220) Cn. Cornelius, Cossi filius, Lentulus Gaetulicus, Consul im J. 26 n. Chr. Der Name ist nirgends vollständig angegeben. Cn. Lentulus Gaetulicus in der Inschrift seines Freigelassenen Cn. Cornelius Atimetus, CIL VI 9834, in den Arvalacten CIL VI 2029 d. I² p. 71, in der Angabe seines Consulats CIL VI 343 (in den drei letztgenannten Inschriften lückenhaft überliefert) und Suet. Gai. 8; Cn. Cornelius Gaetulicus CIL II 2093; Lentulus Gaetulicus Tac. ann. IV 42. VI 30. Dio LIX 22, 5; Cn. [Lentulus oder Gaetulicus] CIL X 896; Cn. Gaetulicus Cassiod. Chron. min. II 135; sonst meist Gaetulicus.
C. ist der jüngere Sohn des Cossus Cornelius Lentulus Nr. 182, Consuls im J. 753 = 1 v. Chr. (CIL VI 1439), der nach dem Siege über die Gaetuler (im J. 6 n. Chr.) den Beinamen Gaetulicus erhielt, ihn aber auf C., einen adulescens in omnium virtutum exempla genitus, übertrug, Vell. II 116. 2. Flor. II 40. Dio LV 28, 4. Da bei C. zwischen Praetur und Consulat nur das gesetzliche Intervall liegt, so scheint es, dass er diese Ämter suo anno, also die Praetur im laufenden 30. Lebensjahr
[1385] bekleidete und daher im J. 746 = 8 oder wenig früher geboren wurde.
Im J. 23 n. Chr. war C. Praetor peregrinus (CIL I² p. 71 Fasti Arvalium), im J. 26 Consul ordinarius mit C. Calvisius Sabinus (Tac. ann. IV 46. CIL II 2093. III Suppl. 7153. VI 343. X 896. XI 3805. XV 4531 und die Consularfasten). Einen Antrag, den er im J. 25 als Consul designatus im Senat stellte, teilt Tac. ann. IV 42 mit. Im J. 29 (da er nach Dio LIX 22, 5 [zum J. 39] die Provinz 10 Jahre lang verwaltete) wurde er Statthalter von Germania superior, Dio a. a. O. Tac. ann. VI 30; vgl. Suet. Galba 6 = Epit. de Caes. 6, 3. Nach dem Sturze Seians, 31 n. Chr., schien ihm Gefahr zu drohen, da er seine Tochter, allerdings auf den Rat des Kaisers Tiberius, mit Seians Sohn (Aelius Gallus) verlobt hatte; doch traf zunächst seinen Ankläger, den ihm unterstehenden Legionslegaten Abudius Ruso, das Verderben, eine Wendung, die C. einem glaubhaften Gerücht zufolge seiner eigenen Entschlossenheit verdankte, Tac. ann. VI 30, zum J. 34 n. Chr. Aber seine allzuweitgehende Milde gegenüber den Truppen, deren unbegrenzte Zuneigung er sich dadurch erwarb, erregte schliesslich den Verdacht des Kaisers Gaius, der ihn unter dem Vorwand einer Verschwörung gegen sein Leben im J. 39 n. Chr. töten liess, Dio a. a. O. Suet. Claud. 9; vgl. Tac. ann. VI 30; die Auffassung Rieses Heidelberg. Jahrb. VI 155—159 scheint mir ebensowenig begründet wie sein Zeitansatz 40 n. Chr.; vgl. auch Ritterling Arch.-epigr. Mitt. XX 7f. Suet. Galba 6 = Epit. de Caes. 6, 3; in den Protocollen der Arvalbrüder, CIL VI 2029 d, wird am 27. October 39 eine Opferung verzeichnet ob detecta nefaria con[silia in C. Caesar(em) Aug(ustum) Gcrmanic]um Cn. Lentuli Gae[tulici].
Vermählt war C. mit der Tochter des L. Apronius (Tac. ann. VI 30). Von seinen Kindern, die das Cognomen Gaetulicus erbten, sind uns bekannt Cossus Cornelius Lentulus Gaetulicus Nr. 222 (CIL VI 9834), D. (Iunius) Silanus Gaetulicus (CIL VI 1439), Cornelia Gaetulica Nr. 438 (CIL VI 1392); aller Wahrscheinlichkeit nach sind es auch Cn. (Cornelius) Lentulus Gaetulicus (der Folgende) und Cornelia Caesia (Gaetulica?) Nr. 431. Seinem Freigelassenen und Procurator Cn. Cornelius Atimetus setzt der erstgenannte seiner Söhne das Grabmal CIL VI 9834. Zu seinen Freunden gehörte der Philosoph Seneca, dem die Freundschaft mit C. bei Kaiser Gaius nicht geschadet hat, Sen. nat. quaest. IV praef. 15. Ob C. der bei Iuvenal. VII 95 genannte Gönner Lentulus ist, wie manche wollen, wird sehr zu bezweifeln sein. Ein Cornelius Gaetulicus ist in der stadtrömischen Inschrift Not. d. scavi 1899, 227 genannt.