Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/57

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Im Oktober 1697 kaufte D. ein an der heutigen Frauenstraße stehendes Haus, jetzt 9 (O.-Nr. 245), in dem er bis zu seinem Ableben wohnte. Im Hofe befindet sich noch heute ein aus jener Zeit stammendes herrliches Brunnenwerk. Links davon lag D's. geräumige Werkstatt, die durch eine eingezogene Wand verkleinert, schon lange als Lagerraum dient. Das sehr schmale Haus zeigte ein flaches, von einem Gitter eingefaßtes Dach, auf dem sich „nett ausgehauene Steintröge mit vielen künstlichen wasserspritzenden Figuren“ befanden. Außerdem sah man hier ein Observatorium mit allen dazu gehörigen Instrumenten. Als Peter der Große (s. Nr. 41) während seines Dresdner Aufenthaltes im November 1712 neun Tage bei D. wohnte, hat er mit diesem wiederholt auf dem Hausdache oder Altan, wie es damals genannt wurde, gern gespeist. – Nach dem Tode D's. übernahm dessen ältester Sohn, der Hofjuwelier Johann Friedrich D. laut Kaufvertrag von 1740 das Haus, trat es aber acht Jahre später an seine Schwester, Frau Anna Maria verw. Dr. Sartorius ab. Bei der Beschießung unserer Stadt 1760 wurde das Gebäude durch Feuer zerstört, an seiner Stelle aber bis 1770 ein Neubau aufgeführt. Nachkommen D's. verkauften 1792 das Haus, das 1823 in den Besitz der Gebrüder Karl Gottlob und Ernst August Klepperbein überging. Diese vereinigten es mit dem ihrer Familie seit 1721 gehörigen Nachbargebäude, das 1760 ebenfalls vernichtet, aber in den folgenden zwei Jahren wieder aufgebaut worden war. Auch dieses Haus ist von 1718–1721 Eigentum D's. gewesen. Die beiden von der Firma Klepperbein vereinigten Gebäude erhielten die gemeinsame O.-Nr. 245 und die Hausnummer 9. – An dem Gebäude hat der Verein für Geschichte Dresdens im Juli 1888 zur ehrenden Erinnerung an D., und zwar unter dem linken Fenster des zweiten Obergeschosses, eine metallene Tafel anbringen lassen, die folgende Inschrift trägt: „Hier wohnte der Goldschmied und Juwelier Joh. Melchior Dinglinger, geb. zu Biberach bei Ulm 24. Dez. 1664, gest. zu Dresden 6. März 1731.“ (vergl. C. Hollstein: Der Grundbesitz der Familie Dinglinger. Dresdner Geschichtsblätter 1910, Nr. 2, Seite 94–96.)


Nr. 40. v. Lützelburg, Anton, Reichsgraf, 1671–1739. Seit 1711 bekleidete er das Amt des Oberhofmeisters beim Kurprinzen, den er auch, nachdem dieser mündig geworden, auf seiner großen italienischen Reise begleitete. Eine Unterbrechung erfuhr seine Tätigkeit beim Kurprinzen 1712. In diesem Jahre beteiligte sich L. als den Oberbefehl führender General der Kavallerie an dem Feldzug August des Starken in Pommern. In seinen späteren Lebensjahren war der Graf als Kabinettsminister, zuweilen auch als Gesandter tätig.

Seine Wohnung befand sich im Callenberg'schen Hause (s. Nr. 9) früher Altmarkt 21, schon seit Jahren Schreibergasse 1, 3 und 5, da sich wegen Einbaus von Läden im Erdgeschoß die Verlegung der Haustür nötig gemacht hatte. Als König Friedrich Wilhelm von Preußen mit seinem Kronprinzen 1728 zum Karneval in Dresden weilte, sahen beide aus den Fenstern von L's. Wohnung dem