Ἔγγαιοι (auch Ἔγγαοι, Ἔνγαιοι), wohl Ethnikon einer Ortschaft im epiknemidischen Lokris, deren Einwohner einen jetzt verlorenen Vertrag, wahrscheinlich über Grenzfragen, mit Thronion, am Anfang des 1. Jhdts. v. Chr., schloßen. Inschrift bei Pomtow Klio XVI 176 nr. 137. Wie die Ortschaft selbst hieß, wissen wir nicht, möglicherweise Ἔ. nach den Einwohnern, ebenso wie Lokroi in Unteritalien. Sie lag wohl im [270]
Bezirk von Skarpheia, nach der Verwendung des skarpheischen Kalenders zu schließen, doch scheint Skarpheia selbst keinen Anteil an dem Streit gehabt zu haben, und die Ἔ. mußten die Kopie des Vertrags vom Koinon der Lokrer (das diese Kleinigkeit wohl entschied) und nicht von Skarpheia, holen. Worauf eigentlich der Name hindeutet, ob auf indigenae, auf Landbewohner gegenüber den Städtern, auf Bewohner des Hinterlandes gegenüber Bewohnern der Küsten, oder sonst etwas, ist kaum zu sagen. Pomtows Vorschlag, sie als Landbewohner zu fassen, die eigentlich doch Bürger von Skarpheia waren, ist mir nicht einleuchtend. Die ,miserabel geschriebene Urkunde‘ bezeugt die Geringfügigkeit der Leute. — Man könnte vielleicht ebensogut an eine Familie denken, etwa wie die Μυσαχεῖς und die Περϙοθάριαι der Naupaktos-Kolonialinschrift, Syll.³ 47, und die Αἰάντειοι der lokrischen Mädcheninschrift bei Wilhelm Österr. Jahresh. XIV 163ff.