Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Salbgemach, in dem man nach dem Bade die Einreibungen mit Öl vornahm
Band I,1 (1893) S. 1362 (IA)–1363 (IA)
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Ἀλειπτήριον, das Salbgemach (unctuarium Plin. ep. II 17). Als man (seit dem 4. Jhdt.) die einfachen Anlagen der Bäder weiter auszugestalten gelernt hatte, wurde auch ein besonderer Raum abgeschieden, in dem man nach dem Bade die Einreibungen mit Öl vornahm, die ja in der antiken Hygiene ebenso wichtig sind, wie das Baden selbst. Zuerst wird ein solches . erwähnt von dem Komiker Alexis (Poll. VII 166) als Teil eines βαλανεῖον. Als geheizter Raum in einem Warmbade wird es auch bei Theophr. de sudor. 28 p. 819 genannt; warme Räume wurden ja von den Ärzten des Altertums für das Einölen empfohlen, vgl. Cels. de med. I 3. Plin. ep. II 17. Petersen Gymnasium der Griechen (Hamburg 1858) 42 (Salben ἐν τῷ πυριατηρίῳ Plut. Kim. 1). Auch in der Inschrift von Andania (Le Bas-Foucart 326a. Dittenberger Syll. 388) Z. 108 erscheint das . als Hauptraum des Warmbades, vgl. Strab. III 154: ἀ. καὶ πυρίαι. In Gymnasien lässt sich das ., das hier ein Gegenstück zu dem κονιστήριον (Bestaubgemach) bildet, erst in jener Epoche nachweisen, in der die Baderäume auch in den Gymnasien (s. d.) immer grösseren Platz einnahmen und die Übungsräume zurückdrängten. Um die Mitte des 3. Jhdts. weiht ein Agonothet der Βασίλεια zu Lebadeia dem Zeus Βασιλεύς und der Stadt τὸ ἐληοχρισ[τείριον] (Keil Syll. inscr. Boeot. XI. Collitz Dialectinschr. I 422; vgl. ἐλαιοχρίστιον in der gleichzeitigen Inschrift von Paphos Journ. hell. stud. IX 231 nr. 15). Gewiss entspricht dieses ἐληοχριστείριον vollkommen dem . (ebenso wie das ἐγκόνιμα in einer analogen Inschrift von Hypata bei Ross Arch. Aufs. II 471 dem κονιστήριον). In dem bei Vitr. V 11, 2 beschriebenen Grundriss einer griechischen Palaestra der Spätzeit finden wir in unmittelbarer Verbindung mit den Badeanlagen, links vom Ephebeum, einen elaeothesium genannten Raum. Man hat auch diesen Raum dem . gleichgesetzt und auf Grund der vitruvianischen Angaben auch in der Palaestra von Olympia (Ausgrab. v. Olympia V T. 38), im Gymnasium von Delos (Bull. hell. XV 328) und in den Gymnasien der Kaiserzeit zu Hierapolis, Ephesos, Alexandreia Troas u. a. O. (vgl. Durm Baukunst d. Griechen² 336) ein Salbgemach nachzuweisen unternommen. Alle diese Versuche müssen ganz unsicher bleiben, da elaeothesium möglicherweise nur eine blosse Vorratskammer für das Öl sein könnte, wie man eine solche in den kleineren und grösseren Thermen von Pompeii in den kleinen Zimmern am Ende des Apodyterions zu erkennen [1363] geglaubt hat (Overbeck-Mau Pompeii⁴ 204. 224).

Inschriftlich lässt sich das . in den Gymnasien der Kaiserzeit, die ja zum grossen Teile aus Badeanlagen bestehen, mehrfach nachweisen, so ἐν [τῷ] τῶν νέων γυμνασίῳ zu Pergamon im 1. Jhdt. n. Chr. (Le Bas-Waddington 1723a. C. Curtius Hermes VII 42) und zu Aphrodisias CIG 2782: ἐν τῷ γυμνασίῳ ... τὸ ἀλιπτήριον καὶ τὸν ἐντὸς βασικικὸν αὐτοῦ (vgl. balneum cum basilica CIL VII 445. 287). An die prachtvollen Thermenanlagen des 2. Jhdts. erinnert die smyrnäische Inschrift aus der Zeit Hadrians CIG 3148 Z. 16: χρυσώσειν τὸν ὄροφον τοῦ ἀλιπτηρίου, Z. 40: κείονας εἰς τὸ ἀλειπτήριον Συνναδίους [ο]β, Νουμεδικοὺς κ, πορφυρείτας ϛ. Vgl. Suid. γυμνάσια ἀλειπτήρια ἢ βαλανεῖα ἢ λουτρά. Zweifelhaft ist die Erwähnung eines . in der Inschrift von Ephesos CIG 2987b. Litteratur: Becker-Göll Charikles III 107. Hermann-Blümner Lehrb. d. griech. Privataltertümer 340.

[Reisch. ]