Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Spinther, P. Aug. ab 57 v. Chr., Sohn von Nr. 238
Band IV,1 (1900) S. 13981399
Publius Cornelius Lentulus Spinther (Politiker) in der Wikipedia
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239) P. Cornelius Lentulus Spinther, Sohn des Vorigen, empfing unter dem Consulat seines Vaters 697 = 57 die Toga virilis und wurde damals unter die Auguren aufgenommen (Cic. Sest. 144. Schol. Bob. zu d. St. p. 313 Or.; vgl. den Augurenstab auf seinen Münzen). Da bereits Faustus Sulla (Nr. 377) diesem Collegium angehörte und da nicht zwei Mitglieder derselben Gens gleichzeitig darin sein durften, wurde Spinther zum Schein einem Manlius Torquatus in Adoption gegeben (Dio XXXIX 17, 1f.; vgl. Bardt Priester der vier grossen Collegien 34). An dem üppigen Festmahl, das die Auguren zu Ehren ihres neuen Genossen abhielten, nahm auch Cicero teil (ad Att. VII 26, 2; die Einwendungen von O. E. Schmidt Briefwechsel des Cicero 261 gegen die Datierung dieses Briefes werden dadurch hinfällig, dass eben zwei verschiedene Cornelii Lentuli nicht Auguren sein konnten). Im Anfang des folgenden Jahres, als sein Vater bereits in Kilikien war, weilte Lentulus noch in Rom und legte Trauer an, weil der Volkstribun Cato beantragt hatte, jenem seine Provinz wieder zu nehmen (Cic. ad Q. fr. II 3, 1 vom Anfang Febr.; Sest. 144 vom Anfang März). Aber ein Brief Ciceros an den Vater vom Ende März, worin er ihm seine grosse Zuneigung zu dem Sohne ausspricht, deutet wohl an, dass auch dieser damals in die Provinz reiste (ad fam. I 7, 11), denn auch die Ratschläge und Erkundigungen in Betreff seiner Ausbildung in einem Schreiben vom Herbst 700 = 54 setzen voraus, dass er bei seinem Vater war (ad fam. I 9, 23. 24). Über seine Teilnahme am Bürgerkriege zwischen Caesar und Pompeius ist nichts bekannt; erst im März 707 = 47 erwähnt Cicero (ad Att. XI 13, 1): P. Lentulum patrem Rhodi esse aiunt, Alexandreae filium, und dann wieder im Sommer 709 = 45 (ad Att. XII 52, 2): Sed quid est, quod audio Spintherem fecisse divortium? und (ebd. XIII 7, 1): Lentulum cum Metella certe fecisse divortium. Spinther ist demnach von Caesar begnadigt worden und lebte als Privatmann in Rom, ohne durch etwas anderes als durch seine Ehescheidung von der übelberüchtigten Caecilia Metella (vgl. eben Nr. 141) Aufsehen zu erregen (noch erwähnt um dieselbe Zeit bei Cic. ad Att. XIII 10, 3: hodie Spintherem exspecto). Als aber am 15. März 710 = 44 die Mörder Caesars das Capitol besetzten, da eilte Spinther herbei, um sich ihnen anzuschliessen, und rühmte sich, als ob er teil an der blutigen That gehabt habe (App. b. c. II 119. Plut. Caes. 67, 2; vgl. Cic. ad fam. XII 14, 6). Am 21. April schreibt Cicero von seinem Cumanum (ad Att. XIV 11, 2): Lentulus Spinther hodie apud me; cras mane vadit. Spinther reiste damals fast gleichzeitig mit C. Trebonius als dessen Quaestor und offener Anhänger der Caesarmörder nach Asien; was er dort erlebte und vollbrachte, hat er selbst in zwei Briefen, die unter denen Ciceros ad fam. erhalten sind, berichtet. Beide sind am 2. Juni 711 = 43 in demselben ruhmredigen Tone geschrieben, der eine (ad fam. XII 14) privatim an Cicero, der andere (XII 15) als officieller Bericht [1399] an den Senat (vgl. A. Köhler Über die Sprache der Briefe des P. Cornelius Lentulus Spinther. Nürnberg 1890 [mir nicht zugänglich]). Trebonius erlag bereits im Januar 711 = 43 dem P. Cornelius Dolabella (Nr. 141), und sein Quaestor musste zu M. Brutus nach Makedonien flüchten, von wo er bald mit neuer Macht nach Asien zurückkehrte. Unterwegs erfuhr er, dass Dolabella in den lykischen Gewässern eine Flotte sammle, und wandte sich dorthin; er beklagt sich bitter über Rhodos, das ihm den Beistand gegen jenen versagte, und rechnet es sich zum Verdienst an, Asien für die Partei des Senats und der Caesarmörder gewonnen zu haben und den Cassius so wirksam unterstützt zu haben, dass ihm auch der Gewinn Syriens zu danken sei. Dies etwa ergiebt sich aus den Briefen, die von Perge in Pamphylien datiert sind und in denen sich Spinther als Proquaestor pro praetore bezeichnet und als den rechtmässigen Statthalter von Asien betrachtet. Damals schlug er auch Münzen zur Verherrlichung des Brutus und Cassius und der neuen Freiheit (Mommsen Münzwesen 653. Borghesi Oeuvres I 186—190). Nachdem Dolabella von Cassius besiegt und getötet worden und Brutus in Asien eingetroffen war, war das selbständige Commando des Spinther zu Ende. Nur als Unterfeldherr des Cassius konnte er an den Rhodiern für ihr früheres Verhalten gegen seine Partei Rache nehmen (App. b. c. IV 72) und leitete er die erfolgreiche Unternehmung gegen Myra in Lykien (ebd. 82). Über sein Ende ist nichts näheres bekannt; er muss nach der Schlacht bei Philippi 712 = 42 seinen Feldherrn bald in den Tod gefolgt sein, denn Plutarch und Appian sagen von ihm, wo sie seinen raschen Anschluss an die Caesarmörder erwähnen, er habe an dem Ruhm ihrer That keinen Anteil gehabt, sei aber gleich ihnen der Rache des Octavian und Antonius zum Opfer gefallen. Man hat dagegen eine Münze des Augustus mit Spinthers Namen geltend gemacht, indes ist diese nach Borghesis Darlegung (a. O., wo die ganze Geschichte Spinthers behandelt wird) eine wertlose antike Fälschung.