Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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attischer Politiker, Militär, Partei des Demosthenes 4. Jh. v. Chr.
Band V,2 (1905) S. 28522853
Ephialtes († 334 v. Chr.) in der Wikipedia
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5) Attischer Politiker aus der zweiten Hälfte des 4. Jhdts.; zum Unterschied von den meisten Demagogen der damaligen Zeit war er auch Militär, seine Tapferkeit und Körperkraft werden hervorgehoben (Diod. XVII 26, 2. 6). Er war entschiedener Parteigänger des Demosthenes; Deinarchs Behauptung (I 33), daß er denselben haßte und nur gezwungen zu ihm hielt, ist wohl eine tendenziöse Verdrehung der Tatsachen. Bekannt ist, daß er als Gesandter an den persischen Hof ging und von diesem Geldgeschenke für die attischen Demagogen mitbrachte (Plut. vit. X orat. 847 F. 848 E). Mit großer Wahrscheinlichkeit deutet Schäfer (Demosth.2 II 483. III 139) diese Angaben nach dem Zusammenhang, in dem sie auftreten, dahin, daß E. die von Athen an Artaxerxes Ochos im J. 340 geschickte Gesandtschaft führte, welche ein Bündnis erwirken sollte; bekanntlich hatte sie keinen Erfolg. Dagegen setzt Droysen (Gesch. des Hellenismus I2 1, 143) diese Gesandtschaft erst in das J. 335. E. muß eine bedeutende Rolle in Athen gespielt haben, viel bedeutender als unsere Überlieferung [2853] erkennen läßt. So ist zu erklären, daß, da Alexander nach Thebens Fall (335) von Athen die Auslieferung von zehn Politikern, den bedeutendsten Männern der antimakedonischen Partei forderte, E. sich unter diesen befand (Arrian anab. I 10, 3. Plut. Demosth. 23. Suid. s. Ἀντίπατρος, dazu Schäfer a. O.2 III 137, 2. Beloch Griech. Gesch. II 623, 2). Alexander stand dann von dieser Forderung ab; doch verließ E. Athen – ein Zeichen seiner Unversöhnlichkeit (Grote Hist. of Greece XI2 372 meint mit Unrecht, daß er verbannt wurde) – und ging mit seinem Gesinnungsgenossen Thrasybul nach Asien, wo sie persische Dienste nahmen. Schon im nächsten Jahre (334) hatte er Gelegenheit, Alexander entgegenzutreten. Bei der Belagerung von Halikarnass durch den König waren er und Thrasybul unter den griechischen Befehlshabern auf persischer Seite (Diod. XVII 25, 6); sie traten dagegen auf, die Leichen der im Kampfe vor den Toren gefallenen Makedonen auszuliefern, was jedoch Memnon zugestand. Auf Rat des E. wurde sodann ein Ausfall beschlossen (Diod. XVII 26, 1ff.), den er selbst an der Spitze von 2000 ausgewählten Söldnern bei Tagesanbruch unternahm. Er setzte einen Teil der feindlichen Belagerungsmaschinen in Brand (vgl. Arrian anab. I 21, 5); in dem Kampfe, der sich entspann, hatte er anfangs die Oberhand, bis die makedonischen Veteranen in das Gefecht eingriffen (Diod. XVII 27, 1ff.). E. selbst fiel, seine Truppen mußten in die Stadt flüchten. Vgl. Grote Hist. of Greece XI2 420ff. Droysen a. O. I2 1, 211ff. Schäfer a. O. III2 166ff. Niese Gesch. der griechischen und makedonischen Staaten I 58, 3. 65, 1. Kirchner Prosopogr. Attica I 400 (nr. 6156).