Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Mus, P. Sohn v. Nr. 16, cos. 279 v. Chr.
Band IV,2 (1901) S. 22842286
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17) P. Decius Mus, Sohn des Vorigen, war Consul 475 = 279 mit P. Sulpicius Saverrio (P. Decius Cassiod. Dionys. XX 1; Decius Mus Eutrop. II 13, 4; Murone Idat.; Μουρώνος Chron. Pasch.). Beide Consuln wurden gegen König Pyrrhos geschickt und von ihm in der zweitägigen Schlacht bei Ausculum in Apulien geschlagen. Der zuverlässigste Schlachtbericht ist der des Hieronymos von Kardia bei Plut. Pyrrh. 21; unbrauchbar und zum Teil ganz verwirrt sind die Angaben bei Liv. ep. XIII. Flor. I 13, 9. 11. [2285] Eutrop. II 13, 4. Oros. IV 1, 19–22. (Frontin. strat. II 3, 21. Fest. p. 197. Dionys. XX 1–3. Doch in allen diesen tritt D. nicht weiter hervor, sondern nur in den folgenden. Nach Dio frg. 40, 38. Zonar. VIII 5 ging vor der Schlacht die Rede, dass D. beabsichtigte, sich nach dem Vorbilde seines Vaters und Grossvaters dem Tode zu weihen; darauf habe Pyrrhos seine Soldaten ermutigt, sie sollten sich durch solche böse Künste nicht schrecken lassen, und habe ihnen befohlen, einen Mann in der bestimmten Kleidung, die man bei der Devotion anlegte (s. Nr. 15), nicht zu töten, sondern lebendig zu fangen; auch habe er den D. benachrichtigt, dass er die Absicht, in der Schlacht zu fallen, nicht durchführen, sondern höchstens in der Gefangenschaft eines schimpflichen Todes sterben werde, worauf die Consuln erwiderten, sie bedürften nicht solcher Mittel, sondern hofften, auch ohnedies zu siegen. Dagegen sagt Cicero an zwei im J. 709 = 45 geschriebenen Stellen, fin. II 61; Tusc. I 89, dass D. im Kriege mit Pyrrhos sich in der That wie früher sein Vater und sein Grossvater dem Tode geweiht habe. Die Vermutung Niebuhr (R. G. III 592), dass Cicero darin dem Ennius folge, hat Vahlen (Ennianae poesis rel. p. LIV) bestätigt, indem er ein Fragment (ann. VI 18 aus Non. p. 150, 6) hierher zog, das den Schwur des D. enthält; Divi hoc audite parumper, ut pro Romano populo prognariter armis certando prudens animam de corpore mitto. Ganz sicher ist diese Beziehung freilich nicht, wohl aber hat die von Cicero befolgte Tradition Aufnahme in die Fasti Cap. gefunden; die beim J. 475 erhaltenen Buchstabenreste . . cīs e .. lassen nur die Ergänzung [P. Decius P. f. P. n. Mus.....oc]cis(us) e[st] zu, und da der Chronograph die Cognomina der Consuln wiedergiebt: Saberno et Pirrico, so wird etwa in Pyrrhico bello hinzuzufügen sein. Die zunächst wahrscheinliche Annahme ist die von Niese (Herm. XXXI 492, 4; Griech. und maked. Staaten II 36, 1) geteilte, dass nach der älteren römischen Tradition D. sich wirklich dem Tode weihte und in der Schlacht fiel, und dass der Bericht Dios daraus herausgesponnen ist. Aber wenn dieser, wie Schubert (Gesch. des Pyrrhos [Königsbg. 1894] 17f. 193) meint, auf Duris von Samos zurückgeht, einen der Zeitgenossen und der ersten Erzähler des pyrrhischen Krieges, so könnte das Verhältnis leicht das umgekehrte sein, dass Duris, der den Tod des Vaters D. bei Sentinum kannte und erzählte (vgl. Nr. 16), daran anknüpfend den Bericht über die Schlacht bei Ausculum frei ausgestaltete, ohne jedoch die Thatsachen selbst zu fälschen, und dass in Rom erst die Poesie und dann die gelehrte Forschung behauptete, der dritte Decier sei wirklich ebenso gestorben, wie seine Vorfahren, obgleich die annalistische Überlieferung nichts davon wusste. Von ihr ist vielmehr ein Rest beim Auct. de vir. ill. 36, 3 erhalten, wonach Decius Mus, jedenfalls der Gegner des Pyrrhos, noch später einmal aufgetreten ist, indem er die Ordnung in Volsinii wieder herstellte. Freilich geht die Überlieferung über diesen Krieg sehr auseinander; nach Flor. I 16 und Zonar. VIII 7 ist er von Q. Fabius Maximus Gurges in seinem dritten Consulat 489 = 265 geführt, nach Zonaras aber von einem anderen [2286] Consul beendigt worden, nachdem Fabius an einer Wunde gestorben war; nach den Acta triumph. hat der eine Consul von 490 = 264 M. Fulvius Flaccus de Vulsiniensibus triumphiert (vgl. noch Liv. ep. XVI. Val. Max. IX 1 ext. 2. Oros. IV 5, 3–5. Plin. n. h. XXXIV 34. Joann. Antioch. FHG IV 557 frg. 50). Mag auch die Tradition, die dem D., etwa als Consul suffectus von 489 = 265, die Beilegung der inneren Wirren in Volsinii zuschrieb, selbst keinen weiteren Wert besitzen, so zeigt sie doch den geringen Wert jener anderen, die ihn bei Ausculum fallen liess.