Heinrich Kiepert (Die Gartenlaube 1898/16)

Textdaten
<<< >>>
Autor: *
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Heinrich Kiepert
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 516
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Lebensabriss von Heinrich Kiepert anlässlich seines 80. Geburtstages
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[516]

Heinrich Kiepert.
Nach einer Aufnahme von Loescher & Petsch,
Hofphotographen in Berlin.

Heinrich Kiepert. (Mit obenstehendem Bildnis.) In unsrer Zeit sind die Landkarten zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel für verschiedene Berufsstände geworden. Sie nützen dem Kaufmann und dem Soldaten, dem Seefahrer sind sie unentbehrlich, und jeder Tourist führt sie bei sich auf seinen Wanderungen. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten zeichnen sich unsre Landkarten durch hohe Zuverlässigkeit und Billigkeit aus. Wissenschaft und Technik haben in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts den Grund zu dem Aufschwung der Kartographie gelegt, und unter den Männern, die in Deutschland auf diesem Gebiete bahnbrechend wirkten, sind vor allem Adolf Stieler, Heinrich Berghaus, Emil v. Sydow und Heinrich Kiepert zu nennen. Die von ihnen herausgegebenen Atlanten erfreuen sich noch heute in neubearbeiteten Auflagen allgemeiner Beliebtheit. Der jüngste von diesen Förderern der deutschen Kartographie, Heinrich Kiepert, weilt noch heute unter den Lebenden, und es ist ihm nunmehr vergönnt, seinen achtzigsten Geburtstag zu begehen. – Heinrich Kiepert wurde am 31. Juli 1818 in Berlin geboren. Auf der Universität seiner Vaterstadt erhielt er die wissenschaftliche Ausbildung. Kleinasien war das Land, mit dem er sich zuerst eingehender befaßte. Er wurde nämlich beauftragt, die topographischen Arbeiten der preußischen Offiziere, die 1837 bis 1839 in Kleinasien thätig waren, zu redigieren, und machte in den Jahren 1841 und 1842 selbst eine Studienreise nach dem nordwestlichen Teil jenes Ländergebiets. Bald darauf wurde er der technische Leiter des Geographischen Instituts zu Weimar, kehrte aber 1852 nach Berlin zurück, um sich der akademischen Laufbahn zu widmen. Sein Ruf war bereits so angesehen, daß er in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde. Im Jahre 1859 erhielt Kiepert an der Berliner Universität eine außerordentliche und im Jahre 1874 eine ordentliche Professur. Von Berlin aus unternahm er verschiedene Studienreisen, nach Palästina, Karien, Lesbos, Mysien und der Troas. Besondere Anerkennung in wissenschaftlichen Kreisen erntete er zuerst durch seinen „Atlas von Hellas und den hellenischen Kolonien“, der in den Jahren 1840 bis 1846 erschien. Auch in späteren Jahren lieferte Kiepert eine Anzahl trefflicher archäologischer Karten, so z. B. den großen Atlas der alten Geographie „Formae orbis antiqui“. In weiteste Kreise drang aber sein Name mit dem 40 Blatt umfassenden Werke „Neuer Handatlas der Erde“, dessen erste Auflage 1857 bis 1861 in Berlin erschien. Auch für den geographischen Unterricht in den Schulen war der berühmte Kartograph mit großem Erfolg thätig, seine Schulwandkarten und physikalischen Wandkarten sowie seine „Wandkarte von Altgriechenland“ erlebten wiederholt neue Auflagen.

In den letzten Jahren wurde Heinrich Kiepert in seinen Arbeiten wesentlich von seinem Sohne Richard unterstützt, der gleichfalls der Kartographie sich widmet und neben verschiedenen selbständigen Arbeiten die Neuauflagen der berühmten Karten und Atlanten seines Vaters besorgt.

Heinrich Kiepert erfreut sich einer für ein so hohes Alter ungewöhnlichen Rüstigkeit; noch in seinem siebzigsten Lebensjahre unternahm er in Kleinasien neun- bis zehnstündige Ritte zum Zwecke kartographischer Aufnahmen, und noch in diesem Jahre hat er als ältester der vortragenden Professoren an der Berliner Universität ein unentgeltliches Kolleg über Geschichte der Kartographie gehalten. *