dio ep. LXII 24, 1. Einer seiner Freunde, P. (Rubrius?) Gallus, wurde noch in demselben Jahre seinetwegen verbannt, Tac. ann. XVI 12. Ein Mann des gleichen Namens wird genannt CIL XIII 1776.[2]

[Stein. ]

Anmerkungen (Wikisource) Bearbeiten

  1. a b Corpus Inscriptionum Latinarum XV, 1136.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum XIII, 1776.