Land und Leute/Nr. 15. und 19. Auf rother Erde

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Autor: unbekannt
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Titel: Auf rother Erde
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aus: Die Gartenlaube, Heft 32, 51, S. 501–504, 804–807
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1864
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Reisebericht aus der Artikelserie Land und Leute, Nr. 15 und 19
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[501]

Taufe  Westphälisches Bauernleben. In der Jugend
Achter dem Fenster. Hochzeitszug. Der Hochzeitbitter.
Originalzeichnung von Otto Günther.

[502]
Land und Leute.
Nr. 15. Auf rother Erde.
I.
Mit Abbildung.
Der verrufene Strich. – Das erschlossene Westphalenland. – Die grünen Eichenkamps. – Das altsassische Haus. Die Kindelbeer. – „Paßter und Kanter“. – Das Gevatterkleid. – Hans und Grete. – Die geplünderte Speisekammer als Liebesbarometer. – Der bestochene Spitz. – Hinter dem Fenster. – Der Hochzeitbitter. – Die Mindener Bauerntracht. – Der Trauungszug. – Die Hochzeit mit Böllerschüssen und dreitägigem Schmause.


– Westphalen! Du verrufner Strich,
Land meiner Väter – –  

Jäger, Naturforscher und Handwerksbursche sind jetzt noch die einzigen deutschen Menschen, welche auch abseits von Heerstraßen und Eisenbahnen ihre Wege suchen und zu den Leuten kommen, die hinter den Bergen wohnen. Jäger und Handwerksbursche erzählen wohl am Gasttisch und in der Herberge von den unbekannten Thälern, in die sie vorgedrungen, und von den Sitten der Bewohner, deren Heimath vom großen Verkehrsstrom nicht bespült wird; aber ihre Erzählungen verrauschen mit den Abendstunden, die sie ausfüllten. Und dem Naturforscher ist gewiß der Stein in der Schlucht und das Kraut im Wald wichtiger, als der Mensch auf dem Feld und in seiner einfachen Behausung. So ist’s denn möglich geworden, daß wir im lieben deutschen Vaterlande selbst noch „unbekannte Länder“ haben, die für den Forscher der Volkssitten und für den Künstler, der neue Landschaften und neue Staffagen sucht, zu Entdeckungsreisen einladen.

Die Gartenlaube hat schon manchen dieser stillen Winkel, manche verborgene Schönheit der Natur und des Volkslebens an das Licht gezogen, und sie wird es sich zu einer ihrer Aufgaben machen, in diesem Bestreben fortzufahren. Nicht blos unsere großen Gebirge, auch unsere weiten Ebenen verbergen noch viele unbekannte Kleinode, die von ihrer nächsten Umgebung kaum gewürdigt werden. Sie dem deutschen Volke als neuerworbene Schätze darzubringen, ist eine erfreuliche Arbeit, denn wir können nicht Liebes und Gutes genug von unserem Vaterlande kennen lernen, um es immer höher und heiliger zu halten.

Heute lassen wir uns von kundiger, warmer Hand in die Heimath unseres Freiligrath führen, die, trotz der lauten Verherrlichung, die ihr durch diesen ihren größten Dichter geworden, dennoch für das deutsche Volk noch gar manchen verborgenen Schmuck des Landes und des deutschen Herzens bewahrt.

Als im Jahre 1847 der erste Eisenbahnzug durch die Porta Westphalica flog und innehielt inmitten der stromdurchschnittcnen Gebirgsmassen, wo der eine Theil schroff aufsteigende kahle Felsen zeigt, der andere des herrlichsten Waldes üppige Vegetation bietet, – da standen die Reisenden entzückt, bezaubert da! – da flog ihr Blick staunend hinauf zur Höhe der Felswand des Jakobsberges, da schweifte ihr Auge bewundernd zu den Laubmassen der Margarethenklus, deren Gipfel mit der alten Wittekindskapelle gekrönt ist, und mancher Mund fragte: „Das ist Westphalen? Dies ist die rothe Erde? Dies das verrufene Nebelland?“

Ja, das ist Westphalen, wo tausend Reize sich schwesterlich die Hand reichen, wo die Natur in überraschendster Weise das Rauhe mit dem Zarten, das Wilde mit dem Lieblichen vereint! Jetzt weiß man’s lange, welch reiches, schönes und gesegnetes Land das Land der rothen Erde ist. Das Erwachen der Welt für Westphalen fiel mit dem Erwachen der deutschen Freiheit zusammen. Alle die Reisenden, die jetzt mit der Eisenbahn schlafend von Köln oder aus Berlins Sandebenen kommen, sie lassen sich wecken, ermuntern sich, wenn’s heißt: „Auf rother Erde!“

Doch nicht durch jenen Landstrich der rothen Erde allein, der sich von Köln über Essen, Dortmund, Bielefeld und Minden erstreckt, führt die Eisenbahn, Schienenlinien durchschneiden in netzartigen Geweben nun den größten Theil jenes einst so unbekannten Landes. Nur der rothen Erde sagenreiches Hochland, das wild zerklüftete Sauerland, wehrt noch an vielen Stellen mit seinen starren Felskolossen dem Alles nivellirenden Dampfroß den Zutritt. Dort, im wildromantischen Hönnethal, wo in engen Felsschluchten die Eisenhämmer pochen und Hochöfen ihre leuchtenden Flammensäulen über die Fels- und Tannenspitzen hinauf zum Himmel senden, da geben schmale Wege nur Raum für bescheidene Fuhrwerke. Und was würden doch diese wilden Schluchten mit ihren Tropfsteinhöhlen, ihren wohlerhaltenen und zerfallenen Burgen und mit ihrem urthümlichen Volksleben dem reiselustigen Fremden Alles bieten! Denn in jenem Hochland Westphalens, wie in den baumlos öden Haiden, sind des alten Landes starre Sitten und Gebräuche mit nur kleinen Unterschieden noch dieselben, wie vor Jahrhunderten; ebenso ist dies selbst in den lachenden Ebenen und den bebauten Bergen des Teutoburger Waldes und der Mindenschen Kette, wohin die Civilisation schon längst ihren Fuß gesetzt. Die [503] eisernen Schienen sind dort eisernen Menschen begegnet, die fest an ihren Ansichten hingen, fest wie die stämmigen Eichen in ihren Wäldern blieben.

Der Bauer bestellt noch sein Feld, sein Weib das Haus, wie ehemals, und auch „dä Lüttgen“, die Kinder, lassen sich von den Wolkenbergen des Dampfrosses nicht verleiten, ihr Glück anderswo, als auf dem heimathlichen Boden ihrer rothen Erde, zu suchen. Mehr oder minder hängt jeder Westphale treu an seinem Geburtslande, und wo er auch ist, ihn zieht’s zurück in den grünen Kamp seiner Eichen, in die schattigen Haine seiner Buchen – den Aristokraten, wenn er die Welt durchstreift, den Bauer, wenn er’s in der Fremde versucht hat! Jene meinen: „Es giebt nur in Westphalen einen schönen Edelsitz;“ diese denken: „Nur Westphalen hat solche Bauernhöfe!“

Den Bauern lockt die Fremde noch weniger, als den Edelmann. Ruhig sah der im Stromthal lebende Hofbesitzer oder der Heuerling (Tagelöhner des Bauern), welcher sich am Ufer der Weser seinen Kotten (Hütte) erbaut, die überfüllten Dampfboote an sich vorüberziehen, die einst Tausende von auswandernden Hessen gen Bremen trugen, wo sie sich mit goldenen Illusionen nach Amerika einschifften. Bedächtig wiegte der westphälische Bauer das Haupt hin und her ob des „Amärikafievers“ und trat, kopfschüttelnd über das Risico, unter das Laubdach seiner alten Linden, das den stattlichen Hof des Reichen, wie den bescheidenen Kotten des Heuerlings beschattet.

Bei Arm und Reich ist die Bauart der Häuser ziemlich gleich, Lehmwand und Halmendach fast überall, nur daß der Hofbesitzer mehr Gebäude aufführt, als der arme Tagelöhner auf seinem Grund und Boden errichten kann. Bäume, einen Weiher, hat der kleinste Kotten; ein Buchenhag, eine Weißdornhecke umzäunt auch sein geringes Gebiet. Ebenso ist in der Erziehung, in der ganzen Lebensweise, selbst im Lebenslauf zwischen Arm und Reich wenig Unterschied. Der reiche Bauer arbeitet nicht minder fleißig, als der arme, nur daß Noth und Sorge um’s liebe Leben ihm nicht die Arbeit erschweren. Wo der reiche Bauer sie aber beim armen sieht, sucht er ihr abzuhelfen, soweit er kann. Wird auf dem Hof des reichen Bauern oder in der niedrigen Lehmhütte des armen ein Sohn geboren, so ist die Freude der Eltern immer reiner und auch größer, als wenn ein Mädchen das Licht der Welt erblickt. Ist ein Erbe des Reichthums oder der Armuth da, dann kann ein Mädchen schon allenfalls ruhiger in’s irdische Dasein treten. Beruhigt blickt auch dann die Hof- oder Hausmutter auf ihre Schaar Gänse, oder das eine auch beim kleinsten Kotten nicht fehlende Ziegenpaar, denn mit der Geburt einer Tochter hat Reich und Arm für diesen Theil seines Viehbestandes eine „Hüterin“ gewonnen.

Die Taufe der Kinder, „Kindelbeer“ genannt, ist bei Arm und Reich ein Fest. Da wird die Tenne, jener Raum des Hauses, welcher der größte ist, wo gedroschen wird, wo die Küche ist und bei wärmerer Jahreszeit Alles wohnt und lebt, mit Sand gestreut, mit Tannenzweigen besteckt. In der einzigen Wohnstube, die jedes Haus hat, werden Pathen und Gevattern, der Geistliche und der Cantor mit Kaffee bewirthet, mit Kuchen und Wecken (Semmeln) tractirt, und selbst der Luxus des Zuckers fehlt nicht. Leider ist’s Zuckerkand, brauner und weißer, oft so hart, daß er seine Schuldigkeit „zu schmelzen“ erst dann erfüllt, wenn aus der mächtigen Kanne zum sechsten Male sich ein glühend schwarzer Lavastrom über seine starren Zacken ergossen hat.

Der Geistliche „dä Paßter“, wie man ihn nennt, darf bei einer Kindelbeer ebensowenig fehlen, wie bei jeder andern Döhnte (Fest), und fehlt auch nicht. Eine Kindelbeer ist gleich einträglich für ihn, wie für Eltern, Kind und Hebamme. Die Pathen müssen mit offenen Händen kommen und thun’s auch bereitwillig, denn es ist eine Art Ehrensache bei den Bauern, „Gevatter“ zu sein. Sie haben denn nicht allein dem „Paßter“, dem „Kanter“ und der Hebamme einen Thaler zu reichen, sie sind auch verpflichtet, der Mutter ein Geschenk an Geld zu machen und selbst dem Täufling mindestens einen Thaler in das Wickelbettchen zu stecken. Der einigermaßen begüterte Bauer wird aber immer für sein Pathchen ein Goldstück übrig haben, und der Meier oder Hofbesitzer giebt nicht allein dem Kinde an dem Tage, wo er’s über die Taufe hält, solch Geschenk an Geld – er sorgt auch ferner fort und fort für dasselbe und läßt namentlich ein Kind armer Leute nie vergessen, daß seine Hand es einst gehalten.

Eins ist aber dem Reichsten unangenehm, jene im Mindenschen herrschende Sitte, daß derjenige, in dessen Arme der Täufling zuerst schreit, verpflichtet ist, ein Kleid zu schenken, denn derselbe ist zugleich dem Witz, dem Necken, dem Spott der andern Kindtaufsgäste während der Dauer des ganzen Festtages überliefert.

Die klugen Pathen und vorsichtigen Gäste stellen sich daher möglichst gut mit der Hebamme, um den Täufling noch in dem Stadium innerer und äußerer Befriedigung zu erhalten, wo kein Aufschrei zu riskiren ist. Selbst Pastor und Cantor verschmähen nicht, durch gnädig Wort sich bei jener wichtigen Person des Dorfes zu insinuiren. Wer’s aber versäumt, der auf ihr Amt so stolzen Alten Beweise seiner Hochachtung zu geben, der ist sicherlich bei nächster Kindelbeer der „Geprellte“. Die in Kinderbehandlung Erfahrne wird nämlich den kleinen Weltbürger heimlich dann durch einen Stoß oder Druck zum Schreien bringen, wenn der an die Reihe kommt, dem sie die Kleidausgabe zugedacht hat.

Kann der Täufling auf eigenen Füßen stehen und fest genug gehen, daß er nicht mehr Gefahr läuft, im Weiher des Hofes, respective „Entenpfütze“ zu ertrinken, so giebt man dem Kinde einen Stab in die Hand, oft doppelt so groß, wie das kleine Wesen selbst, und vertraut ihm Gänse, Schweine, selbst Kühe zum Hüten an.

Bis die Kinder im siebenten oder achten Jahre dem Dorfcantor zur geistigen Ausbildung unterstellt werden, bringen sie ihre Zeit auf den Weiden hin, später – ist’s ihre Erholung in den Freistunden. – Die kleinen Mädchen geben bei Ausübung ihrer Funktion, die Gänse zu hüten, oft das reizendste Genrebild ab. Da sitzen sie meist ehrbar am Abhang eines grünen Rains, gelehnt an den weißen Stamm einer schlanken Birke, oder neben knorriger Weide, eine Bilderfibel in den Händen, und während die Gänse schnatternd zu ihren Füßen grasen, schauen sie aufmerksam in eine neue kleine Welt – die der Kunst, welche sich ihnen durch solch Buch allein öffnet.

Ein alter Schäfer ist mitunter so freundlich, im Vorüberkommen diesen lieblichen blauäugigen Kleinen mit den Schätzen seines Wissens und seiner Erfahrung zu Hülfe zu kommen. Beides ist nicht groß, denn selten ist er über die Hürden seiner Schafe und Wiesen hinausgekommen, und meist ist sein einziger Freund sein treuer Spitz. Er hat aber viel im großen Buche der Natur gelesen, und Wolken, Luft und Winde haben ihm mehr zugeflüstert, als Andern. So weiß er denn dem aufhorchenden Kinde gar mancherlei zu erzählen, und während er den kleinen Geist in die großen Wunder der weiten Gottesschöpfung einführt, bellt sein Spitz die unterhalb des Rains in friedlicher Ruhe grasenden Gänse so lange an, bis sie endlich flügelschlagend und zischend Opposition gegen den Lärm bilden und durch diese kampfbereite Stellung den Angreifer in die Flucht treiben.

Weniger poetische Bilder bieten die hütenden Knaben. Sie liegen oft, nichts weniger als graziös, inmitten der ihnen anvertrauten Schweine, und ein Hauptzweig ihrer Unterhaltung bei der geistig durchaus nicht anregenden Beschäftigung besteht darin, die Pelzmütze, welche bestimmt ist, ihren genialen Flachskopf zu bedecken, und Sommer wie Winter getragen wird, auf den Fußspitzen zu balanciren. Doch selbst da wird ein vorübergehender Wanderer oft stehen bleiben, sowohl um in’s frische fröhliche Gesicht der kräftigen Knaben zu schauen, als die Staffage zu betrachten. In’s tiefe Dunkel der Eichenwälder treiben nämlich die Knaben ihre Thiere, werfen sich da spielend in’s hohe Gras, und gewähren so ein um so lebendigeres Bild des Aufblühens jenes urkräftigen, gesunden, starken Menschenschlags, der zu den kernigen Eigenthümlichkeiten des Landes der rothen Erde gehört. Im Walde, auf den alten Bäumen, da lernt auch der Dorfknabe das Klettern und Springen, das ihm später, wenn im Jünglingsherzen sich die Liebe regt, oft so gut zu Statten kommt. Sinkt dann die Sonne hinter den grünen Eichenkamp, so zieht der junge Bauer rasch aus dem offenen Brunnen im Hofe einen Eimer Wasser empor, steckt Kopf und Hände hinein, legt frische Wäsche, ein sauberes Camisol an, oder – ist’s Lieb besonders fein, wählt er wohl den langen Rock von weißen Linnen, seinen Sonntagsstaat – und, befreit von des Tages Staub und Hitze, eilt er über Feld und Wiese zu dem Gehöft, wo er unter den dunkeln Linden helle Augen weiß, die sehnsuchtsvoll nach ihm schauen. Will das Glück und Schicksal ihm wohl, so empfängt seines Mädchens Vater [504] ihn schmunzelnd am Gitterthor, schüttelt ihm die Hand und zieht ihn zur alten Bank unter die Linden, ruft Weib und Tochter vom Heerde, und – Hans und Grete gelten fortan für ein sicheres Paar.

Vielen wird’s aber nicht so gut! Will auch die Grete dem Hans wohl – so nicht immer ihr Vater, und oft auch lauert ein von den Eltern begünstigter Nebenbuhler im Hinterhalt. Seltsamer Weise schließen sich die Hunde des Hofes stets den Sympathien und Antipathien ihres Herrn an, und der Bauer kann sich in dieser Hinsicht auf die Thiere verlassen. Will daher ein von Schicksal und Glück nicht begünstigter Liebender dem Mißgeschick doch noch Liebesblüthen entlocken, so sucht er erst die Freundschaft jener bösen Hunde zu gewinnen, die den Schatz bewachen, den er dem Hofe entreißen möchte.

Fehlt der sparsamen Hausmutter daher bald eine Wurst, bald ein Stück Fleisch, so spricht sie sinnend zu ihrem Alten: „Du, usere Hannes gaiht uf dä Freite, aberst dä Olle is ihm nach misgünstig.“[1]

Die Diebstähle in der Speisekammer sind den Dorfmüttern nicht allein ebenso sichere Liebesanzeichen, wie Stadtmüttern vorkommende Zerstreutheiten, dauernde Appetitlosigkeit ihrer Kinder und dergleichen ungewöhnliche Dinge, – die erfahrene Dorfalte weiß auch nach den fehlenden Würsten die Erfolge ihres Lieblings zu berechnen. Immer helfen Fleisch und Würste aber nicht, den aufrührerischen Geist eines Hundes zu beschwichtigen. Wochenlang gefüttert und genudelt, wird er von regem Pflichtgefühl dann oft gerade zum verrätherischen Bellen angetrieben, wenn der Geliebte glücklich und ungefährdet „achter (hinter) dem Fenster“ seiner Auserwählten steht.

Der Vater des Mädchens und der eifersüchtige zweite Bewerber, die das stete Sattsein der sonst hungrigen Hunde und deren sich steigernder wählerischer Geschmack auf die richtige Fährte gebracht und die nun dem auflauern, der die treuen Wächter besticht – diese Feinde der glücklichen Liebe dringen denn beim ersten Anschlagen der Hunde, mit Knitteln bewaffnet, auf den Bevorzugten ein, und es beginnt da nicht selten ein blutiger Kampf von größerer Machtentfaltung, denn jedes also vom Vater nicht begünstigte Liebespaar findet seine Anhänger und Beschützer in den jungen Burschen des Dorfes. Diese liegen oft schon, mit Heu- und Mistgabeln bewehrt, hinter der Hagedornhecke, ehe der Geliebte über den Lattenzaun steigt, um das bewußte kleine Fenster zu erreichen. Ereilt nun väterlicher Zorn oder die wuthentbrannte Eifersucht den Glücklichen, so springt das kleine Vertheidigungsheer herbei, die Heugabeln errichten eine Palissade vor dem Bedrängten, und giebt der Bauer nicht gutwillig den ehrenhaftesten Rückzug für die Feinde frei, indem er höflich das verschlossene Thor keines Hofes öffnet, – so bringen ihn gut angebrachte Stiche und derbe Schläge oft nicht allein dazu – sondern auch „zur Einwilligung“ und den anderen Bewerber „zum Entsagen“. Läßt ein alter Eisenkopf sich aber eher auf eigenem Grund und Boden maltraitiren, als daß er nachgiebt, dann bricht für’s Liebespaar stets eine böse Zeit an. Die Grete muß auf dem Heuboden schlafen, dessen Luke der gestrenge Vater vernagelt, und – aus ist’s mit den Küssen durch das Fenster! Die wahre Liebe findet aber auch da einen Ausweg. Hans war nicht umsonst Jahre lang im Walde Gefährte des Eichhörnchens. Er klettert über die wackligsten alten Holzschuppen, über halbzerfallene Strohdächer, bis an die vernagelte Luke, und gelingt es ihm, die im ersten festen Schlaf liegende Geliebte durch leises Pochen zu erwecken, so findet sich immer eine Ritze oder ein barmherziges Astloch, durch welche die Liebesworte und Schwüre von Ohr zu Ohr dringen können.

Kommt’s endlich zur Hochzeit, können „Paßter und Küster“ von bevorstehender Trauung benachrichtigt werden, so erwartet Jung und Alt voll Freude den Hochzeitsbitter. Im höchsten Staat, Brust und Hut mit mächtigem Strauße geziert, einen blumen- und bänderbehangenen Stab in der Hand, tritt ein junger Bauerbursche, gefolgt von vier bis sechs Brautjungfern, die Körbe tragen, die Runde durch Höfe und Dörfer an und bringt Verwandten und Bekannten die Kunde vom nahen Fest und „Klein und Groß“ die Einladung zur Hochzeit. Diese Einladung geschieht in Versen, und hat der Cantor nicht seine ebnende Hand an die Reime gelegt, so sind sie meist holprig, wie die Hohlwege der Dörfer.

Am Morgen des festlichen Tages läuft der Küster, oft schon bei Tagesanbruch, im blauen langschößigen Frack in die kleine Dorfkirche, um nachzusehen, ob Blumen und Kränze, mit denen er sie geschmückt, in bester Ordnung sind. Die Brautjungfern aber eilen zur Braut und schmücken sie, so schön sie können.

Die Landestracht um Minden ist eine der reizendsten, die es giebt: ein leuchtend rother, mit Band umsäumter Wollrock, schwarzes Tuchmieder, von silbernen Spangen gehalten, ein Hemd vom feinsten weißen Leinen, das oben am Halse schließt und in weiten Aermeln bis zu den Handgelenken herabfällt. Die goldene Brautkrone hat einen Schleier von Bändern, und den Hauptschmuck bildet eine Kette der prachtvollsten Bernsteinperlen, deren Dicke sich nach dem Reichthum der Braut richtet und die oft den Werth von fünfzig Thalern übersteigt.

Der Anzug der Männer hat auch viel Eigenthümliches. Er ist aber fast durchgehend in Westphalen gleich. Ein breitkrämpiger Hut von schwarzem Filz, ein langer weißer Rock von Leinen, mit silbernen Knöpfen, feuerrothe Staatsweste, ebenfalls mit silbernen Knöpfen, enganliegende Beinkleider und Stulpenstiefeln oder Gamaschen.

Solch dörflicher Brautzug ist ein hübscher poetischer Anblick. Dem Brautpaare folgen zunächst Kinder, mächtige Sträuße tragend, hinter diesen schreiten, ihrer Würde sich bewußt, die ehrenfesten Alten. Die festlich geschmückten Mädchen, die geputzten Burschen folgen paarweise. Aus jedem Hause, jeder Hütte schließen sich Festesgäste an, und ein endlos langer Zug ist’s oft, wenn der stille Friedhof erreicht ist, in dessen Mitte, von prächtigen alten Bäumen beschattet, die kleine bescheidne Kirche steht.

An der Thür der Kirche empfängt der Küster den Brautzug. Ein Taschentuch hängt ihm bei solch feierlichen Gelegenheiten stets so lang aus der Tasche, daß dessen Endzipfel die anscheinende Unmöglichkeit vollbringt, mit den Endspitzen der tief herabfallenden Frackschöße zu correspondiren. Der kühne Aufschwung seines Hutes bringt manchmal die Ehrenpforte in Gefahr, und die Brille fällt nicht selten bei der tiefen Verbeugung von ihrem hohen Posten; doch ihn, den kein wilder Schulknabe je außer Fassung gebracht, verliert auch da nicht seine Geistesgegenwart und folgt stolz als „Hauptwürdenträger des Christenthums“ dem Brautpaare zum Altare. Ist die Trauung geschehen, so empfängt vor der Thür ein lauter Tusch der Dorfmusik das junge Paar, und endloser Jubel ertönt über den stillen Friedhof, Böller werden gelöst, alte Gewehre knattern. Die Dorfburschen machen nun Versuche, die Frau zu entführen; ihre mit Knitteln versehenen Brautführer aber wehren das um so entschiedener ab, als ein Gelingen des Streichs Jedem eine Flasche Wein kostet.

Im Hochzeitshause beginnt nach der Gratulation der Tanz. Schlag Zwölf setzt sich Alles zum Gastmahl in der Tenne nieder, und zu solchem Hochzeitsschmaus ist Tage lang vorher gekocht, gebraten, gebacken und gebraut. Speise und Trank ist reichlich da, und dem Essen folgt der Tanz, dem Tanz neues Mahl, bis die drei Tage und Nächte, die jede Hochzeit dauert, zu Ende sind.

Am Morgen des vierten Tages geleiten die jungen Burschen der Gesellschaft das junge Paar zum Hofe des Mannes. Auf dem Brautwagen befindet sich die ganze Aussteuer. Zwischen Spinnrad, Butterfaß, Milcheimern und Betten sitzt über den Regionen der buntbemalten Kisten und Laden das junge Paar. Unter Hurrahgeschrei der Vorreiter geht’s durch blühende Auen, durch schattigen Wald dem eigenen Heerde entgegen. Da steigt plötzlich blauer Rauch über dem alten Baumhof auf. Lauter Jubel, denn – dort das Ziel!

Mit strahlenden Augen blickt der junge Mann auf den Hof seiner Väter, der nun mehr und mehr aus den Lindenkronen auftaucht; feuchten Auges eilt der Blick der jungen Frau zurück zu dem dunkeln Eichenkamp, welcher ihre alte Heimath birgt, dann ein Blick auf den Mann ihrer Wahl, und das junge Weib fühlt mächtiger denn je, wo die wahre Heimath des Weibes – ihre beste Heimath ist. Ein starker Arm umfaßt sie, treue Augen blicken sie heiß und zärtlich an, über bebende Lippen ringt sich das Wort: „Unser Haus!“ und am eigenen Hofe hält nun der Wagen. Die Hunde schlagen an – ein Sprung – ein Schritt und das junge Paar betritt seine eigene Schwelle.

Betreten auch wir nächstens einmal einen solchen altsassischen Bauernhof und sehen, wie seine Bewohner da leben und wirken, im Haus ihrer Väter auch sterben.



[804]
Nr. 19. Auf rother Erde.[2]
II.
Altgeregelter Hausstand von Edelmann und Bauer in Westphalen. – Abfinden der jüngern Geschwister. – Die Tenne. – Das große Familienbett. – Das „Kürstündchen“. – Der Jahrmarkt. – Das Erntefest mit Umfahrt und Erntetanz. – „Hofbestattung“ und Leibzucht. – Der letzte Segen.

Das beglückende Bewußtsein, einen eigenen Heerd zu besitzen, verbindet sich wohl bei den meisten jungen Frauen mit dem angenehmen Gedanken, nun auch einen eigenen Willen zu haben und künftighin im Hause nach Gefallen schalten und walten zu können. Auf rother Erde ist das Loos einer Neuvermählten nicht ein solches; wenigstens ein durchaus anderes bei den Bewohnern Westphalens, die den Kern seines Adels, den Kern seines Bauernstandes bilden. Dort ist der ganze Hausstand seit Jahrhunderten ähnlich dem Räderwerk einer Uhr eingerichtet, dort sind Gesetze, ja selbst Handlungen statutenmäßig vorgeschrieben. Sowie Edelmann und Bauer bei der Wahl ihrer Lebensgefährtinnen nach festgestellten Regeln und Principien handeln müssen, so haben auch ihre rebellischsten Frauen sich dem alten Gesetz zu fügen, das sie einzig wie ein Glied in die unzerreißbare Kette jenes großen Ganzen einfügt, das sich nicht allein als eine Art chinesischer Mauer um den Boden der rothen Erde zieht, sondern auch als fester Grund- und Eckstein unter die Pfeiler gelegt worden ist, auf dem Westphalens Adel und Volk seine Schlösser und Höfe errichtet, seinen Wohlstand gegründet und seine Familien vor Ruin und Untergang geschützt hat. Nirgends wohl sind die Gesetze über das Erbrecht starrer, die Statuten über die Erbfolge eigenthümlicher, als in Westphalen.

Die Frau eines der reichsten Grundbesitzer kann, wenn sie keinen Sohn hat und ohne eigenes Vermögen ist, was meistentheils der Fall, nach plötzlichem Tode ihres Gatten ärmer als die ärmste Bauerfrau sein, weil sie verwöhnter ist! Man reißt ihr zwar nicht das Brillantdiadem, das sie lang geschmückt, vom Haupte, man ringt ihr nicht die kostbaren Juwelen des Familienschmucks mit Gewalt ab, aber sie darf von all den Schätzen nicht einen Stein, eine Perle zum eigenen Gebrauch behalten, und könnte solcher Stein, solche Perle sie auch auf Jahre vor dem Mangel schützen, vor dem das alte Familienstatut oft weder sie, noch ihre Töchter geschützt hat. Eine vierspännige Staatscarosse fährt solche Wittwe eines begüterten Edelmanns, laut Statut einzelner Besitzungen, aus den Gefilden des Reichthums und der Ueppigkeit. Sie bleibt ihr auch und ist die größte Ironie auf jenes bescheidene Jahrgehalt, das nur zur Nothdurft für sie und vielleicht einen Schooßhund ausreicht.

Meistens ist der älteste Sohn einziger Erbe des gesammten Vermögens, Erbe von Haus und Hof. Die jüngeren Geschwister werden unter Adel und Volk „abgefunden“ vom Erben, wie jene Theilung unter den Geschwistern heißt. Dies „Abfinden“ ist für den Begüterten aber ein sehr kleiner Ausfall in der Gesammtmasse seines Vermögens, oft die Revenue eines Monats, einer Woche, bei den Reichen vielleicht die eines Tages.

Der westphälische Edelmann, der den Sproß von sechzehn untadelhaften Ahnen als Gemahlin auf das Stammgut seiner Familie führt, der westphälische Bauer, der sein Weib auf den Hof seiner Väter bringt, Beide versetzen ihre jungen Frauen, trotz der neuen Welt, die sie ihnen erschließen, doch in eine alte Welt, in eine Welt, an der Nichts verändert, in der Nichts umgemodelt werden darf! Mit gleichem Stolz führen auch Edelmann und Bauer das Weib ihrer Wahl in diesen gefeiten Kreis altpatriarchalischer Gesinnung. Jener deutet stolz auf sein reines, unbeflecktes Wappenschild über dem mächtigen Portale des aus starken Quadersteinen aufgeführten Einfahrtsthores der Schloßhalle; dieser bleibt voll Triumph unter dem hohen Laubdach der alten Linden stehen und zeigt seinem jungen Weibe die moosbewachsenen Stämme, die sein Urahn dort einst gepflanzt.

Darf nun die Bäuerin im Haus auch ebenso wenig Etwas ändern, wie die Aristokratin im Schloß, so wird sie doch bald in der neuen Heimath ebenso heimisch und fleißig sein, wie auf dem Hof ihres Vaters. Erstaunen oder Verwunderung über Neues, noch nicht Gesehenes raubt ihr keine Zeit! Sowie die Wohnstube des Bauerhofes stereotyp ihren großen Kachelofen mit der hölzernen Bank darum hat, so überall im Hause, in der Tenne, in den Ställen, auf den Böden, dieselbe Einrichtung. In die Thür der Tenne kann ein mit vier Pferden bespannter, hoch mit Getreide angefüllter Wagen bequem einfahren und dort vom Manne abgeladen werden, ohne die am Heerde beschäftigte Frau zu belästigen. Jene Thür ist auch zugleich der Schornstein für allen Küchenrauch. In mächtigem Strome quillt dieser dem Eintretenden gar oft entgegen, wenn die auf dem Heerde fast ewig lodernde Flamme mit nicht völlig trocknem Holze genährt wird. Ueber dieser Flamme hängt an langen eisernen Haken bald ein Kessel, bald ein Topf, und Beides meist so groß, daß Ziege oder Schaf mit Bequemlichkeit Platz darin hätten.

Frühjahr, Sommer, Herbst dient diese Tenne dem Bauern als Aufenthalt bei seinen Mahlzeiten und in den Ruhestunden, und es genirt ihn nicht, daß der Theil seines Viehbestandes, welcher frei umherzulaufen pflegt, sich auch dort zu flüchtigen oder längeren Besuchen einfindet. Die meist mit Thon ausgestampfte Tenne ist stets sauber, und in musterhafter Ordnung hängen an den in verschiedenen Balken eingefügten Pflöcken die Ackergeräthe. An die eine Seite der Tenne grenzen die Stallungen für Pferde, Ochsen, Kühe, Schweine, und wirksam angebrachte Luken lassen diesen die freie Ein- und Aussicht in und auf den Hauptsammelplatz der Familie und jene niedern Regionen ihrer Standesgenossen, die sich dem geselligen Treiben der Menschen anzuschließen pflegen. An die andere Seite der Tenne stoßen die Milchkammern, die Wohnstube und der Alkoven, in welchem letztern ein Bett, mit Kissenbergen und Deckbetten, schwerer als das belastetste Gewissen, der ganzen Familie, sei sie noch so zahlreich, ein nach Länge und Breite ausreichendes Asyl bietet.

Knechte und Mägde schlafen auf dem Heuboden. Einem Gast, sei’s Mann oder Frau, wird aber, wenn er Nachts auf dem Hofe bleibt, jenes Familienbett ebenso freundlich und unbefangen zur Disposition gestellt, wie auf dem Edelsitz einem forschenden Heraldiker das Familienarchiv. Einem jungen reichen Bielefelder Kaufmannssohne,

[805]

Auf dem Jahrmarkt.  Westphälisches Bauernleben.   Kürstündchen.
      Die Leibzucht.   Erntetanz.   Der letzte Segen.
Originalzeichnung von Otto Günther.

[806] der, von Reisen aus England und Frankreich heimkehrend, durch Landwehrpflicht zur Manöverzeit auf den Hof eines Bauern als Einquartierung kam, wurde, als er Abends die Ofenbank vorzog und die Ruhe im Familienbett ausschlug, vom Hofbesitzer freundlich gesagt: „Nu, wä Aehr wollt, Häer; aberst Platz is er nach for vier sonne Dünne, wä Aehr sihd!“ (Nun, wie Ihr wollt, Herr, aber Platz ist noch für vier so Schlanke, wie Ihr seid.) Die Wohnstube ist Aufenthalt für den Winter. Bricht der Abend ein, so zieht Jung und Alt mit seinem Spinnrade zum „Kürstündchen“ (Plauderstunde) in das Haus eines reichen Bauern. Da werden, wenn die Mädchen schnurren, „Fameltüten“ (Märchen und Sagen) erzählt und wohl Geschichten so schauerlicher Art vorgetragen, daß Alle oft bis nach Mitternacht bleiben, um nur nicht zur Geisterstunde am Friedhof vorbei zu müssen oder am Weiher, aus dem der Sage nach die dort einst eingesenkten Hexen stehend die Hände emporstrecken.

Aber nicht blos schauerliche Fameltüten erzählt man sich in der Spinnstube, nein, auch hübsche von schönen Wichtelweibchen und neckischen Ulken, und seit Gisbert von Vinke Westphalens Sagen bearbeitet, nimmt die von der blondgelockten Elfe und dem Grafen von Schauenburg namentlich einen Hauptplatz in der Spinnstube ein. Diese Lieblingssage des Sonnenthals erzählt der Verliebte der Geliebten schon deshalb so gern, weil er daran die Versicherung seiner ewigen Treue reihen kann und die andere ebenso angenehme Versicherung, daß sie noch tausendmal schöner sei, als die Elfe, um deretwillen der Graf sein Weib verlassen. Das Mädchen läßt bei solchen Worten das Rad still stehen, vielleicht auch, um den ihrer Liebe nicht günstig gesinnten Vater nicht zu erwecken, der stets zu ihrem Schutz mitgeht, sich dicht neben den jungen Burschen setzt, in der warmen Spinnstube aber bald in den tiefen Schlaf des Gerechten versinkt und, die Zipfelmütze weit über die Ohren gezogen, die Füße lang von sich gestreckt, glücklich die schwerste Sorge seines Lebens verschnarcht, Vater einer schönen Tochter zu sein. Die Freuden der Spinnstube läßt sich Keiner gern entgehen. Da giebt’s außer Sagen und Märchen gebratene Aepfel und trockene Birnen, um die Weihnachtszeit Nüsse und Honig, und keine Hofmutter geizt, trifft sie das Loos auch noch so oft, Spinngäste zu haben.

In den einfachen Lebensgang der Dorf- und Hofbewohner bringt eine Messe oder ein Jahrmarkt reiche Abwechselung. Im Sonntagsstaat zieht der junge Bauer mit seinem Weibe in die Stadt, um in den Schätzen zu schwelgen, welche die Budenreihen bieten. Wo ein Sohn Abrahams auf bescheidenem Bret die buntesten Tücher ausgelegt, weilt die hübsche Frau am längsten und liebsten. Daß sie sich aber je von dem beschwatzen ließe, der da Moses und die Propheten zu Zeugen anruft: „wie er nur ihr das Tuch zu so billigem Preis verkaufe,“ dafür ist dem Hans bei seiner Grete weniger bange. Sie ist eben so klug, wie sie hübsch ist, und nicht lange wird es währen, so kehrt sie dem Händler den Rücken, während ihr Hund sich eifrig und immer eifriger jenem kleinen Knaben nähert, der da inmitten des Marktgewühls ein Plätzchen gefunden, wo er sein bescheidnes Diner, eine einfache Wassersuppe verzehrt. Plötzlich gewahrt Grete Bekannte! – Sind’s auch nur Schweine – so doch ihre Schweine, die so schön fett geworden und nun vom Knecht auf den Jahrmarkt getrieben wurden! Jetzt folgen sie schon ihrem neuen Herrn, denn sie sind verkauft und ein gut Stück Geld ist für sie eingekommen. –

Spinnstube mit Sagen und Märchen, Aepfeln und Nüssen, Jahrmarkt mit Budenreihen und glücklich abgesetzten Schweinen – was sind diese Freuden eines Kindes der rothen Erde aber gegen die Lust eines Erntereigens! Ein Triller, eine Coloratur der Patti, eine Pirouette von Lucile Grahn, was sind sie gegen den Geigenstrich einer Dorffidel, gegen den Luftsprung eines glücklichen Bauern am Erntefest! Kein Vergnügen, kein Entzücken des Vornehmen kommt der Freude und dem Jubel gleich, das den Bauern jene Musik, jener Tanz vor der Tenne um den Erntebaum bietet.

Wenn des Feldes letzte Garben in Scheunen und auf Böden untergebracht sind, denkt der Hof- oder Grundbesitzer daran, den Fleiß seiner Leute und Tagelöhner zu belohnen. Wenn auch der reichste Bauer wissentlich vielleicht hat keinen Halm umkommen lassen, dem Grummet dieselbe Sorgfalt geschenkt, wie der ersten Heuernte, so knausert er wiederum nicht, wenn die starken Ackergäule vor dem Leiterwagen stehen, um sein Weib mit der Großmagd zur Besorgung der Einkäufe für das Erntefest nach der Stadt zu fahren. Er, der den Pfennig zusammenhält, achtet dann nicht des entfliehenden Goldes, und ist der Festestag da, stehen Bier- und Branntweinfässer in der Tenne, hat die Hofmutter gebacken und gebraten, dann giebt’s kein froheres Antlitz, als das des Hofbesitzers, wenn er den kommenden Gästen an der Pforte das Willkommen bietet und sie zum Hause geleitet.

Die Erntefeier beginnt gewöhnlich um zwei Uhr mit der „Umfahrt“ über die Felder, die dem Besitzer ihren Segen gespendet haben. Die Leiterwagen sind dazu schon am Morgen von den Knechten und Mägden des Hofes mit grünen Kränzen behangen, die Pferde an den Köpfen mit mächtigen Blumensträußen und flatternden Bändern geschmückt, und in der Mitte des ersten Wagens thront auch der aus Garben geflochtene, mit den Blumen des Feldes und der Wiesen verzierte Erntebaum. Seine Krone, auf der ein künstlich nachgebildetes Huhn sitzt und von deren unterem Reif lange bunte Bänder herabhängen, wird in der Tenne als eine Art von Trophäe nach beendetem Feste aufgehangen und behält den Platz, bis eine frische sie ersetzt. Auf dem ersten Wagen sitzt das Dorforchester vorn an, und um den Erntebaum, den der Großknecht und die Großmagd abwechselnd halten und unablässig heben und senken, schaaren sich die zum Hof gehörigen Leute, drängt sich Jeder, sobald noch ein Plätzchen frei, denn auf diesem Wagen zu stehen ist Ehrensache.

Unter dem Hurrah der Vorreiter, die, wie auch ihre Pferde, mit Blumen verziert, selbst mit Kränzen geschmückt sind, unter den Tönen einer fröhlichen Musik, die weniger harmonisch ist, als laut, setzt sich der Zug in Bewegung, fährt über Feld und Wiese mit Singen und Lachen und kehrt, noch lauter jubelnd, auf den Hof zurück. Wer an klaren Herbsttagen, wie sich ihrer Westphalen um jene Jahreszeit immer erfreut, solchem Erntezuge in den Feldern begegnet, ihn in den roth und goldnen Laubmassen eines alten Eichenkamps mit all seinem bunten Festesputz und farbenreichen Kränzeschmuck verschwinden sieht, der wird den Anblick gewiß zu den poetischsten und lebensvollsten Bildern rechnen, die er erschaut.

So fleißig, so ernst Westphalens Volk ist, eben so lustig und munter kann’s bei seinen Festen sein, und den jungen Burschen und Dirnen hängt mit dem ersten Geigenstrich nicht nur der Himmel – nein, die ganze Welt voller Geigen. Ehrbar wie Mönche und Nonnen stehen sie aber bei der Heimkehr von der Umfahrt in der Tenne um den Hofbesitzer, wenn dieser Gottes Güte preist, ihm dankt für Segen und Gedeihen und Cantor und Schulze dann den Choral anstimmen, der dieser Rede folgt. Die Rede eines Hofbesitzers könnte manchem Dorfpfarrer Ehre machen, und sie ist in ihrer schlichten Einfachheit und dem schmucklosen Gewande oft ergreifender, als wenn die glänzendsten Blüthen der Rhetorik sie zierten. Bringt der Großknecht aber nach beendetem Choral das Wohl des Hofbesitzers aus, so bricht in buntem Hurrah die Fröhlichkeit wieder an. In diesem Lärm wirken die erschreckten Thiere des Hofes stets mit, nicht nur die der Tenne, nein, auch die Hunde bellen, die Gänse schnattern, die Enten kommen aus dem Teich und selbst die Hühner, die Nachmittags schon in das ihnen eigne stille Sinnen versinken und nachdenklich auf den Leitersprossen sitzen, fliegen behende auf und flüchten gackernd auf den Boden, den auch die Hauskatze an dem Tage der Tenne mit all ihrer Unruhe vorzieht. Nach dem Kaffee beginnt der Erntetanz unter den Linden vor der Tenne. Alt und Jung strömt hinaus, wenn der erste Reigen um den Erntebaum eröffnet wird. In froher Lust umspringt ihn die Reihe der Hofburschen und Hofmägde; die Rockschöße und Zipfelmützen fliegen nach rechts und links, die Bänder und Schürzen der Mädchen flattern – bewundernd hängen die Blicke der Zuschauer an den kühnen Sätzen, die dem Aufschnellen der Gummibälle an Höhe oft nicht nachstehen.

Wie fröhlich auch das Treiben ringsum, zwei Gäste werden inmitten alles Troubles stets ihre Würde zu wahren wissen: der dicke Gerichtsschulze und der magere Dorfschullehrer. Politisirend, das Wohl der Staates und Völker berathend, schreiten sie in dem engen Raume, zwischen Entenpfütze und Brunnen, auf und ab, den die Tanzlust nicht mit Beschlag belegt. Die Tanzenden lassen sich in ihrer Lust durch nichts stören, sie tanzen und tanzen, sie jubeln, singen und lachen, und zu den Ausbrüchen ihrer Heiterkeit spielt das Dorforchester den Dessauer Marsch in einem Tempo, welches ebenso glücklich wie genial eine beliebige Mitte zwischen Walzer und Galopp hält. Solchem Dorforchester wird die Tribüne gewöhnlich unter einem der Lindenbäume erbaut und das gebrechliche [807] Gerüst, das der korpulente Paukenschläger schon allein in’s Krachen bringen kann, ist gewöhnlich der Magnet für eine Knabenschaar, die an dem häufigen Zuspruch ihres Cantors bei seiner Schnupftabaksdose den Barometer seiner guten Laune hat und somit keinen Verweis fürchtet.

Gegen Abend hat die vielfach mißhandelte Geige meistens nur noch eine Saite, das Waldhorn und die Trompete keinen einzigen reinen Ton mehr, und die Clarinette piept wie eine müde Grille in öder Haide. Die Alles überbietende Pauke dauert aber aus, und je schwächer das Reich der übrigen Töne, desto kräftiger die jenes Instruments, bei dessen Bearbeitung der ausübende Künstler, gewöhnlich der Böttiger des Dorfs, mehr und mehr in eine Art von Berserkerwuth verfällt.

Die Tanzenden stört Nichts, sie hopsen und springen weiter, auch wenn das Orchester schweigt und an den gebratnen Hühnern der Hofmutter sich erquickt und den Bierfässern mehr zuspricht, als Kunst und Natur vertragen können. Es ist ja aber auch nur einmal Erntefest im Jahr! Das denkt auch zuletzt der junge Bursch, den Eifersucht aus dem Kreise der Tanzenden vertrieben und der sich in seiner bösen Laune zu den Alten gewendet, welche in friedlicher Ruhe vor der Tenne sitzen. Er stürzt sich dann wieder in den Reigen, nachdem der erste Zorn verraucht, und seine Zipfelmütze fliegt bald ebenso lustig, wie sie wenige Secunden zuvor verdrossen über ein Ohr gezogen worden, als seine Lise zum dritten Mal mit dem Großknecht des Hofes tanzte. – So lang der Hofbesitzer und sein junges Weib noch mit zu den Fröhlichsten im Erntereigen gehören, so lang ist’s noch gute Zeit für sie. Sind sie aber erst in die Jahre gekommen, wo das „Ehrentänzchen“ kaum mehr Freude macht, dann wird’s schlimm und schlimmer und es rückt allgemach die „böse Zeit“ näher, wo nicht allein sie daran denken, ihren Hof zu „bestatten“ d. h. an den Sohn abzutreten, sondern wo auch der Sohn öfter in sie dringt, die schöne Leibzucht zu beziehen und sich zu pflegen. Die Leibzucht ist ein mit auf dem Hofe stehendes kleineres Wohnhaus, in das sich die alten Bauern bei zunehmendem Alter zurückziehen. Endlich thut man aber den schweren Schritt, theils weil die Kräfte nicht mehr ausreichen, theils um auch den Sohn selbstständig zu machen, der jetzt als „junger Hofbesitzer“ bei der reichsten Bauerntochter anfragen kann, ohne einen Korb zu riskiren.

Ist nun die Einrichtung auf der Leibzucht getroffen, so findet sich das alte Bauernpaar christlich in den Wechsel und freut sich des Glücks ihres Sohnes. Dann aber leben Beide noch einmal auf, wenn der Ehe ihres Kindes ein neu Geschlecht erblüht. Entgegengesetzt wie einst, giebt nun der Alte auf der Leibzucht der Enkeltochter den Vorzug vor dem Sohne, denn das kleine Mädchen leistet ihm Gesellschaft, während der wilde Knabe sich in Feld und Wald tummelt. Der Großmutter Liebling ist aber der Enkel. Um des Mädchens willen bleibt sie ruhig bei ihrer Arbeit des Kartoffel- oder Rübenschälens für den Hof. Die Kleine weiß das auch schon, und ihr Weg ist stets zum Großvater; wie gern dieser auch seinen Kaffee allein trinkt, für die kleine Anne-Marie ist immer eine Tasse da. Die Rüstigkeit der Jugendjahre entfaltet die Alte auf der Leibzucht dann noch einmal, wenn der treue Gefährte ihres Lebens erkrankt, „benaut is“, wie das heißt. Den Doctor holt sie zwar nicht, denn an des Arztes Wissenschaft ist der Glaube auf rother Erde nicht groß; aber alle Theesorten, die sie Zeit ihres Lebens für den bösen Fall gesammelt, kocht sie auf, und geduldiger denn ein Hiob schluckt der Patient all das schlecht schmeckende Gebräu. „Bekrigt“ (erholt) er sich darnach nicht, so eilt sie in die Haide, wo allemal ein altes Zigeunerweib wohnt, die „Wunder“ verrichten kann. Jenes Weib hat ihr in der Jugend einmal die Karten gelegt und ihr Schicksal prophezeit, sie hat ihre Hühner besprochen, daß sie fleißig Eier legten, hat ihre Katze gesund gemacht, als der Hund sie gebissen – wie sollte solche Zauberin also nicht Krankheit und Tod bannen können! Die Zigeunerin kommt zu den Kranken auch stets mit einer Miene, als sei sie der liebe Gott selbst; tritt aber trotz ihrer Heil- und Wundertränke, trotz ihrer Zauberformeln der Tod an’s Lager, so reiten Sohn und Knechte spornstreichs nach der Stadt zum Arzte. Lebt der Patient bis zu dessen Ankunft oder stirbt er, wenn ihn der Jünger Aesculap’s kaum angesehen und den Puls befühlt hat, so wäscht die Zigeunerin bei dem Tode ihre Hände in Unschuld und deutet seufzend an, wie schädlich das Einschreiten solches Mannes! Nicht allein sie ruft: „Gott, Gott! warum holtet ihr den Doctor!“ nein, das ganze Dorf sagt: „Wär’ dä Doctor nich kümmen, so left he nach hunnert Jahr.“

Die alten Doctoren der rothen Erde kennen dies ihr Loos, als der leibhaftige Todbringer betrachtet zu werden, und finden sich darein; die jungen machen ab und zu Versuche die Leute in solchen Fällen zu bestimmen, sie künftig früher holen zu lassen. Vergeblich! die Bauern denken: „läen künnen vär vun sülmenst un for’s Stäern hatt är nie no was habt.“[3]

Auf dem Hofe, wo ein Todter liegt, ist’s oft lebendiger, als bei einer Hochzeit. Alt und Jung, Groß und Klein, kommt von Nah und Fern und drängt sich zur Leiche. So lange wie der Sarg offen, umsteht den Todten eine Menschenmenge, in der bald das Urtheil laut wird: „wech schöner Dode! oder: „wech leiger Dode!“[4] Das Erscheinen des Pastors, dem in gebeugter Haltung der Küster mit Sterbemiene folgt, beendet die Leichenbelagerung. Er segnet den Todten, und der Sarg wird geschlossen. Es naht der schrecklichste Augenblick im Leben der alten Hofmutter, wenn nun Der, der sie einst auf diesen Hof geführt, über die Schwelle des Hauses getragen wird nach dem kleinen Friedhofe, über dessen eingesunkene Hügel er sie zum Altare geleitet. Hunderte von Bauern und Bäuerinnen folgen dem Sarge. Am Grabe hält der Pastor eine Rede, in der er die Verdienste und Tugenden des Verstorbenen so ausführlich erwähnt, daß der Tiefbetrübteste im Gefolge beim Schluß seiner Worte sagt: „Nä, nu wär es än Schanne, nach to flennen, nachdem dä Häer Passter ihn so niederträchtig beprediget.“ [5]

So traurig wie der Zug gekommen, so fröhlich tritt er oft den Rückweg zum Trauerhause an, wo es Kaffee und Kuchen giebt. Der Küster legt sein Antlitz in die Falten frommer Gottergebenheit und sagt mit solcher Sicherheit zur tiefbetrübten Wittwe: „Ihr Seliger ist nun im Himmel!“ als wenn er selbst dem Verstorbenen die Pforten des Paradieses erschlossen hätte. Trocknen sich nach dem Zuspruch noch nicht die Thränen, so ruft er im Hinblick auf das bereits Kaffee trinkende Gefolge, ein wenig ungeduldig: „Na gute Frau, wie lange wird’s dauern, daß wir Euch auch hinaustragen! tröstet Euch daher.“

Damit hat er sich erschöpft; nun wendet er sich zur jungen Hoffrau, die den Kaffee in Tassen füllt. Hat er ein Dutzend Tassen getrunken, so schließt er sich dem Gespräch von Neuem an, dessen einziges Thema der Todte ist. Bei einbrechender Nacht verlassen die Gäste das Haus, und still wird’s, immer stiller auf dem friedlichen Hofe, wo vordem ein so reges Leben geherrscht. Nur in den Kronen der Linden endet nicht Flüstern noch Rauschen, und fast ist’s, als theilte Blatt um Blatt sich die Kunde mit, daß abermals Einer von Denen, der unter ihrem Schatten gespielt, fort und abberufen sei und nimmer wiederkehre. Still, ganz still ist’s nun im Herzen der einsamen Frau. Ruhig und ergeben legt sie sich auch nieder, und wenn der neue Morgen ihr neues Leid bringen will, findet er sie gefaßt und die Worte des Küsters werden ihr immer größerer Trost, jene Worte: „Wie lang’ wird’s dauern, daß wir auch Euch hinaustragen!“

Wie lang es auch dauert – ewig nicht! Geschlechter kamen, Geschlechter gingen durch das blühende Land Westphalens. Geschlechter werden kommen und gehen über den Boden der rothen Erde, so lange die Welt steht. Wie Viele aber auch kamen, wie viel Tausende schon dahinzogen über jene lichten Fluren Germaniens hin zur dunkeln Pforte des Todes – die Menschen wechselten, doch ihre Gesinnung nicht.

Die Gesinnung des Volkes der rothen Erde erhob sich von jeher auf der festesten Basis des Bestehenden, der Ehre, und die mächtigen Pfeiler, die sie fort und fort schützten vor dem Wogenandrang der Geschicke, waren Treue, Glauben, Recht und Wahrheit. Diese Gesinnung wurzelt fest in ihnen, wie die alten Eichen im Boden ihrer Wälder, und so wird man immer von Westphalens Volke sagen können:

Wo sich der Thorweg hebt, von Rauch gebräunt,
Von grünem Eichkamp sassisch noch umzäunt,
Wo des Gehöftes Halmendächer ragen,
Da fest und stark ein altes Volk noch steht,
Das ewig neu der alte Geist umweht,
Der Geist der Treu’ aus alten Heldensagen.


  1. Unser Hans geht auf Heirath aus, aber der Alte ist ihm noch nicht günstig.
  2. S. Nr. 32, S. 502 d. Jahrg.
  3. Leben können wir allein, und für’s Sterben hat er noch nie Etwas gehabt.
  4. Leidend, häßlich aussehender Todter.
  5. Nein, nun wär’s eine Schande, noch zu weinen, nachdem der Herr Pastor ihn so freundlich besprochen.