Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Noten“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 262263
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Noten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 262–263. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Noten (Version vom 05.09.2021)

[262] Noten (v. lat. nota, „Zeichen“), konventionelle Zeichen für die musikalischen Töne. Das Wort nota im Sinn von N. gebrauchte schon Fabius Quintilian (2. Jahrh. n. Chr.); Boethius (um 500) bezeichnet damit die griechische Notenschrift; später ging der Name auf die Neumenschrift (nota romana) und nach Erfindung der Linien auf die Choralnote und Mensuralnote über (vgl. die Spezialartikel). Es ist besonders zweierlei, was die N. auszudrücken haben: die Tonhöhe und die Dauer des Tons. Steigen und Fallen des Tons wird in unsrer heutigen Notenschrift ausgedrückt durch höher u. tiefer gestellte Punkte (Notenköpfe), deren Abstände durch Linien und Hilfslinien geregelt sind; die absolute Tonhöhenbedeutung bestimmen die Schlüssel, in die Linien eingezeichnete Buchstaben (F, C und G, s. Buchstabentonschrift und Schlüssel). Jeder Ton hat noch heute einen Buchstabennamen wie in alter Zeit, und wenn auch bei den romanischen Völkern die Benennung der Töne mit den Solmisationssilben Ut (Do), Re, Mi, Fa, Sol, La (Si) die Buchstabennamen verdrängt hat, so ist doch auch bei ihnen in den Schlüsseln ein Rest der Buchstabentonschrift erhalten. Das System der N. und Schlüssel ist auf S. 263 übersichtlich zusammengestellt.

Weitere Abstufungen der Tonhöhe werden durch ♯, ♭, ×, ♭♭, ♮ bei diesen N. gewonnen (s. Versetzungszeichen, Erhöhung, Erniedrigung und Auflösungszeichen). Die rhythmischen Wertzeichen (Tondauerzeichen) sind in übersichtlicher Zusammenstellung:

  Punktierte Noten: Zwei­teilung: Schlichte Triolen:  
  Brevis (Doppeltaktnote):  
   
Doppelt punktiert: Ganze Taktnoten: Synkopen:
Halbe Taktnoten:
Viertel:
Achtel:
Sechzehntel:   Zweiunddreißigstel:

Der leichtern Übersicht der rhythmischen Verhältnisse der Töne dienen die Taktstriche sowie die Taktvorzeichnung (s. d.); die absolute Dauer der Töne wird durch Metronombestimmungen (s. Taktmesser) oder durch Tempobezeichnung in Worten (s. Tempo) gegeben. Eine Reihe andrer Bezeichnungen durch Worte und Zeichen ( , , …, etc.) bestimmt weitere Nüancen des Vortrags (s. Vortragszeichen). Ein Überrest der alten Neumenschrift sind die Zeichen der Verzierungen (s. d.).

[263]

Übersicht der Noten und Schlüssel und ihrer Bezeichnung.

Obwohl unser jetziges Notensystem allen billigen Anforderungen genügt, so unterblieben doch auch nicht vielfache Versuche, die Tonschrift womöglich noch mehr zu vereinfachen. Rousseau schlug vor, an Stelle der Buchstabennamen die Ziffern 1–7 zu setzen, die Oktaveneinteilungen durch Punkte über oder unter der Ziffer kenntlich zu machen, die Dauer der Töne aber durch Kommas und Querstriche, endlich die Pausen durch eine Null mit Angabe der Takte durch Zahlen zu bezeichnen, welche Notierungsart allerdings für die Transposition manche Vorteile bietet. M. A. Gebhard regte die Idee an, die Versetzungszeichen aus der Tonschrift zu verbannen. Er schlägt zu diesem Zweck ein achtzeiliges Liniensystem (Tongradsystem) vor; die Darstellung der geraden Takteinteilung entspricht bei ihm der allgemein üblichen, die ungerade wird durch Dreiecke ausgedrückt. Auch Eman. Gambale sowie v. Heeringen versuchten es im Anschluß an Gebhard noch einmal, die Versetzungszeichen aus der Musik hinauszudrängen. Ersterer gab in seiner Schrift „Die musikalische Reform“ (a. d. Ital., Leipz. 1841) jedem Halbton einen besondern Namen, empfahl die Benutzung nur dreier Linien, denen je nach Bedürfnis drei hinzugefügt werden können, und umging die Vorzeichnungen dadurch, daß er sich weißer und schwarzer N. bedient, wodurch selbstverständlich die Taktbezeichnung wieder neuer Signa bedurfte, welche weder die Deutlichkeit noch die Bequemlichkeit förderten; v. Heeringen schloß sich im allgemeinen an Gambale an, nahm aber die weißen N. für die Töne der Untertasten des Klaviers, die schwarzen für die Töne der Obertasten. Eine praktische Verwertung haben alle diese und noch andre Versuche und Vorschläge (von Vincent, Tuma, Decher u. a., vgl. Chroma) nicht gefunden und daher auch keinen Einfluß auf die Weiterentwickelung unsrer Tonschrift geübt. Vgl. Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Leipz. 1878).