Epidotes, Epidotai. (Ἐπιδώτης, Ἐπιδῶται), wie Meilichios, Apotropaios u. a. bald Beiwort eines einzelnen Gottes, bald ein scheinbar selbständiges Wesen, bald im Plural ein Gattungsname für eine Gruppe von Gottheiten. Bekannt sind folgende Kulte: 1) In Mantineia Heiligtum des E. oder des Zeus E., Paus. VIII 9, 2, dessen Worte ἄλλα ἱερά, τὸ μὲν Σωτῆρος Διὸς τὸ δὲ Ἐπιδώτου καλούμενον es zweifelhaft lassen, ob E. hier Epiklesis des Zeus oder selbständiger Name war. Über diesen Kult und die anderen Zeuskulte von Mantineia vgl. Immerwahr Kulte u. Mythen Arkadiens I 25. 30. 2) In Sparta: nach Paus. III 17, 9 verehren die Lakedaimonier nach dem Tod des Pausanias auf Geheiß des delphischen Orakels δαίμονα Ἐ., τὸ ἐπὶ Παυσανίᾳ τοῦ Ἱκεσίου μήνιμα ἀποτρέπειν τὸν Ἐπιδώτην λέγοντες τοῦτον. Bei Hesych. wird dagegen Ἐ. kurz als Ζεὺς ἐν Λακεδαίμονι erklärt. Also auch hier ein Schwanken zwischen selbständigem Gott und Epiklesis des Zeus. Über den Kult und die Quelle des Pausanias vgl. S. Wide Lakon. Kulte 15f. und Wentzel Ἐπικλήσεις VII 21, 1, die sich beide gegen Immerwahr Lakonika des Pausanias 90f. wenden. Ludw. Weber Quaestion. Lacon. 58. 3) In Argos: Inschrift aus dem Heraion IG IV 526 φιάλα ἁ Ἐπιδώτα. 4) In Sikyon: im Asklepiostempelbezirk stand nach Paus. II 10, 2
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eine Statue des Oneiros und des Hypnos E., Ὕπνος κατακοιμίζων λέοντα, Ἐπιδώτης δὲ ἐπίκλησιν; vgl. Odelberg Sacra Corinthia, Sicyonia, Phliasia I65f. Die Statuen des Oneiros und Hypnos in einem Asklepiosheiligtum erklären sich aus dem Tempelschlaf und der Traumdeutung (vgl. o. Bd. II S. 1686ff.). Für die Hypnosstatue verweist Furtwängler Meisterwerke 649, 2 (vgl. Bull. d. Inst. 1877, 123f.) auf den Typus des Hypnos, der auf einem Löwen schlafend ruht. 5) In Epidauros: nach Paus. II 27, 6 stiftete zu seiner Zeit der Senator Antoninus (über die Persönlichkeit vgl. Hitzig
-Blümner Pausanias I 616) außer einem Asklepiosbad und einem Tempel für Hygieia, Asklepios und Apollon auch ein ἱερὸν θεῶν οὓςἘπιδώτας ὀνομάζουσιν. 6) In Pagasai: inschriftlich Ἐπιδό[τα]ις, Collitz-Bechtel Dialektinschr. I 342.
E. ist dem Sinne nach identisch mit δωτὴρ ἐάων, Zeus E. somit gleich Zeus Doter in der Inschrift aus Termessos, Ann. d. Inst. 1852, 177; Paus. VIII 9, 2 erklärt E. von ἐπιδιδόναι ἀγαθὰ ἀνθρώποις; Plut. non posse suav. viv. sec. Epicur. 22 p. 1102 E stellt E. als Beiwort anderer Götter als Zeus neben Meilichios und Alexikakos. Schwerlich war E. ursprünglich ein chthonischer Dämon, dessen Name erst später zum Beinamen des Zeus und Hypnos wurde, wie S. Wide Lakon. Kulte 15 vermutet. Vielmehr dürfte der Gebrauch von E. als Beiwort das ältere sein. Es entspricht dem Eriunios und ist ursprünglich wohl ebenso wie Eriunios als euphemistische Umschreibung des Totengottes gebraucht.