Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Überweisung einer Sache aus dem ius humanum ins ius divinum
Band IV,1 (1900) S. 896902
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Consecratio ist die rechtsgültige und dauernde Überweisung einer Sache oder Person aus dem Rechtsbereiche des ius humanum in das des ius divinum, die ihre Einreihung in die Kategorie des sacrum (s. d.) zur Folge hat (daher ursprünglich einfach sacrare, z. B. Varro de l. l. VI 54 pontifices in sacrando fati sunt finem. Liv. II 8, 2 sacrando cum bonis capite eius. V 25, 12 praedam Veientanam publicando sacrandoque ad nihilum redegisse. Serv. Aen. I 763 sacratas mensas, häufig bei Vergil, Ovid, Curtius, Plinius n. h. u. a.). Da die res sacrae einerseits vom Staate in Stand gehalten werden müssen, also die Staatscasse belasten (Mommsen St.-R. II 61, 1. 602), andererseits dem privatrechtlichen commercium völlig entzogen sind (quod divini iuris est, nullius in bonis est Inst. II 1, 7), so konnte die C., auch wo es sich nicht um Staats-, sondern um Privateigentum handelte, nicht der Willkür des einzelnen überlassen werden, und es gilt daher als Rechtssatz, dass eine C. nur unter Mitwirkung der staatsrechtlichen Factoren geschehen kann; was der Privatmann der Gottheit weiht, ist nicht res sacra, sondern nur res religiosa (s. Religiosum). Fest. p. 318. 321 Gallus Aelius ait, sacrum esse quodcunque more (so Lachmann, quocunque modo die Hs.) atque instituto civitatis consecratum sit, sive aedis sive ara sive signum sive locus sive pecunia sive quid aliud, quod dis dedicatum atque consecratum sit: quod autem privati suae religionis causa aliquid earum rerum deo dedicent, id pontifices Romanos non existimare sacrum. Marcian. Digest. I 8, 6, 3 sacrae autem res sunt hae, quae publice consecratae sunt, non private; si quis ergo private sibi sacrum constituerit, sacrum non est sed profanum. Ulp. ebd. I 8, 9 pr. sacra loca ea sunt, quae publice sunt dedicata sive in civitate sint sive in agro. Gai. II 5 sed sacrum quidem hoc solum existimatur, quod ex auctoritate [897] populi Romani consecratum est, veluti lege de ea re lata aut senatus consulto facto. Auf solche ohne Consens des Staates durch den Eigentümer oder mit dessen Zustimmung vollzogene Weihungen von Privateigentum bezog sich wahrscheinlich die lex vetus tribunicia (unbestimmter Zeit) des Q. Papirius, welche (mit Beschränkung auf die Immobilien) das Verbot aussprach iniussu plebis aedis terram aram, consecrari (Cic. de domo 127f.). Eine andere Beschränkung der Immobiliarconsecration ist die, dass sie mit voller Rechtswirksamkeit nur in agro Italico vollzogen werden kann, während in provinciali solo das von Staatswegen geweihte Grundstück ebensowenig sacrum wird, wie das von einem Privatmanne geweihte religiosum, sondern beide nur pro sacro bezw. pro religioso gelten (Gai. II 7a item quod in provinciis [non] ex auctoritate populi Romani consecratum est, proprie sacrum non est, tamen pro sacro habetur, wo die Tilgung des non durch den Sinn und Zusammenhang unbedingt erfordert wird); dementsprechend entscheidet auch Kaiser Traian auf eine Anfrage des jüngeren Plinius, dass der Verlegung eines alten Tempels der Magna Mater zu Nicomedia kein religiöses Bedenken entgegenstehe, cum solum peregrinae civitatis capax non sit dedicationis quae fit nostro iure (Plin. epist. ad Trai. 49. 50; vgl. Mommsen St.-R. III 734f.).

Die C. hat zur Voraussetzung, dass sich der Eigentümer des zu weihenden Objectes in aller Form dieses Besitzes entäussert, dasselbe zu Gunsten der Gottheit auflässt. Das geschieht durch den Act der dedicatio (s. d.), der mit der C. so eng zusammenhängt, dass beide Ausdrücke oft mit einander verbunden (dis dedicatum atque consecratum Fest. a. a. O.; consecratae et publice dedicatae Cic. n. d. II 79, vgl. de leg. II 28; hunc lucum tibi dedico consecroque Priape Catull. frg. 1, 1 Schw., consecravit dedicavitque CIL VI 9671, consecravit item dedicavit XI 1322, dedicavit et consecravit Gruter 14, 16 = CIL XI 4174), auch gelegentlich vertauscht werden (lex dedicationis Trai. ad Plin. 50 = consecrationis lex Serv. Aen. II 761; mensae arulaeque eodem die quo aedes ipsae dedicari solent Macrob. S. III 11, 6 = mensam cum aris mos erat consecrari quo die templum consecrabatur Serv. Aen. VIII 279). Genauere Kenntnis haben wir nur von dem Hergange bei staatlichen Weiheacten. Die rechtskräftige Aufgabe des Eigentumsrechtes der Gemeinde, die zur Umwandlung des Gemeindegutes in Göttergut notwendig ist, kann nie ein Privatmann vollziehen, sondern nur der durch sein Amt von selbst dazu befugte oder durch Specialauftrag (nominatim) vom Volke dazu bestimmte Magistrat. Die Beamten cum imperio haben das Recht der Dedication ohne weiteres eben kraft ihrer Befehlsgewalt besessen (Liv. IX 46, 6 cum more maiorum negaret [pontifex maximus] nisi consulem aut imperatorem posse templum dedicare), für jeden andern Beamten bedarf es der Ermächtigung durch Volksbeschluss, und ebenso tritt dieser ein, wenn es sich darum handelt, denjenigen, der einen Tempel gelobt und begonnen hat, oder auch seinen Sohn mit dem Acte der Dedication eigens zu betrauen, obwohl sie in dem betreffenden [898] Jahre kein Amt bekleiden (s. Mommsen St.-R. II 601ff. und Art. Dedicatio und Duoviri aedi dedicandae). Als im J. 600 = 154 der Censor C. Cassius Longinus die Absicht hatte, nachdem er ein in publico aufgestelltes Bild der Concordia nach der Curie überführt hatte, diese selbst samt dem Bilde der Concordia zu weihen, entschied das Pontificalcollegium auf Anfrage, nisi eum populus Romanus nominatim praefeciset atque eius iussu faceret, non videri eam posse recte dedicari (Cic. de domo 130. 136). Ebenso lautete das Gutachten der Pontifices, als Clodius einen Teil des auf Grund eines Plebiscites confiscierten, also zu Staatsgut gewordenen Hauses des Cicero der Libertas consecriert hatte und Cicero nach seiner Rückberufung die Rechtsgültigkeit des Actes anfocht und die Rückgabe beanspruchte (die Acten bei Cic. de domo 106–141): si neque populi iussu neque plebis scitu is, qui se dedicasse diceret, nominatim ei rei praefectus esset neque populi iussu aut plebis scitu id facere iussus esset, videri posse sine religione eam partem areae M. Tullio restitui (Cic. ad Att. IV 2, 3). In dem Falle der Vestalin Licinia, die im J. 631 = 123 in loco publico am Aventin einen Altar, eine Kapelle und ein Pulvinar dediciert hatte, beruhte die Nichtigkeit der Weihung auf einem doppelten Rechtsgrunde, indem einerseits die Vestalin als Privatperson überhaupt nicht im stande war, eine Stelle rechtlich zum locus sacer zu machen, andererseits sie noch weniger befugt war, Staatsgut (d. h. das Stück Staatsland, auf dem der Altar stand) an die Gottheit aufzulassen; daher schritt der Stadtpraetor officiell gegen jene Weihung ein und die Pontifices entschieden: quod in loco publico Licinia Gai filia iniussu populi dedicasset, sacrum non viderier (Cic. de domo 136). Das angeblich im J. 450 = 304 erlassene Gesetz: ne quis templum aramve iniussu senatus aut tribunorum plebei partis maioris dedicaret (Liv. IX 46, 7) bezieht sich, wenn es nicht überhaupt apokryph ist, wahrscheinlich gar nicht auf die Berechtigung zur Consecrierung von Staatsgut, sondern auf die Begründung neuer Culte, für die in der That der Senat zuständig war (s. u.). In der Kaiserzeit steht das Recht der Dedication dem Princeps zu, Ulp. Dig. I 8, 9, 1: sciendum est locum publicum tunc sacrum, fieri posse, cum princeps eum dedicavit vel dedicandi dedit potestatem; vielleicht haben in seinem Auftrage die curatores aedium sacrarum et operum locorumque publicorum (Mommsen St.-R. II 1006) die Befugnis gehabt, Privatleuten die Erlaubnis zu geben, von ihrem Eigentume Stücke zu consecrieren d. h. in wirkliche loca sacra zu verwandeln; wenigstens gebraucht in der Inschrift CIL VI 360 = Dessau 366 vom 21. August 166 n. Chr. der weihende Privatmann unter Berufung auf die Erlaubnis der Curator aedium zweimal mit Nachdruck das Wort consecravit (Iunoni Lucinae pro salute domus Augustorum u. s. w. aram cum base consecr(avit) – permissu Maeci Rufi curat(oris) aedium – consecravit X K. Sept. u. s. w.).

Beim staatlichen Weiheacte ist die Zuziehung eines Pontifex, wenn auch nicht gesetzlich vorgeschrieben, so doch im Interesse der Correctheit [899] und Unanfechtbarkeit der Handlung durchaus üblich (Inst. II 1, 8 sacra sunt quae rite et per pontifices deo consecrata sunt); nur ist die Auffassung, als sei der ganze Act ein gegenseitiges Rechtsgeschäft, bei welchem der dedicierende Magistrat die weihende Gemeinde, der Pontifex die empfangende Gottheit vertrete (Marquardt St.-V. III 269ff., vgl. auch Lübbert Commentat. pontificales 20ff.), nicht haltbar (A. Pernice S.-Ber. Akad. Berl. 1885, 1150ff.). Denn Magistrat und Pontifex sprechen nicht die als Frage und Antwort sich ergänzenden Formeln der Stipulation, sondern beide thun und reden das Gleiche, indem der Pontifex als Sachverständiger im ius divinum dem Magistrate sowohl die für die Dedication grundlegende symbolische Handlung des postem tenere (s. Art. Dedicatio) vormacht, als ihm die Dedicationsformel vorspricht. Sie sind also beide an demselben Acte in gleicher Richtung, nicht als Vertreter verschiedener Parteien beteiligt, und darum wird das Wort dedicare nicht nur vom Magistrate, sondern auch vom Pontifex gebraucht (Fest. ep. p. 88 fanum … quod dum pontifex dedicat, certa verba fatur. Plin. n. h. XI 174 [Metellus pontifex] meditatur in dedicanda aede Opi opiferae dicere), und das consecrare kommt durchaus nicht dem Pontifex speciell zu (weder Varro de l. l. VI 54 fana nominata, quae pontifices in sacrando fati sunt finem, noch Cic. de domo 119 verbone pontificis putetis … domum uniuscuiusque consecrari posse beweist etwas dafür), sondern tritt auf Grund der vollzogenen Dedication ein; der officielle Ausdruck ist aedis sacra a magistratu pontifice praeeunte dicendo dedicatur (Varro de l. l. VI 61) oder magistratus per pontificem dedicat (Cic. a. a. O. 120. 122; pro pontifice Liv. II 27, 5); die Formel, mit welcher der dedicierende Beamte den Beistand des Pontifex requiriert, giebt Cic. de domo 133: ades, Luculle, Servili, dum dedico domum Ciceronis, ut mihi praeeatis postemque teneatis. Der formlose private Weiheact entbehrt der Mitwirkung der Pontifices; ihm kommt aber auch der Name consecratio nicht im technischen Sinne zu, und wenn er doch hin und wieder dafür gebraucht wird (CIL XI 1322 I(ovi) O. M. … consecravit item dedicavit. Gruter 14, 16 = CIL XI 4174 Iovi O. M. … dedicavit et consecravit. CIL X 444, 21 cum pro salute optum[i] principis et domini i(nfra) s(cripti) fundi consecrat[i] sint; über CIL VI 360 s. o.), so geschieht das ebenso abusiv, wie wenn mit Bezug auf das Grab, das notorisch nicht zu den loca sacra, sondern zu den loca religiosa gehört, von consecratio geredet wird (Cic. ad Att. XII 19, 1 vom Grabmal der Tullia: sed ineunda nobis ratio est, quemadmodum in omni mutatione … illud quasi consecratum remanere possit; vgl. 18, 1 profecto illam consecrabo omni genere monimentorum. CIL VI 16033 haec aedificia propria comparata facta dicataq(ue) sunt monumenti sive sepulchrum est et ollarum quae in his aedificiis insunt et consecratae sunt religionisq(ue) earum causa. CIL VI 9671 aram posuit sibi consecravit dedicavitque libertisque suis posterisque eorum).

Als Object der C. kommen am häufigsten Immobilien in Betracht, Tempel, feste Altäre, heilige Haine u. a., aber auch Tempelgerät (z. B. sacratae [900] mensae, Serv. Aen. I 736, vgl. VIII 279) und insbesondere das Cultbild (consecrata simulacra, Cic. nat. deor. III 61; so heisst es z. B. vom Kaiser Hadrian, CIL XIV 2088 = Dessau 316, I(unoni) S(ospiti) M(atri) R(eginae) statuam ex donis aureis et arg(enteis) vetustate corruptis fieri et consecrari iussit); Tempelsclaven, d. h. der Gottheit zum Dienste consecrierte Menschen, kennt das römische Sacralrecht nicht, aber in Larinum bestanden nach Cic. Cluent. 43 Martiales … ministri publici Martis atque ei deo veteribus institutis religionibusque consecrati; die Bemerkung des Serv. Aen. XI 558 in sacris legitur posse etiam opera consecrari ex servis, usque dum solvatur caput hominis, id est liberetur sacrationis nexu (vgl. XI 591. 830), die sich auf Verlöbnis eines Menschen in den Tempeldienst eines Gottes bezieht, geht jedenfalls nicht auf römische Verhältnisse.

Wenn bei den bisher behandelten Weihungen die Überführung eines Gegenstandes aus dem Gebiete des ius humanum in das des ius divinum in der Absicht erfolgt, der Gottheit eine gelobte oder geschuldete Gabe darzubringen, so ist in andern Fällen der Zweck der C. nur der, eine Person oder Sache durch Überweisung an die Gottheit ausserhalb des menschlichen Rechtsverkehrs und Rechtsschutzes zu setzen. Das älteste Strafrecht fasst das Urteil für den, der gegen die Gemeinde gefrevelt hat, in die Form der Übereignung des Verurteilten und seiner Habe an die Gottheit (Mommsen Strafrecht 900ff.) nach dem Beispiele (Liv. III 55, 7) ut qui tribunis plebis … nocuisset, eius caput Iovi sacrum esset, familia ad aedem Cereris Liberi Liberaeque venum iret (wobei natürlich die Namen der Gottheiten je nach der Art des Delictes wechseln). Diese Gesetze heissen leges sacratae (s. d. und Fest. p. 318 sacratae leges sunt, quibus sanctum est, qui quid adversus eas fecerit, sacer alicui deorum sit sicut familia pecuniaque) und die Strafandrohung selbst c. (Cic. pro Balb. 33 [verderbte Stelle] sanctiones sacrandae sunt aut genere ipso et obtestatione et consecratione legis aut poena, cum caput eius, qui contra fecerit, consecratur). Diese C. der Person ist nachher aus der Gesetzessprache verschwunden und begegnet nur noch in Formeln der Verwünschung (Liv. III 48, 5 te, Appi, tuumque caput sanguine hoc consecro) und Selbstverwünschung (Plin. paneg. 64 verba, quibus caput suum, domum suam, si sciens fefellisset, deorum irae consecraret; so wird dann c. schliesslich geradezu soviel wie Zauberformel, Serv. Aen. IV 694. Hist. Aug. Elag. 9, 1), wohl aber spielt die c. bonorum auch später noch eine gewisse Rolle. Sie tritt nämlich nicht nur als Consequenz eines Capitalurteils ein (z. B. Sp. Cassius, Dion. Hal. VIII 79 und dazu Mommsen R. Forsch. II 174ff.; Vitruvius Vaccus Liv. VIII 20, 8), sondern als Coercitionsact der Volkstribunen ohne Processverfahren und sogar, wie es scheint, mit Ausschluss der Provocation (Mommsen St.-R. I 150f.; Strafr. 49). Der Act vollzieht sich in der sacralen Form der Opferung (capite velato, contione advocata, foculo posito, Cic. de domo 124; foculo posito adhibitoque tibicine ebd. 123, vgl. 125), die Mitwirkung des Pontifex wird dabei nicht erwähnt (denn die C. von Ciceros Hause, zu der der Pontifex [901] L. Pinarius Natta zugezogen war, ist nicht eine c. bonorum im Sinne der Vermögensconfiscation zu Gunsten einer Tempelcasse, sondern Dedication von Staatsgut; ausdrücklich in Gegensatz zur c. bonorum stellt sie Cic. de domo 125 an consecratio nullum habet ius, dedicatio est religiosa?, eine Stelle, die u. a. von E. Pottier bei Daremberg-Saglio Diction. I 1450 arg missverstanden worden ist). Historische Beispiele (was Dion. Hal. II 42 von dem Vorgehen der Volkstribunen gegen diejenigen Patricier berichtet, die die Versammlungen der Plebs gestört hatten, ist zum mindesten ungenau dargestellt; denn er lässt die c. bonorum, unter ausdrücklicher Ausschliessung des Capitalurteils, durch die Tribusversammlung aussprechen) geben das Vorgehen der Volkstribunen P. Rutilius gegen den Censor Ti. Sempronius Gracchus (585 = 169, Liv. XLIII 16, 10) und C. Atinius Labeo gegen den Censor Q. Caecilius Metellus (623 = 131, Plin. n. h. VII 143f. Cic. de domo 123), dann wird das gleiche Verfahren im J. 684 = 70 von einem Volkstribunen gegen den Censor Cn. Cornelius Lentulus und 696 = 58 von P. Clodius gegen den Consul A. Gabinius zur Anwendung gebracht (Cic. a. a. O. 124). Im Zwecke der Ausserverkehrsetzung stimmt mit dieser c. bonorum auch die Consecration der Ländereien des vertriebenen tarquinischen Königsgeschlechtes (ager Tarquiniorum … consecratus Marti, Liv. II 5, 2) und des Gebietes von Karthago (veterem Karthaginem …, quam videlicet P. Africanus non propter religionem sedum illarum ac vetustatis de consilii sententia consecravit, Cic. de leg. agr. II 51, vgl. I 5 und de domo 128: consecrabantur agri, non ita ut nostra praedia, si qui vellet, sed ut imperator agros de hostibus captos consecraret; auch den campus Stellatis nennt Suet. Caes. 20 maioribus consecratum) überein; die letztere ist nur die Erfüllung des vor der Einnahme der Stadt bei der Devotion (s. d.) derselben gethanen Gelübdes (Macrob. S. III 9, 9ff., namentlich § 10 uti vos eas urbes agrosque capita aetatesque eorum devotas consecratasque habeatis ollis legibus, quibus quandoque sunt maxime hostes devoti). Auch die C. von Rossen, die Caesar beim Übergang über den Rubico vornahm und durch Freilassung dieser Herden vollzog (equorum greges, quos in traiciendo Rubicone flumine consecrarat ac vagos sine custode dimiserat, Suet. Caes. 81), fällt unter denselben Gesichtspunkt.

Mit dem gleichen Worte c. wird endlich auch die Aufnahme eines neuen Gottes in die Reihe der Staatsgötter bezeichnet (z. B. Cic. nat. deor. II 62 [Liberum] quem nostri maiores auguste sancteque cum Cerere et Libera consecraverunt; de leg. II 27 ex hominum genere consecratos; ebd. 28 bene vero quod mens, pietas, virtus, fides consecratur humana, quarum omnium Romae dedicata publice templa sunt). Da das Praedicat sacer nicht der Gottheit, sondern ihrem Eigentume zukommt, so ist die Wendung deum consecrare nur aus einer Übertragung zu erklären, die von der C. des Götterbildes (s. o. und Dig. XLVIII 4, 5, 2 imagines Caesarum nondum consecratas, vgl. ebd. 4, 6. Minuc. Fel. 23, 9 hominum imagines consecratas vulgus orare ac publice colere) ausgeht. In der Kaiserzeit ist C. der ständige [902] Ausdruck (Act. Arval. CIL VI 2032, 16 [ob consecr]ationem divae Aug(ustae). 2080, 6 in consecra[tion]e[m M]atidiae Aug(ustae). Tac. ann. XIII 2. 14. Suet. passim) für die Apotheose der verstorbenen Kaiser und Mitglieder der kaiserlichen Familie (Mommsen St.-R. II 732ff. 791. 805. Marquardt St.-Verw. III 275f. 465ff. Beurlier Culte impérial 55ff.). Da die Entscheidung über die Aufnahme neuer Götter in die Staatsreligion von jeher dem Senate zugestanden hat (Tertull. apol. 5 vetus erat decretum ne qui deus ab imperatore consecraretur nisi a senatu probatus), so ist auch die C. der Kaiser durch den Senat, und zwar auf Antrag des Kaisers, erfolgt (Mommsen a. a. O. II 849f., vgl. III 1050, 3. Beurlier a. a. O.), und durch diese Consecrationen, die mit Caesar beginnen und bis zu den Kaisern des 4. Jhdts. hinabreichen, entstand eine eigene neue Classe römischer Staatsgötter, die Divi (s. d.). Der consecrierende Senatsbeschluss erfolgt bei den ersten Kaisern erst eine Zeit nach der Bestattung, später gleich nach dem Tode, so dass Bestattung und Consecrationsfeier zusammenfallen. Da bei der Verbrennung der Leiche des Augustus angeblich ein Adler aus der Flamme des Scheiterhaufens gen Himmel fliegend gesehen worden war (Cass. Dio LVI 42, 3, vgl. mit Suet. Aug. 100), so liess man später regelmässig einen solchen am Schlusse der Bestattungsfeierlichkeit von der Spitze des Scheiterhaufens aus auffliegen (Cass. Dio LXXIV 5, 5. Herod. IV 2, 11. Artemid. oneir. II 20); daher ist der die Seele des Kaisers dem Himmel zutragende Adler, an dessen Stelle bei consecrierten Frauen seit dem 2. Jhdt. zuweilen der Pfau als Vogel der Iuno eintritt, auf den Consecrationsmünzen (Eckhel D. N. VIII 464ff.) und andern Denkmälern (Marquardt a. a. O. 467. Beurlier a. a. O. 67f.) das ständige Symbol der Apotheose.