Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
ein Fluß der Unterwelt, in den mythischen Vorstellungen der Griechen
Band I,1 (1893) S. 218 (IA)–219 (IA)
Acheron (Mythologie) in der Wikipedia
Acheron in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register I,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I,1|218|219|Acheron 6|[[REAutor]]|RE:Acheron 6}}        

6) In den mythischen Vorstellungen der Griechen erscheint A. als einer der Flüsse der Unterwelt neben Kokytos, Pyriphlegethon und Styx. Zuerst wird er erwähnt Hom. Od. X 513 (Rohde[WS 1] Psyche 50, 3). Die dort gegebene Darstellung ist für die meisten Späteren massgebend geblieben. Die Hauptstelle über A. ist das Bruchstück aus Apollodoros περὶ θεῶν in dem Auszuge aus Porphyrios' Buch περὶ Στυγός bei Stob. ecl. I 41, 50; vgl. 54. Die Vorstellungen über A. haben sich im Laufe der Zeit wenig geändert. Man denkt ihn sich als Fluss und als See; er bildet entweder selber den acherusischen See, oder dieser entsteht aus dem Zusammenflusse des Kokytos und Pyriphlegethon. Seit der ältesten Zeit wird A. von ἄχος abgeleitet, er ist der Fluss des Wehs in den Volksvorstellungen, bei Dichtern und in den theologischen Speculationen: Aisch. Ag. 1115 K. Soph. El. 183. Theokr. XV 102. Anyte A. Pal. VII 486. Antip. Sid. ib. VII 30. Verg. G. II 492; Aen. VI 295. VII 91. Stat. Theb. IV 523. Lukian. de luct. 3. Corn. theol. comp. 35. Serv. Aen. VI 107. Soph. Ant. 811ff. Eur. Alc. 443; fgm. 862. Plat. Phaid. 112f. Lukian. Necyom. 15. Philostr. her. XX 48. Schol. Od. X 513. Verg. Aen. VI 107. Die Seelen der Abgeschiedenen werden über ihn übergesetzt (Pind. bei Plut. de superst. 6. Aisch. Sept. 836 K. Theokr. XVI 41. XVII 46ff. Plat. Ax. 371 B) oder sie schwimmen durch den A. (Dracont. IX 127). Demgemäss wird A. von den Dichtern, besonders von den alexandrinischen und römischen, oft als Bezeichnung für die Unterwelt gebraucht. Orphische Vorstellungen bei Orph. fgm. 154. 155 Abel. O. Kern[WS 2] de Orphei, Epimenidis, Pherecydis theogoniis Berl. 1885, 51. Als Person wird A. im Hades hausend gedacht, sein Weib, das ihm den Askalaphos gebiert (Serv. Aen. IV 162), ist entweder Gorgyra (Stob. a. a. O. Apolld. bibl. I 5, 3) oder Orphne (Ov. met. V 539ff.), seine Amme Mormolyke (Stob. a. a. O.). Statius (Theb. XII 559; vgl. XI 69. 150. Verg. Aen. VII 570. Val. [219] Fl. IV 73f.) macht ihn zum Vater des Erinys. In Herakleia am Pontos, wo es einen acherusischen See und einen Eingang in die Unterwelt gab (s. u.), herrschte König A., Vater der Dardanis, einer Geliebten des Herakles: er gab nach späterer Erklärung den betreffenden Örtlichkeiten den Namen. Ap. Rhod. II 351–355. 728. 901 nebst Schol.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Erwin Rohde
  2. Otto Kern