Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Ahenobarbus, Cn. Schwiegersohn des L. Cornelius Cinna
Band V,1 (1903) S. 13271328
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22) Cn. Domitius Ahenobarbus, seinem Vornamen und der Zeit nach ein Sohn von Nr. 21, war Schwiegersohn des L. Cornelius Cinna (Oros. V 24, 16) und hatte daher im sullanischen Bürgerkriege auf seiten der Demokraten gestanden. Nach Sullas Siege wurde er 672 = 82 geächtet (Liv. ep. LXXXIX) und entkam nach Africa; er trat an die Spitze der aus Italien geflüchteten Überlebenden der marianischen Partei, deren Sammel- und Waffenplatz Clupea wurde, brachte ein starkes Heer zusammen und fand Hülfe bei König Hiarbas von Numidien (Cic. imp. Cn. Pomp. 30. Liv. Eutrop. V 9, 1. Oros. Schol. Bob. Sest. p. 307 Or. Schol. Gronov. p. 441. Plut. Pomp. 10, 1. 11, 1). Sulla sandte gegen ihn Cn. Pompeius; dieser landete bei Utica und Karthago, und sofort gingen 7000 Mann von D. zu ihm über (Plut. Pomp. 11, 2. Zonar. X 2). Bald darauf bot D. in einer gut geschützten Stellung in der Nähe von Utica dem Feinde eine Schlacht an, aber als schlechtes Wetter eintrat, gab er für diesen Tag die Absicht, zu kämpfen, auf und befahl den Rückzug ins Lager; Pompeius benutzte den richtigen Augenblick, griff mit Ungestüm die ungeordneten und verwirrten Feinde an und brachte ihnen mit leichter Mühe eine vollständige Niederlage bei, so dass von 20 000 nur 3000 Mann entkommen sein sollen (so Plut. Pomp. 12, 1f., dessen Bericht der ausführlichste ist; nach Oros. V 21. 13 fielen 18 000; vgl. Cic. Liv. Eutrop. Schol. Bob. Plut. apophth. Cn. Pomp. 4. Zonar.). Nach Plut. Pomp. 12, 3 ging Pompeius dann unverzüglich zum Sturm auf das Lager des D. über: Ἁλίσκεται δὴ τὸ στρατόπεδον καὶ ἀποτνήσκει Δομέτιος; Oros. V 21, 13 sagt von D.: Dum inter primores pugnat occisus est: Livius und Eutropius sagen, dass D. und Hiarbas besiegt und getötet wurden, ähnlich Zonaras von D., ohne dass sich etwas Bestimmteres über die Todesart aus ihnen entnehmen liesse. Dagegen ist bei Val. Max. VI 2, 8 ein Fragment aus einer im J. 699 = 55 gehaltenen Rede des Helvius Mancia überliefert, das sich gegen Pompeius richtet: Dum illic (scil. apud inferos) moror, vidi cruentum Cn. Domitium Ahenobarbum, deflentem, quod summo genere natus, integerrimae vitae, amantissimus patriae in ipso iuventutis flore [1328] tuo iussu esset occisus, und auf dieselbe Tradition spielt Ps.-Sall. ad Caes. de rep. I 4, 1 an. Schwerlich hätte Mancia dem Pompeius selbst eine offenbare Lüge ins Gesicht geschleudert; wahrscheinlich ist dies die Wahrheit, die die Bewunderer des Pompeius, wie Livius, aus dem Orosius schöpft, zu verschleiern suchten und auch zu verschleiern vermochten, weil die andere Version auch für D. ehrenvoller war.