Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Johann Melchior Dinglinger
← Louis de Silvestre | Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch Johann Melchior Dinglinger |
Anton von Lützelburg → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
[36] Nr. 39. Dinglinger, Johann Melchior, 1664–1731[WS 1], Goldschmied und Hofjuwelier August des Starken, wahrscheinlich ist er bereits 1691, spätestens 1692 nach Dresden gekommen, denn als Ausländer mußte er einen längeren Aufenthalt in unserer Stadt nachweisen können, ehe man ihn in die hiesige Goldschmiede-Innung aufnahm. Dies geschah im Jahre 1695. In Dresden, wo D. bis zu seinem Tode, also fast vierzig Jahre tätig gewesen ist, hat er herrliche Kunstwerke geschaffen. Erwähnt seien das goldene Teeservice, bei dem sich 45 goldene und mit Emaillemalereien versehene Gefäße auf einem prächtigen Untersatze zu einem kostbaren, mit Elfenfbeinfiguren gezierten Tafelaufsatze gruppieren. Am berühmtesten ist das Kunstwerk Thron und Hofhalt des Großmoguls zu Delhi, ein großartiges Tafelschmuckstück. „Dem thronenden Fürsten nahen sich zu seinem Geburtstage die Großen des Reiches mit ihrem Gefolge, Geschenke darbringend, im ganzen 132 goldene, herrlich emaillierte Figuren.“ An diesem Kunstwerke hat D. mit zwei seiner Brüder und vierzehn Gehilfen von 1701–1708 gearbeitet und dafür 58 495 Tlr. erhalten, doch waren dabei die 19 000 Tlr. für Material mit eingerechnet. Alle Arbeiten des berühmten Künstlers werden im Grünen Gewölbe aufbewahrt. [37] Im Oktober 1697 kaufte D. ein an der heutigen Frauenstraße stehendes Haus, jetzt 9 (O.-Nr. 245), in dem er bis zu seinem Ableben wohnte. Im Hofe befindet sich noch heute ein aus jener Zeit stammendes herrliches Brunnenwerk. Links davon lag D's. geräumige Werkstatt, die durch eine eingezogene Wand verkleinert, schon lange als Lagerraum dient. Das sehr schmale Haus zeigte ein flaches, von einem Gitter eingefaßtes Dach, auf dem sich „nett ausgehauene Steintröge mit vielen künstlichen wasserspritzenden Figuren“ befanden. Außerdem sah man hier ein Observatorium mit allen dazu gehörigen Instrumenten. Als Peter der Große (s. Nr. 41) während seines Dresdner Aufenthaltes im November 1712 neun Tage bei D. wohnte, hat er mit diesem wiederholt auf dem Hausdache oder Altan, wie es damals genannt wurde, gern gespeist. – Nach dem Tode D's. übernahm dessen ältester Sohn, der Hofjuwelier Johann Friedrich D. laut Kaufvertrag von 1740 das Haus, trat es aber acht Jahre später an seine Schwester, Frau Anna Maria verw. Dr. Sartorius ab. Bei der Beschießung unserer Stadt 1760 wurde das Gebäude durch Feuer zerstört, an seiner Stelle aber bis 1770 ein Neubau aufgeführt. Nachkommen D's. verkauften 1792 das Haus, das 1823 in den Besitz der Gebrüder Karl Gottlob und Ernst August Klepperbein überging. Diese vereinigten es mit dem ihrer Familie seit 1721 gehörigen Nachbargebäude, das 1760 ebenfalls vernichtet, aber in den folgenden zwei Jahren wieder aufgebaut worden war. Auch dieses Haus ist von 1718–1721 Eigentum D's. gewesen. Die beiden von der Firma Klepperbein vereinigten Gebäude erhielten die gemeinsame O.-Nr. 245 und die Hausnummer 9. – An dem Gebäude hat der Verein für Geschichte Dresdens im Juli 1888 zur ehrenden Erinnerung an D., und zwar unter dem linken Fenster des zweiten Obergeschosses, eine metallene Tafel anbringen lassen, die folgende Inschrift trägt: „Hier wohnte der Goldschmied und Juwelier Joh. Melchior Dinglinger, geb. zu Biberach bei Ulm 24. Dez. 1664, gest. zu Dresden 6. März 1731.“ (vergl. C. Hollstein: Der Grundbesitz der Familie Dinglinger. Dresdner Geschichtsblätter 1910, Nr. 2, Seite 94–96.)
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: 1751, korrigiert gemäß Inhalts-Übersicht und Wikipedia