Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Peri Komodias
Band I,2 (1894) S. 2323 (IA)–2325 (IA)
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2) Anonymi Περὶ Κωμῳδίας. Unter diesem Titel sei eine kurze Übersicht über die verschiedenen, nur zum grösseren Teile namenlosen Tractate zur Geschichte der griechischen Komödie zusammengefasst. Der bequemste Abdruck in Dübners Ausgabe der Aristophanesscholien (Paris, Didot 1855). Die Stücke enthalten im Grunde sehr wertvolle Angaben über Geschichte, Entwicklung und Wesen der Komödie, sowie über einzelne Dichter. Praktisch sind sie entweder litterarhistorische Compendien oder dem Schema einer Einleitung in die Lectüre des Aristophanes angepasst (in dessen Hss. sie auch zumeist überliefert sind), die ursprüngliche Form ist vielfach durch byzantinische Verwässerung oder Verkürzung entstellt; an Missverständnissen und Irrtümern fehlt es daher nicht. Vgl. Consbruch Comment. in hon. G. Studemund, Argentor. 1889, 213ff. I. Ἐκ τῶν Πλατωνίου περὶ διαφορᾶς κωμῳδιῶν. Der Verfasser ist sonst unbekannt, der Name aber nicht anzutasten. Der Tractat ist nicht einheitlich, sondern aus ungeschickter Zusammenschmelzung verschiedener Fassungen entstanden, die sich nicht mehr überall einfach aussondern lassen. Vgl. Fielitz De Atticorum comoedia bipartita, Bonn 1866, 28. Leo Quaestiones Aristophaneae, Bonn 1873, 12. Zacher Jahrb. f. Philol. Suppl. Bd. XVI 545. 605. Es wird der Unterschied zwischen der παλαιά und der μέση festgestellt, der Form nach (παράβασις, χορικά), dem Stoffe nach (politisch und litterarisch), endlich nach den Masken. Wenn in diesem letzteren Teile gesagt wird, dass in der μέση und νέα die persönlichen Masken aus Furcht vor den ‚Makedonen‘ weggefallen seien, so hat spätere Unwissenheit hier die μέση und νέα in eins verschmolzen, und von beiden behauptet, was an sich allenfalls auf die νέα gehen konnte. Dass die Behandlung der νέα von vornherein beabsichtigt war, lehrt der von vornherein gebrauchte Ausdruck μέση. II. Τοῦ αὐτοῦ περὶ διαφορᾶς χαρακτήρων. Vergleichende Charakteristik der drei kanonischen Vertreter der ἀρχαία, Kratinos Eupolis Aristophanes. Ähnlich war das Buch des Tragikers Dionysiades von Mallos χαρακτῆρες ἢ Φιλοκωμῳδός, ἐν ᾧ τοὺς χαρακτῆρας ἀπαγγέλλει τῶν ποιητῶν, dieses vermutlich in Jamben. III. Anonymus περὶ κωμῳδίας. Ursprung (Susarion) und Benennung der Komödie (auch τρυγῳδία genannt), ihre drei Perioden und deren Hauptvertreter. Die auserlesene Gelehrsamkeit (Chronologie der Dichter, Zahl ihrer Dramen, ihre Eigenthümlichkeit) hat leider durch starke Kürzungen [2324] und gelegentliche Verwechslungen an Wert eingebüsst. IV. Anon. π. κωμ. Ursprung der Komödie. Wertvoll die Notiz, dass Platon der hervorragendste Dichter der μέση war, vgl. v. Wilamowitz Herakles I 134. V. Anon. π. κωμ. Unterschiede der ἀρχαία und νέα, wesentlich nach stilistischen Gesichtspunkten. Vgl. Kaibel Hermes XXIV 62. VI. Anon. π. κωμ. Nüchterne Aufzählung einiger Quellen des γελοῖον, s. zu X d. VII. (ohne Überschrift) vom Chor und insbesondere von der Parabase, über welche ein Stück des ersten Platoniostractats handelt (I 44–54). VIII. Τῶν τῆς ἀρχαίας κωμῳδίας ποιητῶν ὀνόματα καὶ δράματα. Ein ärmliches Verzeichnis von sieben Dichtern zweiten Ranges (Theopomp Strattis Pherekrates Krates Platon Telekleides Phrynichos), sicher der Rest einer vollständigen Liste. Die Dramenzahlen stimmen nicht immer mit der sonstigen Überlieferung. IX a. Anon. π. κωμ. Eine sehr inhaltreiche und gelehrte Doppelabhandlung, die freilich in später Excerptenform vorliegt, zum Teil durch unsinnige Byzantinerzusätze entstellt, zuerst von Cramer anecd. Par. I 3, zuletzt nach mehreren Hss. von Studemund herausgegeben Philol. XLVI 5. Aus ähnlicher Quelle hat Joh. Tzetzes in seinen Prolegomena zum Aristophanescommentar geschöpft (Keil in Ritschls Opusc. I 197); aus Tzetzes aber stammt das sog. Scholium Plautinum (Ritschl a. O. 4). Da in dem Tractat (§ 29 ed. Stud.), wo von den Teilen der Komödie die Rede ist, Dionysios, Krates und Eukleides (in einer Hs. am Rande ἴσως Εὐβουλίδην) als Gewährsmänner citiert werden, und da unter Krates nur der Pergamener verstanden werden kann, während die Identification des Dionysios mit dem Verfasser der Μουσικὴ ἱστορία (vgl. u. a. Wilamowitz Herakles I 134 A.) unsicher ist (Consbruch a. O. 224ff. 228 A. denkt an Dionysios den Schüler des Tryphon), so ist der Wert dieser litterarhistorischen Abhandlung, resp. ihres ursprünglichen Kerns, unbestreitbar. Viel einzelnes aus dieser Abhandlung kehrt in den übrigen Tractaten π. κωμῳδίας (z. Β. bei Platonios I und beim Anonymus V. VI. VII) wieder. IX b. Ein Scholion zu Dionysios Thrax (gramm. 2 p. 6 Uhl.) in Bekkers anecd. 747, im wesentlichen identisch mit IX a. Χ. Ἀνδρονίκου περὶ τάξεως ποιητῶν. In dem Verfasser pflegt man den bekannten Peripatetiker aus Rhodos zu erkennen. Das Fragment giebt ähnlich wie IX a die Einteilung der Komödie in drei Perioden und nennt die Hauptvertreter. Das wichtigste daran ist das Verzeichnis der Komödien des Platon (in zwei alphabetisch geordneten Reihen). Hinter Menander werden Plautus und Terenz als Vertreter der νέα erwähnt. X a. Das oben erwähnte sog. Scholium Plautinum, das mit der Komödie nichts zu thun hat. X b. Ἰωάννου τοῦ Τζέτζου στίχοι περὶ διαφορᾶς ποιητῶν, also nur zum Teil die Komödie betreffend (V. 23–50. 77–86. 110–118). X c. Τοῦ αὐτοῦ ἴαμβοι τεχνικοὶ περὶ κωμῳδίας. Χ d. Definition und Theorie der Komödie nebst einer systematischen Darstellung der Quellen des γελοῖον, zum Teil nur nach dem Muster der aristotelischen Abhandlung über die Tragödie, zum Teil aber wirklich auf Grund des nun verlorenen Abschnitte in Aristoteles Poetik περὶ κωμῳδίας verfertigt, wie Βernays (Zwei Abhandlungen über die [2325] aristotelische Theorie des Drama, Berlin 1880, 135) nachweist. Der Text zuerst bei Cramer anecd. Par. I 403, besser bei Bernays 137. Vahlen Arist. Poet.³ p. 78. Von lateinischen Tractaten de comoedia, die von der griechischen Komödie ausgehend griechische Quellen benützten, sei hier, abgesehen von Sueton, Donat und Euanthius, auf den merkwürdigen Artikel aus dem St. Galler Glossar hingewiesen, den Usener Rh. Mus. XXVIII 418 herausgegeben hat. Über die Wertschätzung aller dieser Tractate wird unter dem Worte Komödie gehandelt werden.

[Kaibel. ]