Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Volk in Gallia Lugudunensis
Band II,2 (1896) S. 2402 (IA)–2403 (IA)
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Aulerci (Αὐλίρκιοι Ptol. II 8), ein mächtiges und weitverbreitetes Volk im nordwestlichen Gallien (prov. Lugudunensis) zwischen Loire und Seine, von Caes. b. G. II 34 unter den maritimae civitates (quae Oceanum attingunt)[1] aufgezählt. Bei Caesar erscheinen folgende drei Hauptstämme: 1) Die A. Cenomani, b. G. VII 75[2], dieselben bei Plin. n. h. IV 107 und Ptol. II 8, 8 Αὐλίρκιοι οἱ Κενομανοί. Der grösste Teil von ihnen wanderte [2403] als einer der ersten über die Alpen ziehenden gallischen Stämme nach Oberitalien aus und liess sich dort bleibend nieder, Polyb. II 17. Liv. V 34f. (vgl. XXI 55. XXXI 10. XXXII 30. XXXIII 23. XXXIX 3). Strab. V 216. Vgl. Desjardins Géogr. de la Gaule II 200ff. Ein Teil blieb in Gallien zurück und hatte seine Wohnsitze um Le Mans, dessen alter Name bei Ptolemaios Οὐίνδινον (Valois will herstellen Σουίνδινον), auf der Tab. Peut. Subdinnum lautet (civitas Cenomanorum Not. Gall. III 3; vgl. Longnon Géogr. de la Gaule au VIe siècle 294ff.). – 2) A. Eburovices, Caes. b. G. ΙII 17[3]. VII 75. Plin. IV 107. Ptol. II 8, 9 Αὐλίρκιοι οἱ Ἐβουρουικοί (auch auf Münzen erwähnt, Dict. archéol., Époque celtique. Monnaies gaul. nr. 70 EBVR. AVLIRCO). Sie sassen nordöstlich von den Cenomanen, um Evreux (dép. Eure); ihr Vorort hiess im Altertum Mediolanium (Ptol. a. O. Itin. Ant. 384 Mediolanum Aulercorum. Tab. Peut.; Civitas Ebroicorum Not. Gall. II 5. Longnon a. O. 239). – 3) A. Brannovices, nach Caes. b. G. VII 75[2] Clienten der Aeduer; sie werden daher weiter aufwärts am Liger, angrenzend an den nordwestlichen Teil des Territoriums der Aeduer anzusetzen sein (dép. de l’Ain? vgl. Desjardins a. O. II 465. 490f. d’Anville Not. 129). Ferner nennt Ptol. II 8, 7 die Αὐλίρκιοι οἱ Διαβλίνται (so ist mit C. Müller herzustellen aus Διαυλται, Διαβλιται), die bei Caes. b. G. III 9[4] (vgl. Oros. VI 8) und Plin. a. O. unter dem Namen Diablintes oder Diablinti erscheinen (Var. bei Caes. Diablintres, dies nach Glück Kelt. Namen 93ff. die richtigere Form). Ihr Hauptort heisst bei Ptol. a. O. Νοιόδουνον (Noviodunum, auf der Tab. Peut. Nu Dionnum, civitas Diablintum Not. Gall. III 10), nach allgemeiner Ansicht das heutige Jublains (dép. de la Mayenne); vgl. d’Anville Not. 486. Desjardins a. O. II 497 (dagegen Longnon a. O. 315ff.). – Aulerci allein werden auch öfter genannt, die Zeugnisse am vollständigsten bei Holder Altkelt. Sprachschatz s. v. Ein cives Aulercus auf einer Inschrift aus Bordeaux (Jullian Inscr. romaines de Bordeaux nr. 52), auf einer andern (aus Limoges, Espérandieu La cité des Lemovices 50) wird ein decurio civitatis Aulercorum [Ebu]r[ovicum?] erwähnt.

[Ihm. ]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico 2,34: „Gleichzeitig erhielt [Caesar] von Publius Crassus [d. h. Publius Licinius Crassus], den er mit einer Legion gegen die Veneter, Uneller, Osismer, Koriosoliten, Essuvier, Aulerker, Redonen geschickt hatte (alles Seevölker am Ozean) die Meldung, alle diese Stämme seien nun unter Gewalt und Herrschaft Roms“. Gaius Julius Caesar, Der Gallische Krieg, übersetzt von Otto Schönberger für den Artemis & Winkler Verlag, Zürich, Hamburger Lesehefte Verlag, Husum, S. 48.
  2. a b Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico 7,75: „Die Sequaner, Senonen, Bituriger, Santonen, Rutener und Carnuten sollten je 12000 Soldaten stellen, die Bellovacer 10000; ebenso viele auch die Lemovicer; je 8000 die Pictonen, Turonen, Parisier und Helvetier; je 6000 die Suessionenm Ambianer, Mediomatricer, Petrocorier, Nervier, Moriner und Nitiobroger; 5000 die Aulercer-Cenomanen, ebensoviele die Atrebaten; 4000 die Veliocasser; Lexovier und Alercer-Eburovier je 3000, die Boier 2000; insgesamt 10000 die Stämme, die am Ozean leben und nach gallischem Brauch Aremoricer genannt werden“. Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico. Der Gallische Krieg, übersetzt und herausgegeben von Marieluise Deißmann, Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1980, S. 475–477
  3. Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico 3,17: „In wenigen Tagen hatten die Aulercer-Eburovicer und Lexovier ihren Senat umgebracht, der nicht am Krieg mitschuldig sein wollte. Sie hatten ihre Tore geschlossen und sich mit Viricovix vereinigt“. Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico. Der Gallische Krieg, übersetzt und herausgegeben von Marieluise Deißmann, Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1980, S. 157
  4. Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico 3,9: „Als Bundesgenossen für diesen Krieg gewannen sie die Osismer, Lexovier, Namneten, Ambiliater, Moriner, Diablinthen und Menapier“. Gaius Iulius Caesar, De bello Gallico. Der Gallische Krieg, übersetzt und herausgegeben von Marieluise Deißmann, Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1980, S. 147