Textdaten
Autor: Christian August Freyberg
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Titel: Plauische Kirchengeschichte
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Erscheinungsdatum: 1737
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Erscheinungsort: Dresden
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[1]
Plauische
Kirchen-Geschichte,
Zum Andencken und Ruhm
Des weiland
Wohl-Ehrwürdigen, Großachtbarn und Wohlgelahrten,
Herrn M. Jonä
Krumbholtzens,
wohlverdienten PASTORIS daselbst,
meistentheils
aus ungedruckten Urkunden und MSCtis
aufgesetzet,
und
bey seinen Priesterl. EXEQVIEN
am 14. Jul. 1737.
ausgefertiget
von einem auffrichtigen und treuen Freunde,
M. Christian August Freybergen,
Rect. der Annen-Schule zu Dresden.
_________________________________________________
Dreßden, in der Königl. Hof-Buchdruckerey, 1737.

[3] Unser Plauen ist ein altes Dorff, welches eben der Slavische[1] Nahme anzeiget, gar ungleich von der Weiseritz hinauff an einem Hügel angebauet, doch wegen der vielen Baum Gärten und des Wassers lebhafft und lustig, auch mit fruchtbaren Feldern und guter Gräserey versorget. Unten im Dorff, bey der grossen Hof-Mühle ist der Eingang in den berühmten Plauischen Grund,[2] welcher auf einem eigenen Bogen verdient beschrieben zu werden: Für eine Kuppe von denen ihn Ostwerts einschliessenden Felsen mag man den Thonberg hinter der Kirche halten, der meistentheils ietzt durch Felder genutzet wird, ehemahls aber mit Holtz bewachsen gewesen ist, und daher noch das Tännicht iezuweilen heisset. Oben drauf hat man eine schöne Landschafft nebst Dreßden vor Augen, und sieht auch den wie einen Sattel von der Natur formirten Keulenberg bey Königsbrück, auf der Meißnischen und Lausitzischen Grentze, gegen Mitternacht herfürragen. Unter dieser ziemlich jähen Höhe nun lieget das Plauische Gottes-Hauß mit dem Kirch-Hof auf einem Absatz des Hügels, der die Schul-Wohnung[3] mit anschliesset, und sich allgemach niederwerts [4] in den holen Weg des Dorffs sencket. Der gar geraume Pfarr-Hof stehet der Kirche gegen über, gleichfalls erhaben und uneben, wie die übrigen meisten Gebäude, und hat durch die milde Fundation des Stück Ackers auf dem Haynberge, so von dem sel. Hrn. Georg Marchen, Churfl. Sächs. Hof-Apothecker und Raths-Verwandten zu Dreßden herrühret, die zuvor geringe Haußhaltung a. 1649. mercklich verbessert und vermehrt bekommen,[4] zumahl, da die Befreyung des Pastoris, in Ansehung der Onerum, a. 1651, darauf erfolget.[5]

[5] Ich bleibe, nach dem kurtzen vorläuffigen Bericht von Plauen, ferner bloß bey den Kirchen-Geschichten dieses Orts, und gebe, so viel ich zur Zeit habe sammlen können. Der nahe und schon genennte Haneberg, zwischen unsrer Stadt und dem Dorff, dient zum Andencken des Heydenthums, welches unter den Bäumen sein Fest iederzeit gehabt, und darzu überall sich Plätze ausgesucht. Gleich wie uns hingegen der Zell-Weg, gleich dabey, in die alte Closter-Wirthschafft vor der Reformation zurücke führet, da man von Leubnitz her diese Straße nach der Nossenischen Gegend, und dem fürnehmen Stifft Alten-Zella, offt, und wohl selten leer, hat müssen wandern. Dazumahl stund unser Plauen unter einem andern Convent, der Aebtißin und St Claren-Nonnen zu Seuselitz: Als aber die Domina Agatha vor sich, und wegen ihrer Sammlunge a. 1329. das Hospital St. Materni zu Dreßden dem Rath und Gemeiner Stadt völlig abtrat, war bey solcher Ceßion insonderheit das Jus patronatus in Blawen mit begriffen, wie in Wecks Dreßdn. Chron. f. 190. sq. 196. sqq. 285. aufgezeichnet ist, sonst aber zur Gnüge bekannt, daß Plauen deßwegen noch biß ietzund unter E.H.E. Raths zu Dreßden Materni-Amt gehöret. Nach mehr als hundert Jahren hat man auf Seiten des Magistrats, als Collatoris, an einen neuen Kirchen-Bau dencken müssen, weil vermuthlich eine Hußitische Zerstörung die alte Capelle auch, wie andere Tempel im Lande, betroffen. Nach vollbrachtem Bau weihte der Meißnische Bischoff Dietrich (IV.) von Schönberg die renovirte Kirche mit 2. Altären a. 1467. gewöhnlicher massen ein, davon noch folgende Registratur in einem alten Plauischen Kirchen Buch vorhanden: Anno Domini, M°cccc° LXVII°, (1467.) XVII° mensis Martii, hæc Ecclesia [6] (Plaw) consecrata est, per reucrendum in Chro prem & Dominum dominum Theodoricum Schoneberg, Ep(iscopu)m Misnensem, in honore Sancti Michaelis Archangeli, & o(mn)ium Sanctorum Angelorum, Sancti Nicolai Episcopi, & Sanctæ Barbaræ Virginis, Summum Altare in honore Sanctorum Apostolorum, Petri, Pauli, Andreæ, & Sanctorum Martyrum Fabiani & Sebastiani. Hoc Altare[6] in honore Sanctissimæ Virginis Mariæ, Sancti Stephani prothomartyris, Vrbani Martyris & Ep(iscop)i, Sanctarum Virginum, Margarethæ, Ursulæ & sodalium ejus. Qvi omnib(us) hominibus Vtriusque sexus, Vere pœnitentibus & confessis, qui in cemiterio pro defunctis tria p(ate)r n(oster)r & totidem Aue Maria, coram Vnoqvoqve Altare, Unum p(ate)r n(oster)r devote profuderint, de O(mn)ipotentis Dei misericordia & beatorum Petri & Pauli Apostolorum ejus gavisi suffragiis XL. dies indularum (indulgentiarum) pro fidelium salute aiarum concessit & donavir. Et dedio (dedicatio) h[.] Ecclesiæ celebrabitur d(ome)nica proxima ante Michaelis.

Aus solchem ietzt zum ersten mahl abgedruckten Document[7] erscheinet, daß unsre Plauische Kirche einen 40tägigen Ablaß gehabt, dem H. Ertz-Engel Michael hauptsächlich gewiedmet gewesen, auch das Kirchweih-Fest hier vor diesem am nächsten Sonntag vor Michaelis gefeyert worden, von welcher Zeit man es hernach biß zum Ende des Kirchen-Jahres verschoben. Von Plauischen Plebanis ist mir keiner sonst bekannt, als der Würdige Herr Anthonius Krewl Pfarher zu Plawen, den man a. 1517. unter diejenigen eingeschrieben, für die in der Creutz-Kirche Messe gelesen werden solte. ex MS. Das Dorf Zitzschewig bey Kötzschenbroda hat denen Päbstischen Geistlichen schon 12. [7] Scheffel Korn jährlich schütten müssen: Von ihnen sind sie nach der Reformation‚ den Evangelischen Pastoribus als ein Erbstück mit zugefallen,[8] gleichwie auch die Kirche noch das sehr alte Geläute aus dem Pabstthum. besitzet. Eingepfarrt war dahın ehemahls nichts als das eigene Dorff Plauen, worinnen selber doch unsre Annen-Kirche die Hofe-Mühle mit der Schmiede beständig in Anspruch genommen hat: Aber a. 1670. ist Cunnersdorff mit dem Herren-Hofe von der Frauen-Kirche durch hohen Befehl weg- und nach Plauen gewiesen worden, und außer dem haben sich einige Häuser aus der Nachbarschafft, wider altes Herkommen, auch damit vereinigen wollen, welches Fürnehmen hingegen eine Uberschreitung der ordentlichen und richtigen Grentzen seyn würde. A. 1700. den 5. April legte man bey der fürgenommenen Erweiterung der Kirche den ersten Grund-Stein, und brachte das löbliche Werck bald glücklich zu Stande, so daß Plauen nun ein feines Gottes-Haus von aussen und von innen hat, da sonderlich noch ein zierlicher Altar a. 1735. durch eine Christliche Stifftung[9] hineingekommen. Allein es ist Zeit, auch die Evangelische Lehrer nach der Ordnung zu betrachten, welche hier entweder eine Zeitlang oder biß an ihr Ende den Samen Göttl. Worts ausgestreuet haben. Der Erste war

Johann Küchler,

zuvor auch erster Lutherischer Prediger zu S. Bartholom. vor Dreßden.[10] Er hatte zur Ehe Walpurgis, Jacob Vorhackens, eines Alt-Dreßdnischen Bürgers Tochter, die nach seinem Tode sich [8] zum andernmahl mit Michael Wallburgern, Bürger und Nagel-Schmiede zu Dreßden verheyrathete, und eine Mutter Tobiæ Wallburgers, Diac. zu St. Jacob in Freyberg und Ministerii Senioris worden. Ihm folgte a. 1546.

Nicklaus Fleischmann

nach, von dem in einem alten Kirchen Buch zu Plauen eine etwas unleserliche Nachricht eingeschrieben, iedoch daraus noch so viel zu sehen ist, daß er anno Domini 1570. den 8. Junii †. im 52. Jahr seines Alters, nachdem er 24. Jahr allhier sein Amt treulich verrichtet. Er liegt in der Kirche begraben,[11] und hat zum Successore seinen Sohn gehabt.

David Fleischmann, oder Sarcander,

zu Plauen a. 1546. gebohren, und der Gemeine zum Prediger[12] fürgestellt a. 1570. unterschrieb die Torgauischen Articul a. 1574. wurde aber eben in diesem Jahr, als ein in der Lehre verdächtiger Mann, abgesetzet, wiewohl er nicht lange dienstloß bliebe, sondern a. 1577. zum Pastorat zu Herwigsdorff in der Ober-Lausitz gelangte. Von dar zog er weiter nach Reichenau unter das Closter Marienthal a. 1591. den 18. Aug. wo er a. 1606, im 60ten Lebens Jahr †. Er hat einen Sohn, Johannem, hinterlassen, der gleichfalls Pfarr zu Reichenau von a. 1626. biß 1652. gewesen ist.[13]

Matthias HausOtter,

Ein guter Hirte, gieng zur rechten Thür in den Schaf-Stall ein,[14] da man Sarcanders Stimme zu Plauen nicht mehr kannte. Herr [9] Winckler schreibt l. c. von ihm: Inthronisatus est in Plawensi ecclesia d. 5. Nov. a. 1574. in pastorem etc. Er hat als ein treuer Lutheraner F. Conc.[UE 1] unterschrieben, und ist, wie in dem schon mehrmahls citirten Kirchen Buche stehet, a. 1593. dem 23. Oct. gegen Abend, zwischen 6. und 7. Uhr, selig in GOtt entschlaffen, nachdem er 19. Jahr die Seelen Sorge getragen, und sein Leben auf 50. Jahr gebracht. Man hat ihn den 26. Oct. vorne bey dem Altar ehrlich begraben.[15] Nach ihm ist im Kirchen-Buch eingezeichnet

Christoph Keuling,

mit folgender Nachricht: Am Tage Stephani, des Heil. Märterers,[16] den 26. Dec. des 1624. Jarß ist der Ehrwürdige und Wohlgelarte Herr C. K. (nachdeme Er 21. Jar[17] dieß orts vnwürdiger Pfarrer vnd Seelnsorger gewesen,) seliglich in GOtt verschieden, Abends zwischen 6. und 7. Uhr, seines Alters 54. Jahr, liegt neben der Hall kegen Hans Moisens Garten bey seinen zweyen Töchterlein begraben, weil er diesen Ort selbst begeret hat. Vivat in Deo.

M. Joh. Fridericus Ursinus

trat hierauff nach rechtmäßigem Beruff a. 1625. in das erledigte Amt ein, von dem wiederum im Plauischen Catologo gemeldet wird, daß er a. 1631. den 20. Dec. zu Mittage um 2. Uhr in Neu-Dreßden † auch deßwegen daselbst auf den Kirchhof zur L(ieben) F(rauen) am 26. Dec. die Stephani,[18] in Volckreicher Versammlung, mit einer Leichen-Predigt, die der Herr Superintendens D. Ægidius Strauch, ex Sap. III. v.I.sqq. gehalten, begraben worden, æt. a. 39. und im 7. Jahr seines zu Plauen geführten Amts. In den Trauungs- und Leichen-Büchern [10] Büchern der St. Annen Kirche lese ich, daß er a. 1621. den 1. Maj. bey uns mit Jungfer Elisabeth als Bräutigam vor dem Altar gestanden, woraus ich schliesse, daß er anderweit schon mit einem Kirchen Dienst versorget gewesen, ehe ihn Plauen zum Hirten bekommen: Ferner, daß ihm seine eheliche Hauß-Frau a. 1627. in der Sterblichkeit vorgegangen, und bey uns auch den 12. April ihre Ruhe-Stäte gefunden. Der Verlust eines jungen Predigers ward zu Plauen durch

M. Eberhard Lieblern

ersetzet, einen gebohrnen Dreßdner, Eliæ Lieblers, zuletzt Churfürstl. Rent-Secretarii Sohn. Doch stund dieser auch eine kurze Zeit hier im Amt, weil er an die Annen-Kirche nach des Pastoris daselbst , M. Bartholomæi Müllers a. 1637. erfolgten Ableben translociret wurde, daran er GOtt in die 13. Jahr diente, und a. 1649. den 3 Nov. den Weg alles Fleisches gieng, nur etwa 44. Jahr alt, mit Hinterlaßung einer Wittbe,[19] und unterschiedener Kinder, von denen der älteste Sohn, Elias Siegmund, nach ausgestandenen exilio,[20] a. 1667. zu Dreßden als Cammer-Schreiber †. Plauen sahe nach Abgang eines Dreßdners, wieder einen Dreßdner[21] im Priester-Schmuck erscheinen, nehmlich:

M. Fridericum Laurentium,

der auch aus einem alten Priester-Stamm entsprossen war. Denn er hatte den Churfürstl. Sächs. Hof Prediger M. Christophorum, zum Vater, den Dreßdn. Superint. D. Paulum, zum Groß- und Paulum, den Pfarr zu Oberwiera in der Schönburg. Herrschafft Waldenburg zum Elter-Vater: Zur Mutter hingegen Frau Elisabeth, M. Johannis Lucii, Diaconi zum H. Creutz, Tochter, des Diaconi [11] Christophori Enckelein, Fr. Susannen, M. Christophori Wurschelii, Superint. zu Glaucha, Tochter zur Groß- und Annam, M.Hieronymi Hübschmanns, Past. zu Windisch-Leuba, im Altenburgischen, Tochter zur Elter Mutter.[22] Sein Herr Vater empfand über des Sohns Beförderung in dem Dreßdnischen Weichbild eine große Freude, welche iedoch nicht lang währte, indem die grimmige Pest ihn schnell wegräumte, davon ich aus dem Plauischen Kirchen-Buch soviel anführen will, als ich gefunden habe. A. 1640. den 11. Oct. war der XIX. p. Trinit. gegen Abend umb 6. Uhr ist – Herr M. F. L. der 2½. Jhar dieses Orts Pfarrer gewesen, sel. im HErrn entschlaffen, seines Alters 30. Jhar und 7. Monden. Liegt neben seinem lieben Weibe, weil sie einander balde nachgefolget, an der Hinter-Kirch-Thür begraben. Vivat in Christo. Ihm succedirte wieder ein Dresdensis,

M. Michael Lembach,

der erstlich das Con-Rectorat an der Creutz-Schule vom 2. Febr. 1633. an verwaltet hat, wie in Egenolfi Programmat. p. 517. erzehlet wird. Im Monat Dec. a. 1640. bezog er die Plauische Pfarre, erlebte a. 1649. das Glück, so GOtt durch Herrn Marchen ihm und seinen Nachfolgern in der Haußhaltung zuwarff, (vid. p. 4.) u. † allhier a. 1676. den 12. Nov. alt, und Lebenssatt im 69. Jahr seiner Wallfahrt, und 36. des Ministerii an der Kirche. Sein Sohn,

Johann Gottfried Lembach,

zu Plauen a. 1647. den 15. Febr. gebohren, war nach absolvirten studiis auf der Creutz-Schule, und der Universität Wittenberg a. 1672. ihm bey abnehmenden Kräfften substituiret worden. A.1676. bekam er das völlige Amt, erhielt aber a. 1679. die Vocation nach Lockwitz, wo er nach 10 Jahren und 5. Monaten a. 1690. den 5. Mart. in der Helffte seiner Tage den Geist aufgab, nur 2½. Wochen über [12] 43. Jahr alt. Von ihm ist ein Tractat vorhanden, unter dem Titu, Historische Todes-Post etc. den der selige Hr. M. Hilscher zu Alt Dreßden vermehrter herausgegeben hat. v. Hrn. M. Gerbers jun. Alt. und N. von Lockwitz und Nickern, p. 27 sq.

Christoph Schmidt,

von Neustadt hinter Stolpen, erblickte das Licht der Welt a. 1632. den 24. Dec. Seine Eltern waren George Schmidt, Kramer und Gast-Wirth daselbst, und Anna, Hrn. Simon Marci, Bürgemeisters auch in Neustadt, Tochter. Zuerst berieff der Magistrat zu Dreßden ihn zum Lazareth-Pfarr und Pestilentiali, nachdem er aber solches Amt 8. Jahr besorget, an des jüngern Lembachs Stelle zum Pastorat in Plauen.[23] A. 1671. heyrathete er Zachariæ Riedels, eines Handelsmanns in Dreßden Tochter, Christinen, von der er doch keine Leibes-Erben gesehen. Nach langgeführten Wittwer-Stande † er a. 1707. den 20. Maj. im 75. Jahres seines Lebens. Sein bißheriger Substitute,

Herr Johann Georg Straube,

abermahls ein gebohrner Dreßdner, wurde nunmehr würcklicher Pastor, und blieb es biß 1729. da er bey der bekannten Veränderung an unserer Annen-Kirche das Pastorat zu Wolckenstein[24] davon trug, und deßwegen am Sonntag Invocavit zu Plauen seine Abzugs-Predigt hielte. Solchergestalt habe ich von niemanden weiter zu schreiben, als von dem lieben Mann, dem zum steten Ruhm und Andencken diese Bogen gedruckt werden. Es ist dieser der uns allen o unvermuthet aus den Augen, aber nicht aus den Hertzen gekommene

[13]
Herr M. Jonas Krumbholtz,

der die Plauische Prediger-Historie, ehe ich es gedacht, beschliessen muß. Neustadt, 1. Meile von Stolpen, hat ihn, wie den seligen Hrn. Schmidt, der Welt gegeben a. 1676. den 8. Nov. Seine geliebteste Eltern waren Hr. Jonas Krumbholtz, Bürgermeister und Hospital-Verwalter, und Frau Catharina, geb. Demischin, beyde aus Familien, die lange daselbst floriret, entsprossen. Er legte den Grund seiner Studien glücklich in der Schule seiner Vater-Stadt unter dem Rectore, Hrn. Christian Clodio, kam sodenn hieher auf die Creutz-Schule a. 1689. am 27. Octobr. und zwar in tertiam classem. Nachgehends besuchte er bey dem Wachsthum seiner Jahre und Verstandes auch das Zittauische Gymnasium, und ward in Classem secundam gesetzet. Von hier wandte er sich ferner nach Bautzen, und saß eine geraume Zeit zu den Füssen der beliebten Schul-Männer Hrn. Rectoris Rosenbergs und Con-Rectoris Grünewalds. Endlich lockte ihn der Ruff von dem fürtrefflichen Rectore, Hrn. Georgio Wendio, und Sub-Rectore Hrn. M. Gottfried Hoffmann, noch auf die Laubaner Schule, unter welchen beyden er sich in humanioribus vollends fest setzte, und zur Academischen Arbeit geschickt machte. A. 1693. zog er auf die Universität Wittenberg, und wurde unter dem Rectorat Hrn. D. Johann Deutschmanns den 31. Mart. zu einem cive Academico angenommen. A. 1694, den 26. April. erlangte er die Magıster-Würde, und legte in den folgenden Jahren ein paar öffentliche Proben seines Fleißes ab, indem er a. 1695. den 14. Febr. Præside M. Nicolao Panecio, Zittav. Lusato,[25] de necessitate Accentuationis Ebraicæ, und a. 1696. den 19. Febr. unter Hrn. Theodoro Dassovio[26][14] de rebus in Agris relictis Hebræorum veterum, ad illustranda varia Sacræ S. commata, disputirte. Nachdem er die Universität verlassen, reisete er zu seinem Hrn. Vetter, D. Christian Krumbholtzen nach Hamburg, verweilte bey demselben eine geraume Zeit, und, weil er in der Nähe war, sahe er sich auch auf der Universität Kiel um, und kam mit dem fürnehmen Theologo, Hrn. D. Johann Friedrich Mäyern, in Bekanntschafft. Von Hamburg gieng er zu Wasser nach Holland,[27] die Heim-Reise aber nahm er zu Lande über Bremen und Braunschweig für, und kam gesund wieder zu seinen Eltern nach Neustadt. Aus Verlangen, GOtt nunmehr in einem öffentlichen Amt zu dienen, begab er sich nach Dreßden, wo er auch seines Wunsches bald gewähret ward. Denn ein ordentlicher Beruff eröffnete ihm a. 1703. am 14. Jun. die Cantzel im Lazareth, und mit dieser sauren und gefährlichen Function vereinigte nach der Zeit ein allergnädigster Befehl die Seelen-Sorge über die Vestungs-Bau-Gefangene. Als Hr. M. Schwartze, Pastor zu St. Annen, aus Schwachheit die Amts-Last nicht mehr ertragen kunte, und ein H. E. Rath dahin bedacht seyn muste, solche ihm abzunehmen, wurde ihm Hr. M. Krumbholtz a. 1720. substituiret, that auch am 14. Jul.[28] als am VII. Sonntag nach Trinit. seine Anzugs-Predigt, und blieb des Hrn. Senioris und Emeriti Vicarius biß an sein Ende, welches a. 1728. den 17. Sept. endlich herbey nahete. Unser Annen-Pastorat überkam [15] im folgenden Jahr Hr. M. Gottfried Müller, bißheriger Pastor zu Wolckenstein, Hr. Straube von Plauen hingegen das Wolckensteinische, und Hr M. Krumbholtz das Plauische Pfarr-Amt, so er am Sonntag Reminiscere a. 1729. im Nahmen des HErrn antrat, und nach 8. Jahren auch hier metam laborum[29] gefunden hat.

A. 1722. den 13. Jan. verehligte er sich mit Jgf. Rahel Christianen, Hrn. Paul Andreæ Hoffmanns, Königl. Pohln. und Churfürstl Sächs. Accis-Inspectoris, wie auch Amtmanns zu Pulsnitz andern Jgfr. Tochter, büßte den a. 1725. erblickten Ehe-Segen, eine Tochter, mit der Fr. Mutter gleiches Nahmens, bald und nach wenigen Tagen wieder ein, spürte aber bey der ferner aussenbleibenden Kinder-Freude keinen Abgang anderer Göttlichen Wohlthaten, deren Genuß ihm die beständige Harmonie im Ehestande mercklich versüßte. Sein Ende war plötzlich: Am 27. Jun. dieses Jahrs kam er Abends von Plauen gesund nach Dreßden, in das uns wohlbekannte Fischersdorff, wo ihm GOtt vorlänst einen eigenen Heerd gegeben hatte. Am 28. sehr früh, (um IV. Uhr,) meldete sich sein alter Feind,[30] den er lange bey sich getragen, und das Hertz fühlte sich von Stund an durch denselben [16] so hefftig angegriffen, daß nach XI. Uhr vormittags das Leben auf einmahl, wie ein Weber-Faden abgerissen wurde.

Nun Er ist selig fürbey, die durch den Tod zerbrochene irrdische Hütte auch allbereit[31] der Fäulniß und Verwesung überlassen: Was können wir mehr thun, als daß wir sein Ende anschauen, von seiner Redlichkeit, Demuth und Gedult reden, der unverfälschten Freundschafft nicht vergessen, seinem Glauben nachfolgen, und nach dem, das droben ist, selber trachen?

Noch eins!
Ehe dem werthen Mann die rechte Grabschrifft gemacht wird,
mag inzwischen diese Adlocutio hier die Stelle vertreten:
KRUMBHOLZIUS
VITA
EXCESSIT
NULLUS DOLOR EST,
QUEM
NON ACERBITAS TEMPORIS
MINUAT
AC MOLLIAT.
_________________________________________________

  1. Den mehr Oerter führen, die von den Wenden ihren Ursprung haben. Er kömmt aber von Plawa, eine Flöße, crates lignorum her, gleichwie in Plauischer Nachbarschafft, Naußlitz, Nowoßlize, ein neues Dorff, Cotta, Cottow, oder Kotow, Keßelsdorff, (im Anhaltischen Köthen, Keßel-Stadt,) bedeutet etc.
  2. Horn hat am Ende des II. Th. seiner Hand-Bibl. von Sachs. p 249 sqq. eines Wahlens gründl. Nachricht vom Plauischen Grunde, und denen daselbst, wie auch in der Nähe, befindlichen ☉︎ ☾ und ♀ Ertzen etc. beygefüget Man trifft auch Nautilitas oder Cornua Hammonis darinnen an: das setze ich aus eigner Erfahrung darzu.
  3. Dem Schul-Dienst ist das Schreiber-Feld an Weiden-Graben als eine Besoldung zugeschlagen, A. 1578 am Pfingst-Montage zur Nacht kam ein sehr großes Ungewitter mit grausamen Donner und ungestümen Platz-Regen, daß der Acker mit den Früchten gantz verderbet wurde, weßwegen der damahls alte betagte Kirchner, Gallus Waldeck, bey Churf. Augusto um eine Gnade anhielt. Er unterschrieb sich im Supplic des Churfürstens armen, unterthänigsten, unwürdigen Gevatter.
  4. Der sel. Herr Fundator schreibt in dem ausgefertigten Instrument: Demnach er am 22. Oct. a. 1643. von Hanßen Lißbergern ein Viertel einer Hufen Landes von Haneberg an biß an die Straße — dem Hospital-Amt S. Materni zu Lehn gehörig, an sich erkaufft, daßelbe auch vollständıg bezahlt — nachmahls aber befunden, wie die Pfarr zu Plauen — ein schlechtes Einkommen hätte, und sich der Priester daselbst mit einem wenigen behelffen müste, Als hätte er bey sich beschloßen, weil der Allerhöchste aus seinem reichen milden Seegen ihm ein Stücklein Brodts in Gnaden zugeworffen, gedachte Kirche zu Plauen, und deroselben bestellten Evangelischen Priester zu seinem beßern Auskommen auch mit etwas zu bedencken etc. Wolte daher, aus sonderbahrer zu dem H. tt>Ministerio tragenden Affection — zu Beförderung des allein seligmachenden Wortes GOttes und unserer Evangel. Lutherischen Religion oberwehntes sein von Hanßen Lißbergern erkaufftes Stück- oder Viertel-Acker wit aller Freyheit und Gerechtigkeit — der Kirche zu Plauen, — durch eine Donation unter den Lebendigen Erb= und Eigenthümlich übergeben, geschencket — und verordnet haben, daß der Pfarrer sich solches Stück Ackers anmassen, denselben jährlich aufs beste — besaamen, bestellen, und die Früchte davon zu seinen und der Seinigen Unterhalt einsammlen, gebrauchen, und Niemand davor Red oder Antwort zu geben schuldig seyn solte etc. Dreßden am 27. Nov. 1649.
  5. Herr Marche lebte bey der Donation schon des guten Vertrauens und Hoffnung, es würde die Gemeinde zu Plauen entweder vor sich, ober doch zum wenigsten von der Kirche Vermögen dem Herrn Pfarrer diesen Acker der darauf hafftender Beschwehrungen halber befreien, und derselben benehmen, damit er sich der Nutzung, und darauf künfftig erwachsenden Früchte desto mehr zu erfreuen haben möchte etc. Daß solches fünff Vierthel-Jabr hernach würckl. geschehen, bezeuget folgendes kleine Document: Demnach Herr Georg Marche, des Raths etc. ein Stück Acker nach 8. Schffl. in der Plauischen Flor gelegen, dem Pfarrer daselbst zu Beßerung seiner Besoldung gewidmet und abgetretten, dasselbe aber mit etzlich. oneribus beschwehret, daß wenn der Pfarrer solche künfftig davon entrichten solte, Er dessen nicht viel geniessen möchte, Alß ist auff Rath und Guttachten des Hrn Superint. D. Ægidii Strauchens und E.E. Raths es dahin vermittelt worden, daß die Onera und auf dem Acker würcklich hafftende Gefälle, (ausser dem Viertel decem) auß der Kirche Einkommen von den Vorstehern oder Kirch-Vätern jährlich abgestattet, und also der Pfarr und seine künfftige Successores hiermit verschonet werden sollen. Urkundlich ist dieses von Ihnen unterschrieben etc. Act. Dreßden, den 13. Febr. 1651.
  6. Auf dem Rande steht: Altare minus & alterum.
  7. In meine Histor. der Frauen-Kirche habe ich f. 2. nur ein kleines Excerptum eingerücket.
  8. Diejenigen Zitzschewiger, so das Getraide zu liefern haben, kommen ☾ nach dem II Sonnt. p. Tr. Reg. nach Dreßden, und bezahlen vorietzo das Korn nach dem Marckt-Tax.
  9. Der ehemal. Hof.Müller in Plauen, Gottlob Gäbler, hatte 70. fl. darzu vermacht: Seine Erben aber nahmen nach seinem sel. Tode alle übrige Unkosten auf sich, daß er a. 1735. am Himmelfahrts-Fest von Herrn M. Krumbholtzen mit Freud und Dancksagung eingeweihet werden kunte.
  10. Er stehet weder in der Weckischen Chron noch in dem Plauischen Verzeichniß, hingegen in Tob. Wallburg. gedruckten Lebens-Lauff etc.
  11. Seine Wittbe Ursula hielt sich zu Dippoldiswalde auf, und lebte noch a. 1593.
  12. Weil. Herr Georg Winckler, Past. zu St. Annen vor Dreßden, nachgehends zu Stolpen, ein Scriptor coæbus, hat in seinen Addition. MStis zu dem bekannten Calendar. Historico Pauli Eberi, ihn ungescheuet per sim in eam parochiam autore Peucero intrusum genennet etc.
  13. Vid. Carpzos. Anal Zittas. P. III. f. 90. G. M. Verzeichn. Zitt. Pred. p. 28 Hausd. H. Eccles. Zittas. p. 551. sqq.
  14. v. not. 12.
  15. Sonst finde ich in einem Todten-Reg. der Annen-Kirche a. 1630. Matthaeum HaußOtter, Bürger und Lohgerber auf unsrer Gerber-Gemeine, angemerckt, der des Pastoris Sohn kan gewesen seyn. Wie denn B. Wincklerus l. c. den Plauischen Prediger auch Matthæum schreibet, der dafür zu Plauen, und bey der F(ormula) C(oncordiæ) Matthias heißt.
  16. Einer † an dem Tage, der andere, Ursinus, wird nach 7. Jahren an eben dem Tage begraben.
  17. Im Fall nicht zwischen HaußOttern und Keulingen ein Pastor fehlt, davon ich doch nirgends einige Spur gefunden, so muß man für 21. 31. lesen.
  18. Cons. not. 16.
  19. Elisabeth, Siegmund Hilligers, des Zeugmeisters, Tochter.
  20. Er war a. 1657. ins Fürstenthum Sagan gekommen, allda anfänglich ein Canzellist gewesen, nachmahls aber 2. Jahr Cammer-Expeditor, biß er wegen der Religion resigniren, und nach Sachsen a. 1665. sich zurück begeben müssen.
  21. Kaditz, wo Herr M. Fridericus L. gebohren worden, gehöret doch zur Dreßdnischen Nachbarschafft, zu geschweigen, daß Dreßden ihn von der ersten Kindheit an erzogen hat.
  22. Ich ehre den sel. Herrn M. Laurentium in seiner Grufft als den leiblichen Bruder von meiner Groß-Mutter, Frauen Magdalenen Sibyllen, Herrn M. Samuel Senffs, Past. zu Stolpen Ehe-Gattin, und werde seiner anch künfftig in einer andern Schrifft weitläuffriger gedencken.
  23. M. Abraham Zincke, des Dreßdn. Bürgermeist. Herrn Paul Zinckens Sohn, auch unter den Vorfahren eıner von meinen Lieben und Freunden‚ solte nach Plauen gehen, und die Schafe und Lämmer allda weiden: Allein er erwehlte dafür das Lazareth, und trat Herrn Schmieden gutwillig dieses Land-Pastorat ab.
  24. Von hier ist er bald hernach weiter hinauf nach Schwartzenberg befördert worden.
  25. Dieser war Böhmischer Ankunfft und Geblütes, und ist, so viel ich weiß, in Ungarn employret worden.
  26. Der Name war dem sel. Herrn M. Krumbholtz allzeit wie ein edel Räuchwerck aus der Apothecken, wegen der vielen Wohlthaten, die er bey ihm genossen.
  27. Außer Amsterdam und denen andern Handels-Städten, wo er der Alten Tyrus und Sidon in Gedancken sich fürstellte, freute er sich auch die beyden herrlichen Musen-Sitze, Leiden und Franecker zu perlustriren.
  28. Nach 17. Jahren wird dem sel. Herrn M. Krumbholtz an eben diesem Tage von unserm Hochwürd. Herrn D. Löscher die Leichen-Predigt zu Plauen ex Phil. I. 23. fato miro gehalten.
  29. Zu Rückersdorff bey Stolpen ist die erste Predigt von ihm, als noch einem Bautzischen Scholar, memoriam & παῥῥήσίαν zu erkennen, abgelegt worden. Predigen hat ihm hernach offt den Leib müde gemacht, fürnehmlich, da er bey der Arbeit zu St. Annen, dafür ein geringer Lohn fiel, auch den Bau beybehielt. Seinen Nahmen hinterläßt er überdiß auff 2. Schrifften, dem Sacerdotio Hebraico, Dresd. 8v. (v. N. Liter. German. 1707. p. 283.) und dem kurtzen Unterricht von der Christlichen Lehre, wie Christus das eintzige Versöhn-Opffer sey etc. Pirna, 1715. 8v. die er als V. u. L. P. herausgegeben.
  30. Wir erinnern uns noch, was ihm am H. Christ-Tage 1720. auf der Cantzel zu St. Annen wiederfuhr, da er, ehe ihm die Zunge von der Schwachheit gebunden wurde, kläglich seuffzete: Die Angst seines Hertzens wäre groß etc.
  31. Am 1. Jul. ward der sel. Herr Pastor in seiner Kirche zu Plauen vor dem neuen Altar begraben. Also liegt nunmehr ein Jonas bey einem alten treuen Matthia. (v. p. 9.)

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Formula Concordiæ (Konkordienformel)