Russisches Humor ins Feld!
von Max Bewer
Italienisches
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[25]
Englisches.
I. Englischer Ersatz!
(Wahre schöne Geschichte.)

 Namur zu entsetzen, rollte froh
Ein Güterzug mit Briten an;
Doch statt am Bahnhof ein Hallo,
Empfing sie dort ein – Landwehrmann!
„Namur ist futsch!“.. schrie laut er aus,
„Doch Gentlemen, nur sitzen bleiben! –
Der Zug geht durch!.. Ihr könnt nach Haus
Heut abend noch von Potsdam schreiben!“

[25]
II. Kriegswunsch aller Dichter!

O lieber Herr von Emmich,
So schneidig und so stämmig,
O fang uns doch den French!
Der Wunsch wird dir verständlich,
Wir Dichter haben endlich
Dann einen Reim auf – Mensch!
Und hinterher verpitsch’ mer
Granatig auch den Kitchner!

[25]
III. Englische Parlamentsrede.

Wir haben den Deutschen den Krieg erklärt,
Die längst schon zur Hölle müßten!...
„Wuaß tut sick das gemeine Mensch?!... –
Sie beschießen unsre Küsten!“ –

[26]
IV. Buchmacher im Weltkrieg.

          Statt daß sie erbarmt sich hätten
          Des russischen Hilfeschreins,
          Notierten sie lächelnd Wetten
          Auf Warschau 5:1.

[26]
V. Indische Reiter in Berlin!

Die Engländer haben Talent zum Scherzen!
So phantasierte jüngst Lord Curzon
In seinem Whisky-Klub ganz heiter
Von einem Schwärm bengalischer Reiter,
Wie er mit blinkenden Lanzen hindurch
Ritt im Galopp durch Charlottenburg! –
Du langes Schaf voll Alkohol!
„Bengalische Reiter in Berlin?“...
Du sahst die Siegessäule wohl
Schon im bengalischen Feuer glühn!...

[26]
VI. Dum-Dum-Mittel!

          Wie Mörder schießen sie
          Auf unsre lieben Jungen!
          Obschon sie ausbedungen,
          Daß glatt die Kugel sei!...
          Für diese Gottes-Frevelei
          Und den gebrochnen Schwur

[27]

Gibt es ein Mittel nur:
          Wo ein Dum-Dum
          Verläßt den Lauf,
Hängt die gefangnen Offiziere auf!

[27]
VII. Torpediert.

Zur See ist doch der Brite
Ein ganz gerißner Schuft,
Wir schicken ihn zur Hölle,
Und er?... fliegt in die Luft!...

[27]
VIII. Englands Tod!

In Englands Kellern ist ein Loch
Im Kreidefelsen-Grund –
Erweitert es ein wenig noch,
Und Albion – verschwund!

Ein Unterseeboot bohre drin,
Es geht dort wie geölt,
Der ganze Boden ist ja schon
Wie Tropfstein ausgehöhlt!...

Ganz England fängt zu kippen an,
Wippt in des Meeres Schoß, –
Das uns verhungern lassen will,
Sind wir versaufend los!

[28]
Englands Friedensbedingungen.

I. Da England nur einen Handelskrieg gegen Deutschland führt, verpflichtet sich Deutschland, nach dem Kriege alle ins Ausland gehenden Waren mit dem Stempel zu versehen:

„Made in England“

II. Da England keine Eroberungskriege führt, verpachtet Deutschland Kiel, Helgoland, Kuxhaven und Wilhelmshaven an England nur auf

99 Jahre.

III. Da England immer ein Bewunderer der idealen Vorzüge des deutschen Volkes war, ist es bereit, um Deutschland nicht materiell zu belasten, die Pachtsumme möglichst gering anzusetzen.

IV. Da England ein Freund des Sports jeder Art ist, können Flugzeuge und Zeppeline nach dem Friedensschluß frei über den Kanal fliegen, müssen aber in der Mitte Anker werfen und zum Tauben-
schießen herhalten.

V. Da England ein Todfeind des Militarismus ist und die allgemeine Wehrpflicht niemals einführen wird, leiht ihm Deutschland auf Wunsch zu jeder Zeit eine halbe Million ausgebildeter Soldaten zum Preise von 22 Pfennig pro Tag.

VI. Da England schon lange mit Achtung auf die Fortschritte Deutschlands im Schiffbau blickt, werden, um die deutschen Arbeiter nicht brotlos zu machen, alle auf deutschen Werften erbauten Kriegs- und Handelsschiffe zum Selbstkostenpreis in die englische Marine eingestellt.

VII. Da der Deutsche Kaiser seinen Aufenthalt dauernd in St. Helena genommen hat, ist S. M. der König von England bereit, als Aushilf-Monarch drei Monate im Jahre auch in Berlin zu regieren.

VIII. Da England hofft, daß Deutschland mit Dankbarkeit auf diese von Menschenliebe, Schonung und Achtung vor dem deutschen Volk getragenen Bedingungen eingeht, können deutsche Kellner und Handwerker, Dienstmädchen, Köchinnen, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Haus- und Musiklehrer, Techniker, Chemiker, Ingenieure sowie berühmte Professoren jederzeit wieder in England Aufenthalt nehmen.

Gez. Sir Grey, London.

Gegengez. Max Bewer, Laubegast.

[29]
X. Die Lords von England.

In einer alten Düsseldorfer Kommode fand sich ein ungedrucktes Gedicht Heinrich Heines, das wie ein Lied von heute klingt:

In London liegt eine Liste,
Drin schreibt sich Jeder ein,
Der zwar in Deutschland geboren,
Doch nicht mehr deutsch will sein!

Sie kommen zu Fuß und Droschke
Und Equipagen an,
Der Erste war Lord Rothschild,
Kariert wie ein Englishman...

Er stammt bekanntlich aus Frankfurt,
Wohin er aus Hessen kam,
Wo er vom Kurfürst Prozente,
Den Bauern die Kuh wegnahm!

„Ich hatte einst“, so rief er,
„Ein teures Vaterland...
Ich ward vom Kaiser von Östreich
Zum Freiherrn von Rothschild ernannt!

Jetzt leg ich diesen Adel
Empört über Deutschland ab,
Bleib nur ein Lord von England
Bis an mein kühles Grab!

[30]

Mein Stammhaus steht in Frankfurt
Verödet längst am Main,
Ich will an den alten Goethe
Nicht mehr erinnert sein!

Mein Bruder ist in Frankreich
Französischer Baron,
Wir pumpten dem Kaiser von Rußland
Noch gestern eine Million!

Wir sind der verkörperte Weltkrieg,
Wir geben euch das Geld,
Wir Rothschilds hassen nur Deutschland,
Sonst nichts auf dieser Welt!“...

Da scholl ein brausend Bravo
Durch den gewölbten Saal!
„Heil Rothschild.“ rief’s, „Heil Rothschild!“
Ein übers andre Mal!

Da kam Sir Beit aus Hamburg,
Diamanten-Milliardär:
„Ihr kennt mich edle Herren
Vom Burenkriege her!

Ich bin in Hamburg geboren,
Doch das war nur Malheur,
Weil ich mit Leib und Mammon
Nur England angehör!

[31]

Ich hab Diamanten und Perlen,
Mein Liebchen was willst du noch mehr?
Und geb sie für fünf Prozent schon
Zum Krieg mit Deutschland her!...“

Da brauste durch die Halle
Dreimal: Hipp, hipp, Hurra!
Da schrie ein dritter Deutscher:
„Lords, ich bin auch noch da!

Ich bin aus Köln am Rheine,
Sir Ernest Cassel genannt,
Ich konnte niemals leiden
Das deutsche Kasernenland!

Ich fuhr als kleiner Jüngling
Schon über den Kanal,
Ich habe nichts von Deutschland,
Das Einjährige nicht einmal!

In England wie ein Bruder
Ich aufgenommen ward,
Mein Freund und Gönner wurde
Der König Eduard!

Er hat mich geliebt und geadelt,
Weil ich ihm viel gepumpt,
Sonst hätt er in Paris nicht
So lang herumgelumpt!

[32]

Er baumelt im Ahnensaale
An meinem Stammbaum vorn,
Ein Brite wie King Edward
Bin ich von Schrot und Korn!“

Da klang es: „Heil Sir Cassel!“
Wie Brandung am Meeresfels,
Dann kam noch mehr Schlamassel
Großbritisch–Israels!

Der Oppenheim und Pinkus,
Leif, Löw und Levysohn,
Der Silberstein und Goldfuchs
In Firma Brown & Sohn!

Der Mayer und Manasse,
Der Cohn und Seligmann
Und mehr noch dieser Rasse,
Die man nicht zählen kann!

Nur Einer sei genannt noch.
Ein ganz perfider Hund,
Der auf Zepplin gesetzt hat
Einen Preis von tausend Pfund..

Lord „Michelham“ so heißt er,
In Frankfurt hieß er Stern,
Wo in Likör gereist er,
Jetzt spielt er den feinen Herrn!

[33]

Sie schwenkten die Börsen-Zylinder
Und brüllten wie das Vieh:
God save the King! and death for
The damned Germany!...


Wir haben hundert Milliarden
In Gold auf Englands Bank!
Ganz Deutschland soll verkommen
In Hunger und Gestank!...“

Ihr blauen, blanken Jungens,
Stürmt fröhlich übers Meer,
Fallt über dies Gesindel
Mit Schiffstau-Enden her!

Zerschmettert ihren Geldschrank,
Und gebt den Waisen Brot,
Und schlagt mit deutschen Kolben
Die Lords von England tot!

Die Tatsache, daß der englische Rothschild dem Kaiser von Österreich die Adels-Urkunde vor die Füße warf, sollte die gutmütigen deutschen Fürsten ermahnen, mit Adels-Verleihungen vorsichtig zu sein. Adlig sein heißt edel sein. Gemeine Menschen, auch wenn sie noch so viel Geld haben, werden durch den Adel nicht edler. Auch wenn sie ihr Geld, wie der Bandwurm über flüssige Glieder, zu öffentlichen Zwecken fallen lassen, Der Kopf bleibt trotz der Adelskrone Parasit. Für Finanz-Verdienste gibt es genug Orden, die silbernen, goldenen und brillantenbesetzten Erkennungszeichen und Garderobenmarken auf dem Affen-Maskenball des Lebens. Der Adel ist etwas Heiliges. Wenn man als Gast in einem fremden Volk, sei es unter [34] Indern, Arabern oder Japanern, den „alten Schwert-Adel des Landes“ versammelt sieht, überkommt uns das ehrfürchtige Gefühl, in einem Volks-Heiligtum zu stehn. So war und sollte es auch in Deutschland sein. Von Karl dem Großen bis zu den Hohenstaufen hatte der deutsche Adel etwas Tempelritterlich-Sakramentales, aus dem ein Rothschild mit demselben Fußtritt hinausgeflogen wäre, den dieser Völkerpfandverleiher jetzt dem österreichischen Adel gab. Man spricht, der Krieg mache unser Volk gesund. Möchte es auch der Adel werden. Der lange Frieden züchtete nicht nur an der Börse einen Dukaten-Adel; auch schon auf der Rennbahn einen Pferdeappel-Adel. Zu Land und zur See erstehen Männer genug, würdig des Adels, weil sie von Natur und Charakter schon edel sind, wie Derfflinger einst, der Schneidergesell, dessen Name auf des Kaisers Panzer Schrecken durch die Meere trägt. Echten Adel liebt das Volk. Es fühlt sich erzogen und erhoben, geschmückt und verschönt durch ihn, wie der Baum durch seine eigene Blüte. Geld-Adel verachtet es. Es stößt ihn wie etwas Lächerliches, Unfeines und Unwahres ab. Nur in Rittern des Schwertes und Rittern des Geistes offenbart sich ein Volk. Hier entfaltet es die Blüte seiner edelsten Kräfte, seines eingeborenen Adels. Hier nur neige sich der Ritterschlag der Fürsten und Könige dankbar auf die Schulter des Volks, es zu neuen edlen Taten, durch ritterlich-vorbildliche Gestalten entflammend hinanzuziehen!

[34]
XI. Schluß mit England!

Wir nannten euch unsere Vettern,
Und ihr wart giftige Nattern!
In deutschen Donnerwettern
Laßt die Torpedos knattern!...

Macht mit Zepplin Bekanntschaft,
Der über London weht,
Damit die faule Verwandtschaft
Mal endlich zum Deuwel geht! –

[35]
XII. Dem Verdienste seine Krone!

Nun Helden wir geworden
Sind auf der See,
Gebt dankbar einen Orden
Auch Mr. Grey!