Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Tochter des Katreus, Enkelin Minos II.
Band I,1 (1893) S. 677 (IA)–678 (IA)
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Aerope (Ἀερόπη). 1) Tochter des Katreus, Enkelin Minos II., Schwester der Klymene, Apemosyne und des Althaimenes. Da ihr Vater nach einem Orakelspruche durch eines seiner Kinder ums Leben kommen sollte, so übergab er A. mit ihrer Schwester Klymene dem Nauplios mit dem Auftrage, sie in fremde Länder zu verkaufen. A. wurde nach Argos gebracht, wo sie den Pleisthenes heiratete, der mit ihr Agamemnon und Menelaos zeugte. Apollod. III 2, 1, 2. [678] Anders gewandt war die Sage in den Kreterinnen des Euripides: Katreus übergab seine Tochter dem Nauplios, um sie ins Meer zu stürzen, weil sie sich von einem Knechte hatte entehren lassen, Nauplios aber schonte ihrer und gab sie dem Pleisthenes zur Frau. Schol. Soph. Ai. 1297 (der selbst auf das euripideische Stück anspielt); FTG 501 N². Welcker gr. Tragöd. II 675 (vieles falsch). Wilamowitz anal. Euripid. 255. Vgl. u. Pleisthenes und Robert Bild und Lied 190, der annimmt, dass A. bereits in den hesiodeischen κατάλογοι vorgekommen sei, dagegen richtig Th. Voigt de Atrei et Thyestae fabula, Diss. phil. Hal. VI 328. Nach der gewöhnlichen Sage sind Agamemnon und Menelaos vielmehr Söhne des Atreus (s. d.) und der Aerope. Eur. Or. 18. 1009; Hel. 390. Hygin. fab. 86. 97 (= Apollod. fragm. Sabbait. Rh. M. XLVI 167). Schol. Hom. Il. I 7 u. a. Spätere Grammatikerweisheit suchte zwischen beiden Genealogien zu vermitteln: Agamemnon und Menelaos, die Söhne des jung und unberühmt verstorbenen Pleisthenes und der Aerope, werden von Atreus als seine eigenen Kinder erzogen; Porphyr. zu Il. II 249 (mit den Bemerkungen Schraders) = Dictys I 1. V 16. Schol. Eur. Or. 5. Serv. Aen. I 458. Welcker gr. Trag. II 679. Ihrem Buhlen Thyestes verschaffte A. das goldene Lamm des Atreus, an dessen Besitz das Recht der Herrschaft in Mykenae hing; in den weiteren Gräueln des Pelopidenhauses erscheint gewöhnlich ihr Name, stets haftet der „Kreterin“ etwas Verächtliches an. Lobeck zu Soph. Ai. 1297. Menelaos ἡμικρής Lykophr. Alex. 150 m. Tz. und Schol. Bereits die Alkmeonis, welcher Euripides (Or. 995ff.) folgte (Schol. 995), scheint A. gekannt zu haben, sodann der einer älteren (epischen) Darstellung folgende Pherekydes (frg. 93). Voigt 401f. Immisch Klaros (Jahrb. f. Philol. Suppl. XVII) 202ff. Wagner epitom. Vat. ex Apollod. bibl. 60. 166ff. Über ihr Lebensende erfahren wir nichts; das byzantinische Schol. Eur. Or. 812 (II 211 Dind.; von Schwartz weggelassen) geht auf Soph. Ai. 1297. Des dankbaren Stoffes hat sich die Tragödie bemächtigt, doch lässt sich aus den spärlichen Resten kein sicheres Bild gewinnen. Kurze Andeutungen des Ehebundes mit Thyest bei Aisch. Ag. 1147 (nach Stesichoros? Voigt 464), dann Sophokles Ἀτρεὺς ἢ Μυκηναῖαι (fr. 136 N². Welcker I 357), Euripides Κρῆσσαι (s. o.), Πλεισθένης (p. 556 N². Welcker II 689), Θυέστης (von den Kreterinnen zu scheiden: Wilamowitz anal. Eurip. 139. 153. p. 480 N²) u. a., dazu die römischen Nachbildungen. Besondere Dramen des Namens Ἀερόπη verfassten Agathon und Karkinos (p. 763 und 797 N². Welcker III 1063). Auf tragische Darstellung geht Ovid. trist. II 391. Lukian. de salt. 43. 67. Comm. Bern. Lucan. 35 Usen., auf bildliche Anth. Pal. VI 316 (Nikodemos von Herakleia, angebliches Gemälde des Ophelion, s. Brunn Künstlergesch. II 287).

[Knaack. ]