2) In seiner Schilderung der Schlacht bei Mantineia 362 braucht Xenophon zweimal den Ausdruck ἔ., um damit die Formation der Angriffscolonne des Epaminondas zu bezeichnen (ἰσχυρὸν ἐποιήσατο τὸ περὶ ἑαυτόν ἔμβολον und τοῦ ἱππικοῦ ἔμβολον ἰσχυρὸν ἐποιήσατο hell. VII 5, 22. 24); er giebt an, das ἔ. des Fussvolkes sei durch Aufmarsch der Lochen aus der Marschformation hergestellt worden, und vergleicht seinen Anmarsch mit einer ,gradedrauflos fahrenden Triere‘ (τὸ στράτευμα ἀντίπρωρον ὥσπερ τριήρη προσῆγε). Wie in der Vergleichung die schmale Stossfläche im Vergleich zu der Länge des Schiffsrumpfes das bezeichnende ist, so ergiebt die taktische Evolution, durch die das ἔ. gebildet wird, dass dessen Tiefe unverhältnismässig viel grösser war als seine Front (vgl. Arr. tact. 11); bei Leuktra standen die Thebaner 50 Mann tief, d. h. das Vierfache oder Sechsfache der gewöhnlichen Tiefe. Die Annahme einer ,keilförmigen‘ Anordnung des ἔ., von der immer noch gesprochen wird, ist durch Xenophons Darstellung einfach ausgeschlossen. Dagegen wendet Polybios und Arrian in der Taktik das Wort ἔ. zur Bezeichnung einer Aufstellung mit breiter Basis und scharf zulaufender Spitze an, ersterer bei der Schilderung der Aufstellung der römischen Flotte bei Eknomos (I 26, 4), letzterer für eine Formation einer Ile Reiterei (tact. 17, 29); aus ihrer Beschreibung, wie diese Formationen hergestellt werden, ergiebt sich deren keilförmige Gestalt zweifellos. Um eine ungerechtfertigte Übertragung dieser neueren Bedeutung von ἔ. auf Früheres zu verhüten, gebrauchte daher Arrian, wo er von Angriffscolonnen in der alten Formation spricht, stets die Wendung οἷον ἐ., an Xenophon anknüpfend (anab. I 6, 3. 15, 7. 3, 14, 2; tact. 11). Wenn Livius in einem aus Polybios entlehnten Stück (XXXII 17) sich veranlasst sieht, phalanx mit cuneus zu übersetzen (cuneum Macedonum – phalanga ipsi vocant), so zeigt der Verlauf seiner eigenen Erzählung, dass von einer keilförmigen Aufstellung der Makedonen nicht die Rede sein kann.