Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Friedrich Heinrich Ludwig

Friedrich Gotthard von Bülow Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Friedrich Heinrich Ludwig
August Wilhelm von Preußen
Wikipedia: Heinrich von Preußen (1726–1802)
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[89] Nr. 99. Friedrich Heinrich Ludwig, Prinz, 1726–1802. Wohl zeichnete er sich als warmer Freund der Künste und Wissenschaften aus, aber höheren Ruhm erwarb er sich als Heerführer. Seinem königlichen Bruder Friedrich II. hat er namentlich im siebenjährigen Kriege wesentliche Dienste geleistet und diesen bekanntlich durch den Sieg bei Freiberg am 29. Oktober 1762 zum Abschlusse gebracht. Der König erkannte die militärischen Vorzüge seines Bruders Heinrich voll an; bezeichnete er ihn doch 1764 gelegentlich einer großen Truppenschau in Berlin einer Anzahl Generale gegenüber als den „fehlerlosen Feldherrn“.

Prinz Heinrich ist wiederholt in Dresden gewesen. Erstmalig erschien er hier als Begleiter seines königlichen Bruders am 19. Januar 1742, und wohnte wie dieser im Stallgebäude, jetzt Augustusstraße 1 (O.-Nr. 831). Daß der von Friedrich II. in einer sehr wichtigen politischen Angelegenheit unternommene Besuch am [90] Dresdner Hofe nur einen Tag dauerte und ergebnislos verlief, ist in dem Aufsatz über Friedrich II. (s. Nr. 97) bereits mitgeteilt worden.

Zum zweiten Male traf Prinz Heinrich am 14. November 1756 in Dresden ein und zwar mit seinen Brüdern August Wilhelm und Ferdinand August im Gefolge ihres königlichen Bruders. Während seines diesmaligen mehrmonatigen Aufenthaltes in unserer Stadt hatte Prinz H. seine Wohnung im „ehem. Seyff. jetzo Hoym'schen Hause“ genommen. Diese Mitteilung, die ich mit einigen anderen Wohnungsangaben meist fürstlicher Personen der Güte des Herrn Archivrats Dr. Brabant verdanke, entstammt dem im Kgl. Hauptstaatsarchiv vorhandenen Aktenstück: „Die Preußische Invasion in Sachsen bey Eröffnung des siebenjährigen Krieges betreffend, de. ao. 1756, sequ. Vol II. Loc. Nr. 813, Bl. 228.“ Sowohl der abgekürzte Name des erstgenannten Besitzers von dem in Frage stehenden Wohngebäude als auch die Lage des letzteren konnte mit Hilfe der Wirtsverzeichnisse zu den Geschoßbücherauszügen festgestellt werden. Der abgekürzte Name lautet Seyffertitz und über sein Haus, jetzt Landhausstraße 6, ist Nr. 98 bereits berichtet worden. Über die Tätigkeit des Prinzen H., der das Gebäude bis in den April 1757 bewohnte, ist nichts bekannt, doch darf man annehmen, daß sie in der Hauptsache der Vorbereitung des neuen Feldzuges galt.

Im April des Jahres 1758 weilte der Prinz abermals in Dresden, um mit seinem kleinen Korps dem königlichen Bruder den Besitz Sachsens zu sichern. Damals konnte der treffliche Fürstensohn der Einwohnerschaft unserer Stadt einen äußerst wichtigen Dienst erweisen und durch seine Fürsprache bei seinem königlichen Bruder erwirken, daß der Stadt von einer ihr von Friedrich dem Großen auferlegten Kriegssteuer im Betrage von 500 000 Talern 200 000 erlassen wurden.[1] Deshalb statteten mit freudigem Herzen am 24. April 1758 die beiden Bürgermeister und der Stadtsyndikus im Namen des Rates und der Bürgerschaft dem Prinzen Heinrich „für den durch ihn bewirkten Erlaß zweier Tonnen Goldes an der von hiesiger Stadt geforderten Kontribution untertänigsten Dank ab“. In den diese Angelegenheit betreffenden mir vorgelegenen Ratsakten fehlt jeder Hinweis, wo der Prinz damals in Dresden gewohnt hat.

Zum letztenmal kam Prinz H. nach Dresden aus Anlaß des 1778 ausgebrochenen, aber durchaus unblutigen bayrischen Erbfolgekrieges, bei dem sächsische Truppen mit einem preußischen Korps vereinigt, gegen Österreich zogen, das für sich beim Tode des Kurfürsten Maximilian Joseph gewisse bayrische Gebietsteile beanspruchte. Am 7. Juli traf der preußische Truppenkörper in Dresden ein und bezog mit seinen sächsischen Verbündeten beim Dorfe Plauen ein Lager. Deshalb nahm auch Prinz H., der am folgenden Tage in unserer Stadt anlangte und am Nachmittag dem Hofe einen Besuch abstattete, seine Wohnung in dem 1892 abgebrochenen Wasserschlößchen des bei Plauen gelegenen [91] Vitzthum'schen Gartens und verweilte hier bis zum 18. Juli. Dieses umfangreiche Grundstück war 1692 von Kurfürst Johann Georg IV. erkauft, seiner Geliebten Sibylle v. Neitschütz geschenkt und für sie auch das an der Weißeritz gelegene eben erwähnte Schlößchen erbaut worden. Nach einem Nachbesitzer, dem Bergdirektor Johann Wratislaw v. Reisewitz, dem das Grundstück von 1702–1709 gehörte, hat es bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts, als es der Bebauung erschlossen wurde, im Volksmunde den Namen der Reisewitz'sche Garten geführt. Dieser war von 1770–1777 Eigentum des Oberkammerherrn Ludwig Siegfried Graf Vitzthum v. Eckstädt. – Prinz H., der noch im Juli 1778 mit seinen Truppen nach Böhmen gezogen war, kehrte wegen der bereits im Herbste begonnenen Friedensverhandlungen nach Sachsen zurück, lebte zunächst fast zwei Monate im Schlosse Großsedlitz, siedelte aber am 27. November nach Dresden über. Während seines langen hiesigen Aufenthaltes bis zum 27. Mai 1779 wohnte er im Brühl'schen Palais, zuletzt Augustusstraße 3, und erfreute sich bei der Bevölkerung auch diesmal wieder allgemeiner Beliebtheit.


  1. Genaueres darüber im Aufsatz Friedrich II, Seite 87.