Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Altrömischer Gott
Band IV,1 (1900) S. 11471148
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2) Altrömischer Gott, dem zu Ehren am 21. August und 15. December die bereits im numanischen Kalender verzeichneten Consualia gefeiert wurden (fast. Praen. Vall. Amit. CIL I² p. 237. 240. 245). Die Lage der Feste in einer Zeit, wo die Ernte beendet ist und wo nach der Arbeit des Dreschens der Reichtum der Speicher sich offenbart, die dabei beobachteten Bräuche, nämlich das Darbringen von Erstlingsopfern (Dion. II 31), der Wettlauf, die Feiertagsruhe und Bekränzung der bei der Feldarbeit beschäftigten Tiere (Fest. ep. 148. Dion. I 33. Plut. qu. R. 48. Fast. Praen. 15. Dec.), ferner der unterirdische mit Erde bedeckte Altar des Gottes (Dion. II 31. Plut. Rom. 14. Tertull. de spectac. 5), der an die älteste Art des Bergens der Feldfrucht erinnert, und schliesslich die in dem dreitägigen Abstand der Consualia von den Opiconsiva und Opalia zum Ausdruck kommende Verbindung des C. mit Ops (Wissowa De feriis anni Rom. vetust., Ind. lect. aest. Marpurg. 1891, 6f.) setzen es ausser allen Zweifel, dass C. unter die Gottheiten des Ackerbaues gehört und dass speciell das Bergen der Feldfrucht unter seinem Schutze steht (Consus = Condius von condere vgl. Mommsen CIL I² p. 337. Jordan bei Preller Röm. Myth. II² 324, 1). Veranlasst durch das an seinem Feste stattfindende Wettrennen, identificierte man ihn mit dem, wie man aus dem Beinamen irrtümlich schloss, in gleicher Weise gefeierten Ποσειδῶν Ἵππιος (Liv. I 9, 7. Dion. I 33. II 30. 31. Strab. V 230. Polyaen. VIII 3. Serv. Aen. VΙΙΙ 635. 636. Lyd. de mag. I 30. Plut. Tertull. a. a. O.; vgl. Auson. p. 149, 87. 161, 46. 340, 9 Peiper). Doch schon dem Dionys (II 31) erregte der unterirdische Altar Bedenken, weshalb er den Gott der ara von dem der Spiele unterschied. Andere leiteten C. von consilium ab und hielten ihn für einen deus consiliorum (Fest. ep. p. 41. Ovid. fast. III 199. Plut. Rom. 14. Arnob. III 23. Ps.-Asc. p. 142 Or. Tertull. ad nat. II 11. Cyprian quod idola dii non sunt 4. Auson. de fer. Rom. 20). Alle diese Combinationen der alten Forscher sind den oben angeführten Thatsachen gegenüber völlig bedeutungslos, und aus demselben Grunde muss die Inschrift auf dem Altar im Circus: Consus consilio, Mars [1148] duello, Larescoillo (compito Heinsius) potentes (Tertull. de spectac. 5) als ein Erzeugnis gelehrter Deutung aus späterer Zeit betrachtet werden, wenn auch die Verbindung des C. mit Mars und den Laren auf älterer Vorstellung beruhen mag und vielleicht aus alten Gebetsformeln entnommen war. Im J. 272 v. Chr. gelobte der Consul L. Papirius Cursor dem Gotte einen Tempel (Fest. p. 209); dieser wurde auf dem Aventin erbaut und ist also nicht identisch mit der ara in circo (Jordan De Vortumni et Consi aedibus Aventinensibus, Gratulationsschrift d. Königsb. Univ. zum 50jährig. Jubil. d. Arch. Inst. in Rom 1879 p. 3f.). Nach altem sacralen Brauche war er am Feste des Gottes (21. Aug.) dediciert (fast. Vall. Conso in Aventino sacrificium CIL I² p. 240). Wahrscheinlich wurde das Heiligtum in den letzten Jahren der Regierung des Augustus wiederhergestellt und dabei der Dedicationstag auf den 12. December verlegt (fast. Amit. CIL I² p. 245). Aus welchem Anlass die Pontifices am 7. Juli ein Opfer am Altar im Circus darbrachten (Tertull. a. a. O.), ist nicht ersichtlich. Dem Herzen des Volkes war C. entfremdet; bisher hat sich wenigstens keine Weihinschrift an ihn gefunden (Wissowa in Roschers Mythol. Wörterbuch I 924f.).

[Aust.]