Anazarba (auch Ἀνάζαρβος), jetzt Anavarza, Stadt im nordöstlichen Teile der Kilikia Pedias, am Mittellaufe des Pyramos gelegen, in einem Winkel, den dieser mit einem Zufluss, dem jetzigen Sombaz, bildet; zuerst erwähnt unter dem Namen Kaisareia ἡ πρὸς Ἀναζάρβῳ (Münzen unter Nero, Plin. V 93. Ptolem. V 8, 7), so umgenannt vielleicht schon unter Augustus – eine Aera beginnt nach den Münzen 19 v. Chr. –, früher (Plin. a. O.) und in späterer Kaiserzeit einfach A. von einem vorliegenden Berge oder dem Stifter (Steph. Byz.), und so bedeutend, dass sie mit Tarsos wetteiferte, wie Waddington (zu Le Bas 1480) aus Münzen erschlossen hat, auf denen ausser anderen Ehrentiteln A. αὐτονόμος, μητρόπολις, ἐλευθέρα genannt wird. Dass Hauptstrassen vorüberführten, von Adana und Mopsuestia im Süden, von Kaisareia Kapp. im Norden, erweisen die Tab. Peut. und Itin. Ant. 211. Nach starken Erdbeben unter Iustinian und Iustin wiederhergestellt (Procop. hist. arc. 18; Cedren 299) heisst A. vorübergehend Iustinianopolis und wird unter dem alten Namen eine sehr wichtige Grenzfeste in byzantinischer Zeit. In der That ist der Burgfelsen, der sich 200–250 m. über die Umgebung zum Teil sehr schroff erhebt und von dem man die ganze Ebene und das Meer bis Rhosos überblickt, von Natur stark und strategisch bedeutsam (Ansicht Langlois pl. XXVI und Rev. Archéol. XIII 1856 Taf. 20. Barker 275. Schlumberger Nicéphore Phocas 135); das Schloss auf dieser Höhe ist im wesentlichen armenisch. In der Unterstadt am Fusse der Burghöhe sind die Mauern, Säulenhallen, ein Triumphbogen (Barker 64. Davis 145), Wasserleitungen (Barker 275), Grabstätten im natürlichen Felsen (Barker 283. Davis 158) erkennbar. Inschriftliche Reste gering, Le Bas-Waddington 1513–18. Journ. Hell. Stud. XI 1890, 238. Münzen von Nero bis Gallien Head HN 598. A. war Geburtsort des Dioskorides und des Appian. Ritter Erdk. XIX 56. W. B. Barker Lares and Penates or Cilicia and its Governors, Lond. 1853 a. a. O. u. 265. Victor Langlois Voyage dans la Cilicie 434ff. E. J. Davis Life in Asiatic Turkey, Lond. 1879, 142. Th. Bent Journ. Hell. Stud. XI 1890, 231 mit Karte der Kilikia Pedias. Übrigens s. Kyinda, dessen Identität mit A. (Suid. Malal. X) nach der Angabe bei Strabon XIV 672 (vgl. Diod. XIX 57) ausgeschlossen ist; auch dass A. bei einem Neubau nach einem Erdbeben unter den römischen Consuln Ciscus geheissen (Suid. Malal.), wird so unrichtig sein, wie es die anderen Angaben a. O. sicherlich sind, dass A. unter Caesar Diocaesarea, erst unter Nerva A. genannt sei.