Chorasmia (ionisch Χωρασμίη), Stadt oder Gebiet ,gegen Sonnenaufgang von den Parthoi‘, Sitz der Chorasmioi, Hekataios frg. 173 bei Steph. Byz. 695 M.; ,diese haben Ackerland, Steppenebenen und auch Anhöhen inne, auf denen wilde Sträucher, zumal Stachelgewächse, sowie Tamarisken und Weidenbäume wachsen‘, derselbe bei
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Athen. II 70 B; eine recht zutreffende Schilderung der Kulturoase von Chîwa – nur dass dabei die Erwähnung des Oxoslaufes fehlt! Herodot III 117 ergänzt diese Lücke, indem er in echt orientalischer Weise den Strom Akes (s. d.) schildert, welcher, nachdem er im Quellgebiet die Bergriegel der Thamanaioi Sarangai Parthoi Hyrkanioi und Chorasmioi an fünf Stellen durchbrochen hat, zuletzt sein Wasser in der grossen Ebene der Chorasmioi sammelt und ablagert. Weiter stellt Herodot III 93 die Ch. samt den Parthoi, Areioi und Sogdoi zum 16. Steuerbezirk des Dareios, und nach VII 66 trugen die Ch. wie die Parthoi und Sogdoi dieselbe Bewaffnung wie die Baktrioi. Zu Alexanders Zeit hoffte Bessos vergeblich Hülfe von den entfernten Ch., Curt. VII 4, 6; zu ihnen floh zwar der Rebell Spitamenes, erhielt aber nur schwachen Zuzug von einigen Nomadenstämmen, Strab. XI 513; vielmehr erschien in demselben J. 328 vor Alexander in Marakanda mit 1500 Reitern Pharasmanes, der König der Ch., und bot seine Unterwerfung an; er erzählte, seine Herrschaft reiche bis zu den Amazones und Kolchoi, und er sei bereit, falls Alexander diese Völker unterjochen wolle, die Wege zu weisen und alles Nötige beizustellen; Arrian. anab. IV 15, 4; vgl. Curt. VIII 1, 8. So erscheint das chorasmische Machtgebiet in einem Umfang, wie später wiederholt zur Zeit der Hunnen, Türken und Mongolen. Die Abhängigkeit vom makedonischen Reiche war indes nur eine nominelle (trotz Arrian. VII 10, 6), und wir hören in der Folgezeit nichts von einer Obmacht über dieses durch Wüsten abgeschlossene Land. Die Religion der Magoi war auch hier im Schwange, Luc. macrob. 4. Ptol. VI 12, 4 im Pinax von Sogdiane und VI 14, 13 im Pinax von Sarmatia erwähnt an der Iaxartesbeuge bis zum unteren Oxos Sagaraukai ,Steppensaken‘ und Rhibioi, am Oxos selbst die Oxeianoi und die Chorasmioi; die sonstigen Erwähnungen dieses Volkes bei den Alten sind ohne Belang; meist erscheinen Ch. und Sogdoi mit dem Oxos verbunden, Dion. per. 746. Bei Herodot. VII 78 findet sich der Eigenname Χόρασμις; seit der Alexanderzeit überwiegt die Schreibung Χωράσμιοι, mit langem ο. In den Keilinschriften des Dareios heisst das Land Huwârazmi, Huwârazmiya; im Vendîdad des Awestâ Qâirizem oder Hwâirizem; npers. Chwârazm oder Chwârizm, arab. Chowârizm; fränkisch seit Hayton terrae Corosmina; die armenische Geographie p. 43 Soukry schildert die Chrazmikḥ als tüchtige Kaufleute und Bogenschützen (aեeեn ,Bogen‘) im Lande Tur. Die zendische Form mit qâiri im ersten Gliede wird verschieden aufgefasst, das zweite Glied hat sicher die Bedeutung ,Land‘; der ganze Name wird entweder mit ,niedriges Land‘ (Kiepert, Lerch) und ,schlechtes, unfruchtbares Land‘ (Justi, Spiegel), oder mit ,Futterland, Fruchtland‘ (Burnouf, Sachau, Geiger), nach Analogie von Choara, übersetzt. Jedenfalls waren die Ch. von Haus aus reine Arier, die erst später den Hunnen und Türken erlagen, sowie Anhänger der Zendreligion. Einen Abriss der alten Geschichte des Landes giebt der Araber el-Bîrûnî in seiner (von Ed. Sachau zuerst herausgegebenen und ins Englische übersetzten) ,Chronologie der orientalischen Völker‘; darin sind auch die Monatsnamen der Ch. enthalten. Die Topographie
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des Landes wird bei den arabischen Geographen sehr genau dargelegt; Vâr- oder baḥr-i-Chwârizm bezeichnet den Aralsee; einige Orte enthalten das Wort mêthan, zd. maêthana; Káth d. i. ,Graben, Umfriedigung‘ hiess die Altstadt und Residenz (šahristân) von Chwârizm; vgl. Lerch Russ. Revue 1873, II 445. 565. Um 630 schildert der sinische Pilger Hyuan-Thsang das Reich Ho.li.si.mi.kia d. i. Chwârizm-i-Kâth als ein Land an beiden Ufern des Vachšu, schmal von Ost nach West, fünf Tagereisen lang von Süd nach Nord. Nach Ma.tuan.lin hiess das Reich auch Ho.tsin; die Rinnsale waren sämtlich an der linken Seite vom Hauptstrom abgeleitet; die Herrscher rühmten sich von Siyâwûš abzustammen.