Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Kulturpflanze
Band II,1 (1895) S. 270271
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Aprikose, Prunus armeniaca L., nach K. Koch (Die Bäume u. Sträucher des alt. Griechenl. 204. 205) aus dem Innern Africas stammend, nach A. de Candolle (Der Ursprung der Kulturpfl., übers. v. Goeze 270) und G. Schweinfurth (Verhandlungen d. Berl. Ges. f. Anthropologie 18. Juli 1891, 659) aus jenen centralasiatischen Gebieten, in welchen zu verhältnismässig später Zeit die chinesische Kulturwelt mit der indischen und persischen Fühlung gewann. Von ihr nimmt Koch an, dass sie schon Theophrast bekannt gewesen sei und zwar unter dem Namen κοκκυμηλέα, worunter andere die Cordia myxa L., den Sebestenbaum, zu verstehen geneigt sind. Wenn Theophrast (h. pl. IV 2, 10) sage, dass die Bewohner der ägyptischen Thebais die Früchte trockneten und nach Entfernung der Steine Marmelade daraus bereiteten, so passe dies zwar auf die getrockneten Aprikosen, aber nicht auf das Arzneimittel der Sebesten, doch täuscht er sich in letzterem Punkte. Höchstens, meint er, könne die von Theoprast erwähnte besondere Sorte von Memphis die Cordia myxa sein. Dagegen behauptet Schweinfurth (659. 668), dass die A. erst zwischen 400 und 640 n. Chr. in Ägypten eingeführt sei. Nach Italien und von hier nach Griechenland kam sie nach dem Untergange des [271] Mithridates zu Beginn unserer Zeitrechnung aus Armenien. Denn bereits Dioskorides (I 165) kennt die μῆλα ἀρμηνιακά, von denen er sagt, dass sie kleiner als die Pfirsiche seien und von den Römern πραικόκια (d. h. praecocia = frühreife) genannt würden. Freilich Columella (V 10, 19. X 404. XI 2, 96) und Plinius (XV 41. XVI 103) bedienen sich nur des Beiworts armeniaca, letzterer, zum Teil auch ersterer (X 404) die Frucht zu den Pflaumen rechnend. Galen, sie für eine Art Pfirsiche erklärend (VI 593), sagt ziemlich dasselbe wie Dioskorides, unterscheidet dann aber ἀρμενιακά und πρεκόκκια mit dem Bemerken, dass der erstere Name von manchen auch für beide Sorten gebraucht werde, während er an einer andern Stelle (XII 76) sagt, dass die μηλέα ἀρμενική zu seiner Zeit allgemein πρεκόκκιον genannt werde. Unterschieden sind jedoch auch später die armenia von den praecoqua (Gang. Mart. med. 44. Pall. II 15, 10. XII 7, 6), mit der Zeit aber behauptete sich vorwiegend der Name praecoca (Apic. 176. 184. Ed. Diocl. 6, 58) bezw. βερίκοκκα (Geop. X 73, 2. 76, 6. Symeon Seth. p. 90, 6). Nach Langkavel (Botanik der späteren Gr., Berlin 1866, 5) und V. Hehn (Kulturpflanzen und Haustiere⁵ 347) soll später, d. h. im 14. Jhdt., auch κοκκόμηλα (Ioh. Actuar. bes Ideler Phys. et med. gr. min. II 268, 23), der alte Name für die Pflaumen, von den A. gebraucht sein, doch die Bemerkung des Suidas, dass die κοκκύμηλα zu seiner Zeit βερίκοκκα hiessen, beruht wohl nur auf einem Irrtum. Jedenfalls bildeten die Araber aus der letzteren oder einer ähnlichen Form des Worts mit dem Artikel ihr al-barqûq, woraus das italienische albicocco, spanisch albaricoque, französisch abricot und deutsch Aprikose entstanden ist, während armeniacum sich im italienischen meliaca erhalten hat (Hehn a. O.). In Griechenland sagt man heute dafür βερικοκκηά, albanesisch vèriκοκκὴ.

Die Blüte des Baumes fiel früh, da nur der im Januar blühende Mandelbaum ihm darin voranging (Plin. XVI 103), die Fruchtreife Ende Juli und Anfang August (Col. X 404). Gepfropft wurde er auch auf Pflaumen- (Pall. II 15, 20. XII 7, 6. Geop. X 76, 6) oder Mandelbaum (Geop. ebd.), und zwar im Januar (Pall. II 15, 20), auch etwas früher oder später (Col. II 10, 19. XI 2, 96). Zweierlei Gerichte lehrte Apicius aus Aprikosen mit einem Zusatz von Gewürzen, Wein u. s. w. bereiten, ein minutal (176) und ein gustum (184). Die diätetische Wirkung wird von Dioskorides (a. O.) für den Magen zuträglicher als die des Pfirsichs bezeichnet, ebenso von Galen (VI 593), der ausserdem (ebd. 594), wie auch Gargilius (a. O.), die frühreifen für gesünder erklärt.

[Olck.]