Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Beutemädchen d. Achilleus
Band III,1 (1897) S. 856857
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Briseis (Βρισηίς Kretschmer Griech. Vas.-Inschr. 140), das Mädchen aus Brisa, einer lesbischen Stadt, die Achilleus erobert hatte, Schol. Il. I 366. So hat den Namen der Dichter des ältern Achilleus angewendet, und dass B. aus Lesbos stammte, geht auch aus Il. IX 131. 274 hervor. Andere Dichter nannten Lyrnessos und Pedasos, s. u. Aus der κούρη Βρισηίς wird eine κούρη Βρισῆος, die Tochter des Briseus, Il. I 392. IX 132. Zuletzt ist B. einfacher Eigenname, Il. XIX 282. v. Wilamowitz Hom. Unt. 409ff. Tümpel in Roschers Lex. II 1949f. Antike Etymologie Et. M. Schol. Il. I 184. Schol. Pers. I 76.

Achilleus hat ,die Tochter des Briseus‘ in Lyrnessos, der Stadt des göttlichen Mynes, erbeutet; den Gatten und drei Brüder erschlug er ihr, Il. XIX 291f. II 690f.; s. Art. Achilleus Bd. I S. 231, 44. Ihr Gatte war Mynes, wie der Scholiast, nicht zwingend, aus der Stelle geschlossen hat, Schol. Il. II 692. Tzetz. Antehom. 359. Nach den Kyprien war B. in Pedasos erbeutet, Schol. Il. XVI 57. Dict. II 17. Eust. Il. 77. 29. Auch einen Namen erhält die Briseerin nachträglich: Hippodameia, Schol. Il. I 392. Eustath. a. O. Tzetz. Lyk. 298; Antehom. 350f.; Posthom. 448. B. ist das Ehrengeschenk des Achilleus, das ihm die Hellenen zugesprochen, Il. I 185. 392. Prokl. Kypr. p. 20 K. Philostr. im. II 2. Als Agamemnon nach dem Spruche des Kalchas die Chryseis herausgeben muss, fordert er zum Ersatz die B. Grollend lässt sie der Peleide durch Patroklos den Herolden übergeben. Von nun an bleibt er dem Kampfe fern. Il. I. IGI 1284. 1290. Nach Philostr. her. 164 K. grollte Achilleus [857] nicht wegen der B., sondern über die Ermordung des Palamedes. Nach unglücklichen Kämpfen sucht Agamemnon Versöhnung mit Achilleus; er bietet ihm reiche Geschenke an, darunter sieben Lesbierinnen und B. dazu (Zenodot zählte sie als siebente, Schol. Il. IX 131. XIX 246). Doch Achilleus geht nicht darauf ein, Il. IX. Erst nach dem Tode des Patroklos entsagt er seinem Grolle, und nun wird ihm B. zurückgebracht. Agamemnon schwört, sie nicht berührt zu haben, Il. XIX; vgl. Ovid. rem. am. 777f. B. ist des Achilleus liebste und vertrauteste Sclavin. Sie klagt um Patroklos, der ihr wie ein Freund war, und um ihren Herrn, der sie wohl auch zur ehelichen Gattin gemacht haben würde und sie und die andern Sclavinnen stets gut und freundlich behandelte. Als letzte Gabe weiht sie ihm ihre Locken, Il. XIX 287ff. Quint. Smyrn. III 550ff. Tzetz. Posthom. 447f. Prop. II 9, 9f. Neoptolemos findet sie als treue Hüterin im Zelte des Achilleus und ehrt sie wie eine Mutter. Dict. IV 15. Tzetz. Posthom. 542f.

Bei Homer ist das gewöhnliche Beiwort der B. καλλιπάρῃος, sie heisst auch ἠύκομος (Il. II 689) und ,der goldenen Aphrodite gleich‘, Il. XIX 282, vgl. Hor. carm. II 4, 3f. Ovid. ars am. III 189f. Dares 13. Tzetz. Antehom. 355f. Die Liebe des Peleiden zu seiner schönen Sclavin wird oft erwähnt, Prop. II 8, 29f. 20, 1. 22, 29f. Stat. silv. IV 4, 33. Ovid. heroid. III. XX 69; am. I 9, 33. II 8,11; ars am. II 711f. Varr. sat. Men. 368 B.

Auch die bildende Kunst hat B. häufig dargestellt. Auf dem Iliupersisgemälde[s 1] des Polygnotos in der Lesche der Knidier zu Delphoi betrachtete sie mit Diomede aus Lesbos und Iphis aus Skyros, der Sclavin des Patroklos, die Schönheit der Helena, Paus. X 25, 4. Noack Iliupersis 48f. B. neben Achilleus auf zwei rf.-Amphoren Gerhard A.V. III 187. 184. B. dem Phoinix kredenzend auf der Iliupersisvase des Brygos, Heydemann Iliupersis Taf. 1. Wiener Vorlegebl. VIII 4. Robert Bild und Lied 102. Besonders häufig ist die Wegführung der B. dargestellt, eine Scene, für die erst im 5. Jhdt. ein Typus geschaffen, bezw. aus dem ältern des Helenaraubes umgebildet wurde. Vielleicht schon auf einer Metope des Tempels E in Selinunt, Malmberg Berl. phil. Wochenschr. XIII 1893, 785; dann besonders die Hieronvase, Mon. d. Inst. VI 19. Brit Mus. 881 = Gerhard Trinksch. und Gef. Taf. EF = Overbeck H.G. XVI 3, vgl. Gerhard A. V. I 2. II 129. III 171; die ähnliche Darstellung auf dem sog. Schild des Scipio, Arch. Ztg. XXX 70, und dem Bronzeeimer Mon. d. Inst. VI 48. Robert a. O. 57f. 95f. Anders gefasst ist die Scene auf dem berühmten pompeianischen Wandgemälde Helbig 1309. Mus. Borb. II 58. B. (?) neben Hermes und Achilleus Gerhard A. V. III 200; beim Totenopfer für Patroklos Mon. d. Inst. IX 32. 33 = Heydemann Vasenkat. von Neapel 3254, vgl 3228. B. (?) am Grabhügel des Achilleus Gerhard III 210.

[Escher. ]

Anmerkungen Wikisource

  1. Iliu persis oder Iliupersis siehe Art. Iliu persis