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Eudemos, peripatetischer Philosoph, 2. Jhdt. n. Chr. Aus seinem Leben ist einiges durch Galen bekannt, der ihn an mehreren Stellen (I 631, 6. XV 565, 11. XVII A 250, 6) schlechthin ὁ φιλόσοφος nennt, an anderen (II 218, 6 und XIV 605, 18) durch den Zusatz ὁ περιπατητικός genauer charakterisiert. Galen lernte ihn während seines ersten hauptstädtischen Aufenthalts (161–166; vgl. Mewaldt Art. Galenos o. Bd. VII S. 579f.) in Rom kennen E. lebte dort mindestens seit einem Jahrzehnt (XIV 608 und 623f.) und war zur Zeit, als ihm der junge pergamenische Arzt persönlich näher trat, bereits in vorgerücktem Alter (s. u.). Die Vorlesungen E.s müssen sich einer gewissen Wertschätzung erfreut haben; denn er zählte unter seine Schüler und Freunde eine Reihe von Mitgliedern der ersten Gesellschaft, wie die Consularen Sergius Paulus und Flavius Boethus (XIV 612). Zu seinen Hörern gehörte auch Galen, der ihn an zwei Stellen (XIV 613, 10 und 624, 3) ausdrücklich als seinen Lehrer bezeichnet. Während Galens erstem Aufenthalt in Rom nun erkrankte E. am Quartanfieber. Die überraschende, vollständige Heilung des angesehenen Mannes, der von den übrigen Ärzten der Kapitale bereits aufgegeben war, machte Galen mit einem Schlage zu einer medizinischen Berühmtheit. Den Krankheitsverlauf hat Galen in der Schrift Περὶ τοῦ προγινώσκειν (XIV 605, 13f.) ausführlich und nioht ohne eitele Selbstgefälligkeit geschildert (vgl. auch XV 565 und XVII A 250). E. stand damals, als ihn das Fieber ergriff (also zwischen 161 und 166), im 63. Lebensjahre (XIV 614, 3: ἑξηκοστὸν καὶ τρίτον ἔτος ἄγοντα); darnach muß sein Geburtsjahr zwischen 98 und 103 n. Chr. liegen. Über die wissenschaftliche Bedeutung des Mannes ein Urteil abzugeben, ist nicht möglich, da keine Schriften von ihm erhalten sind und keine Zeugnisse über seine wissenschaftliche Betätigung vorliegen. Immerhin wird man vermutungsweise äußern dürfen, daß seine Tätigkeit nicht wesentlich verschieden war von der der meisten andern Peripatetiker der römischen Kaiserzeit; d. h. er wird sich damit beschäftigt haben, die Lehren und Schriften des großen Stagiriten zu erörtern und zu erklären, ohne neue geistige Werte zu schaffen und materiell selbständige Leistungen hervorzubringen. Vgl. über ihn Zeller Philos. d. Griech. III 1³ (Leipzig 1880), 778 Anm., Prosopogr. imper. rom. II Berlin 1897) S. 41 (sub 81). Mewaldt a. a. O. [446] S. 579 und bes. Ilberg Aus Galens Praxis, Neue Jahrb. f. d. klass. Altert. XV (1905) 286f.