Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Altrömisches Staatsfest für Consus
Band IV,1 (1900) S. 11111112
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Consualia, altrömisches Staatsfest zu Ehren des Consus (Varro de l. l. VI 20), das nach dem numanischen Kalender alljährlich zweimal gefeiert wurde, am 21. August (fast. Vall. CIL I² p. 240) und 15. December (fast. Praen. Amit. CIL I² p. 237. 245), zu einer Zeit, wo die Ernte in den Scheuern bezw. die neue Saat im Erdboden geborgen wurde. An diesen Tagen öffnete sich der unterirdische, sonst mit Erde bedeckte Altar des Gottes (Dion. II 31. Plut. Rom. 14. Tertull. de spectac. 5; vgl. Serv. Aen. VIII 636) an den südlichen metae des Circus maximus (Varro a. a. O. Tac. ann. XII 24. Tertull. de spectac. 8; vgl. Richter in Müllers Handbuch III 840f.), und der Flamen Quirinalis vollzog an ihm unter Beihülfe der vestalischen Jungfrauen das officielle Opfer (Tertull. de spectac. 5 bezeugt es wenigstens für den 21. August). Hieran schlossen sich circensische Spiele, zuerst im freien Felde, später in dem dort errichteten Circus maximus (Dion. II 31. Serv. Aen. VIII 635. 636. Ps.-Ascon. p. 142 Or., vgl. Ascon. p. 92 K.-S.) unter der Leitung des Pontifices (Varro a. a. O. sacerdotes).

Bei den C. am 15. December scheint auch der rex sacrorum beteiligt zu sein (fast. Praen. a. a. O.). Maultiere, das älteste italische Zugvieh, liefen dabei um die Wette (Fest. ep. 148), Pferde und Esel ruhten von der Arbeit und wurden mit Blumen bekränzt (fast. Praen. 15. Dec. Dion. I 33. Plut. qu. R. 48). Volkstümliche Lustbarkeiten [1112] erhöhten die Festesfreude (Varro bei Non. p. 21). Die Feier wurde noch in augusteischer Zeit begangen (Strab. V 230. Dion. II 31; vgl. Ovid. fast. III 199f.). Die Folge der Gleichsetzung des Consus mit Ποσειδῶν Ἵππιος war die Zurückführung der C. auf den Arkadier Euander, der sie den Ἱπποκράτεια seiner Heimat (Preller-Robert Griech. Mythol. 576) nachgebildet habe (Dion. I 33). Infolge der auf falscher Etymologie beruhenden Auffassung des Gottes als deus consiliorum wurde das Fest zum Raube der Sabinerinnen in Beziehung gesetzt und seine Stiftung dem Romulus zugeschrieben (Varro de l. l. VI 20. Cic. de rep. II 12. Dion. II 30. Polyaen. VIII 3. Strab. Ps.-Ascon. Serv. a. a. O.), der die Ausführung jenes Planes den geheimen Ratschlägen des Gottes zu danken hatte (Ovid. a. a. O. Arnob. III 23. Tertull. de spectac. 5. Cyprian quod idola dii non sunt 4). Wenn nach Serv. Aen. VIII 636 die C., an denen der Raub der Jungfrauen stattfand, in den März fielen, so liegt wohl eine Verwechslung vor mit der Angabe Ovids (fast. III 179f.), der zufolge die Matronalia am 1. März auf die Versöhnung der Sabiner und Römer durch die geraubten Sabinerinnen zurückgehen sollten. Eine andere vereinzelte Nachricht, Romulus habe die C. in die Equirria umgewandelt (Tertull. a. a. O.), erklärt sich vielleicht aus dem Umstande, dass gerade an diesen beiden Festen seit ältester Zeit Wettrennen veranstaltet wurden. Nicht ersichtlich ist, warum Plutarch (Rom. 15), dem Schwegler (Röm. Gesch. I 477) zustimmt, die C. des Romulus auf den 18. August verlegt. Im übrigen wäre es eine müssige Speculation, aus den vagen Angaben späterer Schriftsteller auf ein von den C. des numanischen Kalenders verschiedenes älteres Fest schliessen und dieses zeitlich genau fixieren zu wollen. Die Notiz der fast. Vall. zum 21. Aug. a. a. O. Conso in Aventino sacrificium hat mit den C. nichts zu schaffen, sondern bezeichnet den Dedicationstermin eines Tempels auf dem Aventin (s. u. Consus). Beiden C. folgte nach einem durch den sacralen Brauch festgesetzten dreitägigen Zwischenraume ein Fest der zu Consus gehörigen Göttin Ops (Wissowa De feriis anni Rom. vetust., Ind. lect. aestiv. Marpurg. 1891, 6f.).

[Aust. ]