MKL1888:Mensurālnotenschrift
[483] Mensurālnotenschrift, die ungefähr zu Anfang des 12. Jahrh. erfundenen Noten von bestimmbarer Zeitdauer (mensurabilis = meßbar) im Gegensatz zu den Noten der musica plana (s. Choralnote). Die M. wurde nötig, als man anfing, dem Cantus firmus (Tenor) des Gregorianischen Gesanges eine zweite Stimme gegenüberzustellen (Discantus). Die bis Ende des 13. Jahrh. allein zur Anwendung kommenden Notenwerte der M. waren: die Longa , Brevis und Semibrevis sowie die Duplex Longa oder Maxima . Erst gegen 1300 kamen die kleinern Werte der Minima und Semiminima auf. Zu Anfang des 15. Jahrh. führte man statt dieser schwarzen die weißen Noten ein und behielt die Schwärzung nur für die kleinsten Notenwerte, für die größern aber nur zur Anzeige besonderer Mensuralverhältnisse bei. Die Zeichen erhielten daher nun die Gestalt: Maxima , Longa , Brevis , Semibrevis (unsre ganze Taktnote) , Minima (die Halbe) , Semiminima (das Viertel) oder , Fusa (das Achtel) oder , Semifusa (das Sechzehntel) oder . Wie die Notenzeichen von der Semiminima an, waren auch die Pausezeichen von der Fusa abwärts eine Zeitlang schwankend, nämlich oder (Achtel), oder (Sechzehntel), bis endlich hier wie dort die in zweiter Linie gegebenen Zeichen alleinherrschend wurden. Vgl. Ligatur. Die heute übliche Rundung der Notenzeichen war in der gewöhnlichen Schrift schon im 16. Jahrh. üblich (nur nicht bei den Kalligraphen), wurde aber, abgesehen von dem vereinzelten Versuch des Carpentras (1532), im Druck erst gegen 1700 eingeführt. Vgl. H. Bellermann, Die Mensuralnoten u. Taktzeichen im 15. und 16. Jahrhundert (Berl. 1858); Jacobsthal, Die Mensuralnoten im 12. und 13. Jahrhundert (das. 1871); Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Leipz. 1878); Derselbe, Musiklexikon (3. Aufl., das. 1887).