Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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König der Molosser
Band II,2 (1896) S. 14951497
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Arybbas (Ἀρρύβας). 1) König der Molosser, Sohn des Alketas (Plut. Pyrrh. 1. Paus. I 11, 1ff.), geriet nach seines Vaters Tode mit seinem, wie es scheint, älteren Bruder Neoptolemos zunächst in Streit über die Thronfolge, teilte sich aber dann mit ihm in die Herrschaft (in welcher Form dies geschah, vermögen wir nicht genauer anzugeben) und übernahm nach dem, jedenfalls vor 357 v. Chr. erfolgten Tode des Neoptolemos die [1496] Vormundschaft über dessen jüngere Kinder Olympias und Alexandros; mit der älteren Tochter, Troas, war er selbst vermählt (Paus. I 11, 3. Iust. VII 6, 11. Plut. Pyrrh. 1). Durch die Verheiratung der Olympias mit Philippos II. von Makedonien im J. 357 gedachte A. in engere Verbindung mit diesem zu treten, vielleicht in der Erwartung, hierdurch einen Zuwachs seiner Macht zu erlangen (Iust. VII 6, 12. Oros. III 12, 8); wir können nicht mit Sicherheit bestimmen, wie weit sich damals die Herrschaft des aiakidischen Königtums erstreckte, doch ist anzunehmen, dass sie noch in der Hauptsache auf das eigentlich molossische Gebiet beschränkt war; vgl. auch Skyl. peripl. 28ff. Schubert Gesch. d. Pyrrhus 101. Auch mochte A. hoffen, an Philipp einen Rückhalt gegen die Illyrier zu gewinnen (vgl. Reuss Rh. Mus. XXXVI 162), die, wie Front. strat. II 5, 19 berichtet, unter ihrem Könige Bardylis, also wohl vor dem J. 358 (s. u. Bardylis) das Reich des A. angegriffen hatten (es ist nicht unwahrscheinlich, dass dies derselbe König war, unter dessen Führung die Illyrier um 385/4 v. Chr. des A. Vater Alketas nach seiner Vertreibung wieder in seine Herrschaft eingesetzt hatten; vielleicht mochte Bardylis auf Grund hiervon A. gegenüber Forderungen erhoben haben, die dieser nicht erfüllen wollte). Philipp aber strebte wohl danach, durch seine Vermählung mit Olympias sich selbst den entscheidenden Einfluss in Epeiros zu sichern (vgl. Satyr. frg. 5, FHG III 161) und das Reich der Molosser in ein ähnliches Abhängigkeitsverhältnis zu sich zu bringen, wie es unter Alketas dem Iason von Pherai gegenüber bestanden zu haben scheint (vgl. Xen. hell. VI 1, 7). Das Verhältnis des Molosserkönigs zu Philipp blieb nicht lange ungetrübt; letzterer vertrieb A., nachdem er schon früher, jedenfalls vor 349, einen Zug gegen ihn unternommen hatte (Demosth. I 13), völlig aus seinem Reiche, wahrscheinlich Ol. 109, 2 = 343/2, und gab dieses seinem Schwager Alexandros, dem Bruder der Olympias, indem er es noch durch Eroberung der kassopischen Küstenlandschaft (vgl. auch Theopomp. frg. 228) vergrösserte. Die Zeit wird bezeichnet durch [Demosth.] VII 32 und Diod. XVI 72, 1, unter Ol. 109, 3, der nur die Vertreibung des A. mit seinem Tode verwechselt; mit dieser Zeitbestimmung steht auch Trog. prol. 8. Iust. VIII 6, 4ff. im wesentlichen im Einklang; anders Niebuhr R. G. III 188, 294. Reuss a. O. 166f. Die Angabe der Regierungszeit des A. bei Diodor ist unbrauchbar, vielleicht ist die Zahl verderbt. Den Grund oder Vorwand zum Einschreiten Philipps gegen A. bot wohl der Anspruch des Alexandros auf die epeirotische Herrschaft oder wenigstens einen Anteil an derselben, vielleicht war auch A. nicht geneigt, Verpflichtungen, die er in Bezug darauf eingegangen sein mochte, zu erfüllen, doch fehlt die Grundlage für ein bestimmteres Urteil hierüber. Der vertriebene Molosserkönig fand Zuflucht bei den Athenern (CIA II 115. Dittenberger Syll. 106), die hierin der Politik, die sie schon seinem Grossvater Tharypas und Vater Alketas gegenüber verfolgt hatten, treu blieben und zugleich wohl die Hoffnung hegten, ihn gegen Philipp verwenden zu können. Doch kam ihr Versprechen, ihn wieder in seine Herrschaft [1497] einzusetzen, nicht zur Verwirklichung. A. ist wahrscheinlich in der Verbannung gestorben (Iust. VII 6, 12. Oros. III 12, 8). Die an sich nicht fernliegende, von Reuss a. O. 168ff. begründete Vermutung, dass mit dem Diod. XVIII 11, 1 J. 323 erwähnten Aryptaios (s. d.) der König A. gemeint sei, ist doch nicht haltbar, weil sie sich kaum mit Iustin. a. O. vereinigen lässt, und A., der am Anfange der Regierung Philipps II. bereits den Thron inne hatte, im J. 323 schon ein recht hohes Alter gehabt haben müsste. Auch geht aus Paus. I 11, 3 hervor, dass jedenfalls zur Zeit des lamischen Krieges des A. Sohn Aiakides König von Epeiros gewesen sein muss, wenngleich die Zeit, in der dieser die Herrschaft in seinem väterlichen Reich gewonnen, sich nicht ganz genau bestimmen lässt; die Annahme, dass dies erst nach dem Tode Alexanders d. Gr. geschehen sein könne (Schubert Pyrrhus 108; vgl. auch Reuss a. O. 170ff.), scheint mir nicht sicher begründet zu sein und lässt sich nicht leicht mit der angeführten Stelle des Pausanias (vgl. auch Iust. XVII 3, 16) in Einklang bringen. Vgl. noch Sauppe Inscr. Maced. 18f. Schaefer Demosth. II² 424ff. Reuss Rh. Mus. XXXVI 161ff. Droysen Gesch. d. Hellen. I 89, 1. Schubert Gesch. d. Pyrrhus 99ff.

[Kaerst. ]